Fünfzehnte Scene.

Rodrigo zu Jago.

Rodrigo.
Ich lauffe hier mit der Jagd, nicht wie ein Hund der jagt, sondern nur, wie einer der schreyen hilft. Mein Geld ist beynah aufgebraucht; heute Nachts bin ich ganz unvergleichlich abgeprügelt worden; und ich denke, das Ende vom Liede wird seyn, daß ich so viel Erfahrung für meine Mühe habe; und so werd' ich mit einem leeren Beutel und einem Bißchen mehr Wiz wieder nach Venedig zurük kehren - -

Jago.
Was für elende Leute sind doch die, so keine Geduld haben können! Wenn heilt jemals eine Wunde anderst als nach und nach - - Du weißst doch, daß wir nicht zaubern können, sondern daß alles was wir thun, natürlich zugehen muß; und die Natur will ihre Zeit haben. Wo fehlt es dann, laßt sehen? Cassio hat dich geprügelt, und du hast für ein paar arme Schläge diesen Cassio cassiert - - Was reiff werden soll, muß erst blühen. Gedulde dich noch ein wenig: Es ist würklich schon Tag. Vergnügen und Arbeit machen, daß uns die Stunden kurz scheinen. Entfern' dich; geh, wohin du angewiesen bist; geh, sag ich - - du sollst bald mehr von mir hören - - Nun, so geh doch - -

(Rodrigo geht.)

Nun sind zwey Dinge zu thun; mein Weib muß für den Cassio zur Desdemonen gehen, und das will ich bald veranstaltet haben; ich muß indeß den Mohren auf die Seite nehmen, und ihn nicht eher wieder erscheinen lassen, als gerade wenn er den Cassio bey seiner Frauen überraschen kan - - ja, so muß es gehen - - und das Eisen soll geschmiedet werden, weil es noch warm ist.

(Er geht ab.)


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