Franziska
(erbittert). Kann ich noch reden? O schön!
o schön!
Fräulein
Spotte nur; ich verdiene es. (Nach
einem kleinen Nachdenken und gelassener.) Spotte
nicht, Franziska; ich verdiene es nicht.
Franziska
Vortrefflich! Da haben Sie etwas Allerliebstes
getan, einen Spitzbuben wieder auf die Beine
geholfen.
Fräulein
Es war einem Unglücklichen zugedacht.
Franziska
Und was das beste dabei ist: der Kerl
hält Sie für seinesgleichen. - Oh, ich muß ihm nach
und ihm das Geld wieder abnehmen. (Will fort.)
Fräulein
Franziska, laß den Kaffee nicht vollends
kalt werden, schenk ein.
Franziska
Er muß es Ihnen wiedergeben; Sie haben
spielen. Zehn Pistolen! Sie hörten ja, Fräulein,
daß es ein Bettler war! (Das Fräulein schenkt
indes selbst ein.) Wer wird einem Bettler so viel geben?
Und ihm noch dazu die Erniedrigung, es erbettelt zu
haben, zu ersparen suchen? Den Mildtätigen, der den
Bettler aus Großmut verkennen will, verkennt der
Bettler wieder. Nun mögen Sie es haben, Fräulein,
wenn er Ihre Gabe, ich weiß nicht wofür, ansieht. -
(Und reicht der Franziska eine Tasse.) Wollen Sie mir
das Blut noch mehr in Wallung bringen? Ich mag nicht
trinken. (Das Fräulein setzt sie wieder weg.) "Parbleu,
Ihro Gnad, man kenn sik hier nit auf den Verdienst."
(In dem Tone des Franzosen.) Freilich nicht,
wenn man die Spitzbuben so ungehangen herumlaufen
läßt.
Fräulein
(kalt und nachdenkend, indem sie
trinkt). Mädchen, du verstehst dich so trefflich auf die
guten Menschen: aber, wenn willst du die schlechten
ertragen lernen? - Und sie sind doch auch Menschen.
- Und öfters bei weitem so schlechte Menschen nicht,
als sie scheinen. - Man muß ihre gute Seite nur aufsuchen. -
Ich bilde mir ein, dieser Franzose ist nichts
als eitel. Aus bloßer Eitelkeit macht er sich zum falschen
Spieler; er will mir nicht verbunden scheinen, er
will sich den Dank ersparen. Vielleicht, daß er nun
hingeht, seine kleine Schulden bezahlt, von dem
Reste, soweit er reicht, still und sparsam lebt und an
das Spiel nicht denkt. Wenn das ist, liebe Franziska,
so laß ihn Rekruten holen, wenn er will. - (Gibt ihr
die Tasse.) Da, setz weg! - Aber, sage mir, sollte Tellheim
nicht schon da sein?
Franziska
Nein, gnädiges Fräulein, ich kann beides
nicht, weder an einem schlechten Menschen die gute,
noch an einem guten Menschen die böse Seite aufsuchen.
Fräulein
Er kömmt doch ganz gewiß? -
Franziska
Er sollte wegbleiben! - Sie bemerken an
ihm, dem besten Manne, ein wenig Stolz, und darum
wollen Sie ihn so grausam necken?
Fräulein
Kömmst du da wieder hin? - Schweig,
das will ich nun einmal so. Wo du mir diese Lust verdirbst;
wo du nicht alles sagst und tust, wie wir es
abgeredet haben! - Ich will dich schon allein mit ihm
lassen, und dann -- Jetzt kömmt er wohl.