595   Schloß Trausnitz im Tal

Von Eduard v. Schenk

        Still geht die Pfreimd dort unten in den Talen,
Als wollte sie noch Friedrichs Klagen lauschen;
Die Tannen, deren dunkle Wipfel rauschen,
Erzählen noch von seines Kerkers Qualen.

Ihr Türme, leuchtend in des Abends Strahlen,
Die ihr ihn saht, nach kurzen Glücks Berauschen
Den Purpur mit der Kette hier vertauschen,
Ihr scheint mit der Erinn'rung noch zu prahlen!

Da sitz' ich nun auf euren öden Mauern,
Die er benetzt mit Tränen; seiner Schöne
Und Schmach und Treu' denk ich mit tiefem Trauern

Und weih' ihm still im Nachhall seiner Schmerzen
Nach fünf Jahrhunderten des Mitleids Töne. –
Kronen gewinnt das Glück; das Unglück Herzen.


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