Othello und Gefolge zu den Vorigen.
Othello.
O meine schöne Heldin!
Desdemona.
Mein theurer Othello!
Othello.
Meine Verwundrung euch vor mir hier zu sehen, ist so groß
als mein Vergnügen. O Wonne meines Herzens! Wenn auf jeden
Sturm eine so süsse Stille folgte, so möchten die Winde
blasen, bis sie den Tod aufgewekt hätten: So möchte
die arbeitende Barke an Hügeln von Wasser bis an den Olymp
hinauf klettern, dann wieder so tief sich tauchen, als die Hölle
vom Himmel ist! Wenn ich izt sterben müßte, so wär's
in dem Augenblik, da meine Glükseligkeit ihren höchsten
Punkt erreicht hat; ich besorge sehr, diese Wonne meiner Seele
ist zu groß, als daß noch eine solche in der unbekannten
Zukunft für mich ligen kan.
Desdemona.
Das verhüte der Himmel, daß unsre Liebe und unser Vergnügen
nicht in gleichem Maasse zunehmen sollte, wie unsre Tage wachsen!
Othello.
Amen, zu diesem holden Wunsch! Ich kan nicht genug von dieser
Freude sagen, mein Herz ist so voll - - (er küßt
sie - -) und diß, und diß, möge die grösseste
Dissonanz seyn, die jemals unsre Herzen machen werden!
Jago (bei Seite.)
O, izt seyd ihr noch wolgestimmt; aber ich will den Wirbel
legen, der diese Musik macht, so wahr ich ehrlich bin!
Othello.
Kommt, wir wollen in's Schloß. Nun, meine Freunde, der Krieg
ist geendigt, eh er angefangen hat; die Türken sind ertrunken.
Wie leben unsre alten Bekannten auf dieser Insel? - - Mein liebstes
Herz, ihr werdet in Cypern sehr geliebt werden; ich habe viele
Freundschaft hier empfangen - - O meine Liebe, ich merke daß
ich mich vergesse; das Uebermaaß meiner Freude macht mich
schwärmen. - - Ich bitte dich, guter Jago, geh an die Rhede
und laß meine Kisten auspaken; und den Schiffs-Patron bring'
in die Citadelle zu mir; er ist ein geschikter Mann, dessen Verdiensten
eine vorzügliche Achtung gebührt. Kommt, Desdemona,
noch einmal willkommen in Cypern!
(Othello und Desdemona gehen ab.)