Sosius. Wo man für diese Glutt
Nicht beßre Kühlung weiß / so ist der Rath nicht gutt
Hat Alexander nicht das wüste Meer
getämmet1) /
Thürm' in di Flutt gelegt / der Wellen Zorn gehemmet
Di See zu Schiffbruch bracht / als sie das Heer verdrang
Und dieser Blitz der Welt das stoltze Tyrus zwang?
Hat Caesar nicht besigt den Ocean der Britten /
Den tiefen Rhein bepfält / oft schwimmende gestritten /
Di Veneter gezähmt / di kein gewafnet Fuß
Kein Pferd kein Mast betrat; deß Ibers strengen Fluß
In frembdes Ufer bracht / dem Nilus Gräntzen funden;
Ja diese grosse Stadt selbst sieghaft überwunden?
Hat der Agrippa nicht / der täglich seinen Witz
Auf unser Unheil schärfft / in Cumens Felsen
Ritz'2) /
Und Hafen eingesenckt? Was lassen wir uns träumen:
Augustus werde nicht deß Nilus Außtrit zäumen?
Deß Lägers Thämm' erhöhn / di Grafften säncken ein /
Zumal die Römer ja zu Wasser Meister sein?
Archibius.
Perdiccas ward durch nichts als durch den Nil gefället /
Als der erzürnte Strom di Wellen aufgeschwället /
Ob ihm schon Attalus mit Schiffen dienstbar war.
Sosius.
Perdiccas und August sind kein vergleichlich Paar.
Canidius.
Man gebe diß auch nach; daß uns der Strom nit rette;
Das Glükke / das itzt scheint / geht morgen oft zu Bette.
Wir haben durch Gedult zum vortheil so viel Zeit /
Di alle Wunden heilt. Wieviel das Purper-Kleid
Deß Keisers Römisch Blut der Bürger hat gesogen;
So viel hat er zu Rom auch Nattern auferzogen /
Di für dem Keiser zwar mit sanfter Zunge spiln;
Doch durch deß Hertzens Gifft di Rach-begirde kühln.
Rom hat auf den Octav nicht minder Dolchen fertig
Als auf den Julius. Man sei der Zeit gewärtig /
Ob sie uns stürtzen kan. Di Wolkke dreut oft viel /
Di wenig Blitze gibt. Als das verlohrne Spiel
Den Julius fast zwang auf sich sein Schwerd zu wetzen
Für Munda3) / ließ es
ihm den Lorberkrantz aufsätzen:
Als aber Ulla fast Pompejens Beuthe
war4) /
Verschwand di blasse Furcht durch Cordubens Gefahr.
Sosius.
Uns kommt kein Caesar nicht / der uns den Feind zertheile.
Canidius.
Wer weiß / ob Juba nicht so gutt di Wunden
heile?5)
Sosius.
Ja! seinem Vater fiel sein heilen allzuschwer.
Canidius.
Durch ihn fiel Curion mit samt deß Keisers Heer.
Sosius.
Denn aber must' ihn selbst deß Freindes Spitz' erstächchen.
Canidius.
Diß reitzt den Juba sich an Juliern zu rächchen.
Sosius.
Der steht auf Eiß / der sich auf frembder Hülffe stützt.
Canidius.
Wo nicht dem Helffer auch di Hülffe selber nützt.
Sosius.
Was hat Coriolan am Nilus zu verlihren?
Canidius.
Diß / daß ihn unser Band' auch in Ketten führen.
Sosius.
Sol denn der Mohr itzt erst Egyptens Schutz-Herr sein?
Canidius.
Ein Mohr / ein Hannibal trieb Rom in Rom hinein.
Sosius.
Rom war zu selber Zeit noch nicht recht Rom zu nennen.
Canidius.
Mehr! weil die Römer selbst ihr eigen Rom itzt trennen.
Sosius.
Itzt aber fällt gantz Rom dem Keiser wider bei.
Canidius.
Nicht glaube: daß gantz Rom Octavianisch sei.
Sosius.
So bald di Häupter weg muß sich der Pöfel geben.
Canidius.
Ich glaube: daß in Rom / noch tausend Brutus leben.
Sosius.
Nein! nein! weil Cassius der Römer letzter
war.6)
Canidius.
Verdeckter Schlangen Gift bringt desto mehr Gefahr;
Sosius.
Das gantze Rom begehrt: daß Nilus zinßbar werde.
Canidius.
Hingegen hasset diß der grosse Rest der Erde.
Sosius.
Er hast' es; nur daß er nichts nicht verhindern kan.
Canidius.
Wol / wo Phraates sich nur nimmt Egyptens an.
Sosius.
Was kan der Parthe wol den Römern abgewinnen?
Canidius.
Deß Crassus Beyspiel lehrt / was Parth' und Mede
können.7)
Sosius.
Der Crassus lernt es zwar; ein anders ist August.
Canidius.
Es dien't ein Persisch Pfeil auch für Augustus Brust.
Caelius.
Mir fällt noch ichtwas bei. Ihr kennet das Gemütte
Deß Keisers / das sich wol noch lencken lässt zur Gütte.
Herodes Brieff trug uns schon Fridens-Mittel
an.8)
Man schau' ob man sich gar mit ihm vergleichen kan.
Man schlag' ihm Mittel vor. Warumb solln wir sich schämen:
Annähmlichen Vertrag vom Keiser anzunehmen?
Sosius.
Erwart'stu Fried' und Ruh vons Keisers blutt'ger Hand?
Caelius.
Man hat an dem August di Sanfftmuth schon erkant.
Sosius.
Wo?
Caelius. Zu Perusien an unsers Fürsten
Bruder.9)
Sosius.
Er brauchte diesen Schein zu seinem Ehren-Ruder.
Caelius.
Warumb denn stell't er ihn so bald auf freien Fuß?
Sosius.
Weil grosse Vogel man mit kleinen kirren muß.
Caelius.
War Lucius Anton für so gar klein zu halten.
Sosius.
Das Röm'sche Reich gab ihm kein Drittel zu verwalten.
Caelius.
Warumb stürtz't er denn nicht den Lepidus durchs Schwerd?
Sosius.
Sein mehr als knechtisch Geist war keiner Schwerdter wehrt.
Caelius.
Er hat dem Decius den Vater-Mord
vergässen;10)
Sosius.
Es lässt sich Fürst Anton nach keiner Richt-schnur mässen.
Caelius.
Hat ihm Anton mehr Leid als Brutus angethan?
Sosius.
Diß: daß Anton ihm mehr als Brutus schaden kan.
Caelius.
Sol Rach-gier mindern Grimm als Statt-sucht mit sich bringen?
Sosius.
Er ließ auch Brutus Kopff für Caesars Bildnüß
springen.11)
Caelius.
Uns fleckt kein Vater-Mord.
Sosius. Noch der Peruser
Schaar12)
Die er geschlachtet hat auf Julius Altar.
Caelius.
Sie hatten gleichwol sich am Keiser hochverbrochen.
Sosius.
Wie Gallius? dem er di Augen
außgestochen.13)
Caelius.
Warumb bracht er sich selbst in Mördlichen Verdacht?
Sosius.
Ein unbedachtsam Wort hat Afern
umbgebracht.14)
Caelius.
Gesätzt: daß Sosius den rechten Zweck erzihle /
Daß Caesar sich mit nichts als unserm Blutte kühle
Daß der Antonier in Grund-gestürtztes Haus
Sein sanftes Bette sei. Wo zielt der Rath hinauß?
Daß ich / der ich vielleicht noch Jahr und Tag kan leben /
Mich heute stürtzen sol? Wenn Cato sich
ergeben15)
Dem Julius / als er sich selber hat gestürtz't
Ihm wär' auf diesen Tag nicht Geist nicht Ruhm verkürtz't.
Selbst Sosius gesteh't und ihr verjah't es alle:
Des Lägers Anfall kühl' und lesch' uns nur di Galle;
Stürtz' aber uns noch heut' in di noch ferne Noth.
August hat übers Jahr nicht mehr als einen Todt'
Für mein und euren Hals. Laß't über's Jahr uns sterben.
Wir können itzt nicht mehr als künftig Ruhm erwerben.
Wenn endlich Hofnung auch uns wird zu scheitern gehn /
So mag Verzweifelung den letzten Sturm außstehn.
-
Hat Alexander nicht das wüste Meer getämmet? Was für
unglaubliche Gebäue der grosse Alexander in Belägerung der Stadt Tyrus in das Meer
geleget; darvon meldet Curtius im 4. Buche: über welchen auch di darzu schiffenden Tyrier
gefragt: num major Neptuno esset Alexander. Welcher gestalt auch Julius Caesar di Veneter / ein
Volck in Niederland / welchen wegen Epp und Flutt des Meeres weder mit Schiffen noch zu Fusse
beizukommen war / ruhmbar besigt / erzehlet Caesar lib. 3. de Bell. Gallico
p. m. 78. seqq. Wie auch welcher Gestalt er den grossen Fluß Iberus in Spanien
aus seinen Ufern geleitet / also daß er ohne Schiffe mit seinem Heere dardurch kommen
können / beschreibt er de bell. civil. c. 1. p. m. 319. Worbey nicht
zuvergessen: daß eben er mit seinem Heere durch di Temse auf di am Rande stehende Britannier
gesätzet / darvon er de bell. Gallic. lib. 5. p. m. 133. meldet: Caesar
praemisso Equitatu confestim Legiones subsequi jussit. Sed ea Celeritate atque; eo Impetu milites
ierunt, cum Capite solo ex aqua extarent, ut hostes Impetum Legionum atque; Equitum sustinere non
possent, ripasque; dimitterent ac se fugae mandarent. Welcher That Famianus Strada de bello Belgico
dec. 1. lib. 8. p. m. 403. seqq. vergleichet dieselbe / da 1750. Mann
aus der Spanischen Armee 4000. schritte durch di See auf di wolbewehrte Insel Duveland zu
Fusse durchgesetzt und sie erobert. Welches gleichfalls 5000. Schritte durchs Meer auf di
Insel Zuitverland im 1571sten Jahr ein Spanischer Oberster Mondragonius ausgerichtet. Vid. eund.
Stradam lib. 7. decad. 1. p. m. 376. Der Belägerung der Stadt Tyrus aber
wird verglichen di weltberühmbte Belägerung der Stadt Rochelle in Franckreich. Ja di
Franzosen wollen sie jener noch weit vorzihen. Massen Monsieur de Silhon en son Ministre
d'Estat 1. 3. chap. 5. 6. sie nicht genung herauß zu streichen weiß /
alwo er insonderheit meldet: Tyr & Anvers n'ont rien veu de semblable quoy qu'on die, si ce
n'est peut-estre qu'on veuille comparer la Mer mediterranee, à l'Ocean & un canal
estroit & tranquille à un Canal extremement agité & desmesurement large.
-
Hat der Agrippa nicht in Cumens Felsen Ritz. Was daselbst Agrippa
für wunderliche und trefliche See-Hafen gebauet auch in di Lucriner und Averner See das Meer
eingeleitet beschreibet Sveton. in Vit. Aug. c. 16. Xiphilin. in vit. Aug. p. m. 51.
-
Den Julius fast zwang auf sich sein Schwerd zu wetzen für Munda.
Obschon Julius Caesar den Pompejum gestürtzet / hat er doch niemals mit grösserer
Gefahr und zweifelhaftem Gelück gefochten / als in Spanien bei Munda mit seinen Kindern: also
daß er auch schon selbst sich zutödten willens gewesen / wenn nicht durch einen
sonderbahren Zufall di Pompejischen in di Flucht gerathen wehren. Strabo lib. 3. pag. 92.
Florus lib. 4. cap. 2.
-
Als Ulla fast Pompejens Beuthe war. Als Cneus Pompejus di Stadt Ulla in
Spanien so harte belagerte / daß sie sich gleich ergeben solte / rückte Julius Caesar
für Corduba / dahero muste Pompeius umb Corduba zuentsetzen von Ulla abziehen. A. Hirtius
aut Oppius de bell. Hispaniens. lib. 6. p. m. 546. seqq.
-
Wer weis ob Juba. Nach dem der grosse Pompejus bei Pharsalos di grosse
Schlacht verlohren / und er in Egypten vom Pothino ermordet ward / flohen seine Kriegs-Obersten in
Africam / und verbanden sich daselbst insonderheit zusammen / Publ. Scipio, M. Cato und
Juba der König in Mauritanien / welcher auch den Curio mit des Caesars Heer erlegte. Vellei.
Patercul. lib. 2. p. m. 128. Sie wurden aber endlich alle geschlagen / und damit sie
nicht in des Siegers Hände kämen / erstach sich Cato selbst / Petrejus Jubam, endlich er
und Scipio sich selbst. Florus lib. 4. c. 2. Jul. Caesar de bell. African. lib. 5.
Dieses Jubae Sohn ist gewest Juba Coriolanus der hernach di junge Cleopatra geheyrathet.
-
Weil Cassius der Römer letzter war. M. Brutus und
C. Cassius waren di Häupter derselben / welche den Julium Caesarem umbbrachten / und di
Freyheit der Stadt Rom bis auf den letzten Blutts-Tropffen vertheidigten. Dahero auch diese
heimlich von denen Römern sehr hochgeschätzet worden. Woher gehöret was Tacitus
lib. 3. Annal. cap. ult. von der Juniae, als des C. Cassii Ehweibes
Begräbnüsse / erzehlet. Viginti clarissimarum Familiarum imagines antelatae sunt, Manlii,
Quinctii, aliaque; ejusdem nobilitatis nomina: sed praefulgebant Cassius atque; Brutus eo ipso,
quod Effigies eorum non visebantur. Insonderheit aber gehöret hieher ex Taciti lib. 4.
Annal. c. 35. Cremutius Cordus postulatur novo ac tunc primum audito Crimine, quod editis
Annalibus, laudatoque; M. Bruto, C. Cassium ROMANORUM ULTIMUM dixisset.
-
Des Crassus Beyspiel lehrt. Dieser Crassus brach das mit den Parthern
gemachte Bündnüs / überzog den König Orodes / ward aber mit eilf Legionen aufs
Haupt erlegt / in seines abgeschnittenen Hauptes Maul flissend Gold gegossen. Florus lib. 3.
c. 11.
-
Herodes Brief trug uns schon Friedens-Mittel an. Welcher gestalt Herodes
dem Antonius Cleopatram zutödten / und durch dis einige Mittel sich mit dem Augustus
zuversöhnen gerathen / eröffnet er selbst dem Augustus als er auf der Insel Rhodus das
Königreich von ihm erhält / beim Joseph. lib. 15. Ant. Judaic. c. 10.
-
Zu Perusien an unsers Fürsten Bruder. Als sich Lucius Antonius
nebst der Fulvia wider den Augustus auflehnete / beschloß er sie zu Perusia und zwang sie
durch Hunger: daß sie sich ihm ergeben musten / ließ sie aber beide auf freien
Fuß. Dio lib. 47. C. Vellej. Patercul. libr. 2. p. m. 139.
-
Er hat dem Decius den Vater-Mord vergessen. Als Caesar dem Antonius bei
Mutina geschlagen hatte / und also Decius Brutus einer unter des Caesars Mördern in seine
Hände kam / ließ er ihn dennoch desthalben gantz frei. Pezelius Mell. hist.
parte 2. lib. 2. cap. 1. p. m. 118.
-
Er ließ auch Brutus Kopf für Caesars Bildnüs springen.
Von des Octavii Caesaris Rachgier meldet Sveton. in Octav. c. 13. Nec successum Victoriae
moderatus est: sed capite Bruti Romam misso, ut Statuae Caesaris subjiceretur, in splendidissimum
quemque; captivum non sine verborum contumelia saeviit. Ut quidem uni suppliciter sepulturam
precanti respondisse dicatur, Jam istam in volucrum fore potestatem, alios, patrem & filium pro
vita roganteis, sortiri vel dimicare jussisse, ut alterutri concederetur: ac spectasse utrumque
morientem, cum patre, qui se obtulerat, occiso, filius quoque; voluntaria occubuisset morte.
-
Noch der Peruser Schaar. Eben dis erzehlt Sveton. d. l.
c. 15. Perusia capta in plurimos animadvertit: orare veniam vel excusare se conantibus una
voce occurrens, Moriendum esse. Scribunt quidam trecentos ex dedititiis electos utriusque; ordinis
ad aram D. Julio ex structam Idibus Martiis hostiarum more mactatos. Ein gleichmässiges
Exempel erzehlt vom Alexandro Justin. lib. 11. Prima illi cura paternarum Exequiarum fuit: in
quibus ante omnia caedis conscios ad tumulum patris occidi jussit. Und von der Deutschen
Grausamkeit als Varus erlegt worden / Tacit. l. 1. Annal. c. 61. Lucis propinquis
barbarae Arae, apud quas Tribunos & primorum Ordinum Centuriones mactaverant. Endlich berichtet
Appianus: Spartacus fugitivus, Crixo occiso, trecentos e captivis Romanis immolavit.
-
Wie Gallius? dem er di Augen ausgestochen. Sveton. in Octav.
c. 27. erzehlt dis also: C. Gallium praetorem in officio salutationis tabb. duplices
veste tectas tenentem, suspicatus gladium occulere: nec quidquam statim, ne aliud inveniretur,
ausus inquirere, paulo post per Centuriones & milites raptum e tribunali, servilem in modum
torsit: ac fatentem nihil jussit occidi, prius Oculis ejus sua manu effossis. Gleichmässig
meldet Valerius: Sylla M. Marium non prius vita privavit, quam oculos infelicis erueret.
-
Ein unbedachtsam Wort hat Afern umbgebracht. Svetonius an obigem Orthe:
Tedium Afrum Cos. designatum, quia factum quoddam suum maligno sermone carpsisset, tantis
perterruit minis, ut is se praecipitaverit.
-
Wenn Cato sich ergeben. Caesar eilte nach erlangtem Siege auf Utica zu
/ umb daselbst den Cato noch lebendig anzutreffen / welcher aber mit dem Tode dem Sieger vorkam.
Dahero / als ihn Caesar todt fand / er diese Worte gebrauchte: Iuvideo Cato hoc lethum tibi, nempe
tu mihi salutem invidisti tuam. Pezel. d. l. p. 2. 1. 1. c. 44. pag. 105.