Gonerill.
Schwester, es ist nicht wenig, was ich über Dinge, die uns
beyde angehen, zu sagen habe. Ich denke, unser Vater wird diese
Nacht von hier abgehen.
Regan.
Das ist gewiß, und mit Euch; den künftigen Monath zu
Uns.
Gonerill.
Ihr sehet, wie veränderlich ihn sein Alter macht; die Gelegenheit
die wir hatten, diese Beobachtung zu machen, war nicht gering.
Er liebte unsre Schwester immer vorzüglich, und aus was für
einem armseligen Grund er sie izt weggeworffen, ist nur allzu
offenbar.
Regan.
Es ist die Schwachheit seines Alters; und doch hat er sich selbst
allezeit nur obenhin gekannt.
Gonerill.
Das Beste und Gesundeste was er in seiner Zeit that, war übereilt;
was können wir also anders erwarten, als nicht nur alle Fehler
einer lang eingewurzelten Gewohnheit; sondern überall diese
unlenksame Wunderlichkeit, die ein schwaches und cholerisches
Alter mit sich bringt.
Regan.
Wir werden noch manche solche unverständige Grillen von ihm
erfahren, wie Kents Verbannung war.
Gonerill.
Der Abschied zwischen ihm und Frankreich ist noch ein solches
Beyspiel. Ich bitte euch, laßt uns gemeinschaftlich zu Werke
gehen. Wenn unser Vater das königliche Ansehen mit einer
solchen Gemüths-Beschaffenheit beybehält, so ist seine
lezte Abdankung vielmehr etwas beleidigendes.
Regan.
Wir wollen weiter über diese Sache denken.
Gonerill.
Wir müssen irgend etwas thun, und das in der ersten Hize.
(Sie gehen ab.)
* In Wielands Übersetzung blieben dritter und vierter Auftritt
ohne Überschrift.