8. Szene

(v. Tellheim. Der Wirt. Die Vorigen.)

Tellheim
(tritt herein, und indem er sie erblickt, flieht er auf sie zu). Ah! meine Minna! -

Fräulein
(ihm entgegenfliehend). Ah! mein Tellheim! -

Tellheim
(stutzt auf einmal und tritt wieder zurück). Verzeihen Sie, gnädiges Fräulein - das Fräulein von Barnhelm hier zu finden -

Fräulein
Kann Ihnen doch so gar unerwartet nicht sein? - (Indem sie ihm näher tritt und er mehr zurückweicht.) Verzeihen? Ich soll Ihnen verzeihen, daß ich noch Ihre Minna bin? Verzeih' Ihnen der Himmel, daß ich noch das Fräulein von Barnhelm bin! -

Tellheim
Gnädiges Fräulein - (Sieht starr auf den Wirt und zuckt die Schultern.)

Fräulein
(wird den Wirt gewahr und winkt der Franziska). Mein Herr -

Tellheim
Wenn wir uns beiderseits nicht irren - Franziska. Je, Herr Wirt, wen bringen Sie uns denn da? Geschwind, kommen Sie, lassen Sie uns den Rechten suchen.

Wirt
Ist es nicht der Rechte? Ei ja doch!

Franziska
Ei nicht doch! Geschwind, kommen Sie; ich habe Ihrer Jungfer Tochter noch keinen guten Morgen gesagt.

Wirt
Oh! viel Ehre - (Doch ohne von der Stelle zu gehn.)

Franziska
(faßt ihn an). Kommen Sie, wir wollen den Küchenzettel machen. - Lassen Sie sehen, was wir haben werden -

Wirt
Sie sollen haben, vors erste -

Franziska
Still, ja stille! Wenn das Fräulein jetzt schon weiß, was sie zu Mittag speisen soll, so ist es um ihren Appetit geschehen. Kommen Sie, das müssen Sie mir allein sagen. (Führet ihn mit Gewalt ab.)