Vor Othello's Pallast.
Cassio, mit Musicanten, tritt auf.
Cassio.
Meine Herren, hier spielt eins, (ich will eure Mühe vergelten,)
etwas das nicht zu lange währt, und dann wünscht dem
General einen guten Morgen.
(Die Musik fängt an; Hans Wurst kommt aus dem Hause heraus.)
Hans Wurst.
Wie, ihr Herren, sind eure Instrumente in Neapel gewesen, daß
sie so durch die Nase reden? - - Hier ist Geld für euch;
eure Musik gefällt dem General so wol, daß er wünscht,
ihr möchtet ihm den Gefallen thun, und nicht gar zu laut
damit seyn.
Musicant.
Gut, Herr, wir wollen's leiser machen.
Hans Wurst.
Wenn ihr eine Musik habt, die man nicht hört, so macht immer
fort: Aber was man heißt, Musik zu hören, davon ist
der General kein sonderlicher Liebhaber.
Musicant.
Eine Musik, die man nicht hört? - - Wir können eine
solche, Herr.
Hans Wurst.
So stekt eure Pfeiffen wieder in euern Sak, und zieht ab. Geht,
zerfließt in Luft, fort.
(Die Musicanten gehen ab.)
Cassio.
Hörst du, guter Freund?
Hans Wurst.
Mit beyden Ohren.
Cassio.
Hier ist ein kleines Goldstük für dich; wenn die Kammer-Frau
der Generalin auf ist, so sag' ihr, es sey ein gewisser Cassio
da, der sich die Erlaubniß ausbitte, ein paar Worte mit
ihr zu reden. Willt du?
Hans Wurst.
Sie ist auf, Herr; wenn sie mir in den Wurf kommt, so will ich
nicht ermangeln, es ihr zu notificieren.
(Er geht.)
Cassio.
Thu das, guter Freund - - Da kommt Jago eben recht.
Jago (zu ihm.)
Jago.
Ihr seyd also nicht zu Bette gegangen?
Cassio.
Nein, gewiß nicht; der Tag brach ja schon an, eh wir schieden.
Ich bin so frey gewesen, und habe eure Frau hieher bitten lassen;
ich will sie ersuchen, sie möchte mir Zutritt bey Desdemona
verschaffen.
Jago.
Ich will sie augenbliklich hieher schiken, und indeß ein
Mittel ausfindig machen, um den Mohren auf die Seite zu bringen,
damit ihr ungehindert mit Desdemonen sprechen könnt.
(Er geht ab.)
Cassio.
Ich dank euch gehorsamst davor - - In meinem Leben hab' ich keinen
gutherzigern und ehrlichern Florentiner gesehen!
Aemilia zu Cassio.
Aemilia.
Guten Morgen, Herr Lieutenant. Es ist mir leid, daß ihr
Verdruß gehabt habt; aber ich hoffe, es wird alles wieder
gut werden. Der General und seine Gemahlin reden mit einander
davon, und sie nimmt eure Parthey sehr lebhaft. Der Mohr hält
ihr entgegen, derjenige, den ihr verwundet hättet, sey ein
Mann von grossem Namen in Cypern, und von einer ansehnlichen Familie;
er könne aus politischen Ursachen nicht anders, als euch
von sich entfernen. Jedoch versichert er zu gleicher Zeit, er
liebe euch, und habe keine andre Fürbitter nöthig, um
euch wieder bey ihm in Gunst zu sezen, als seine eigne Zuneigung.
Cassio.
Ich bitte euch dem ungeachtet, wenn ihr anders glaubt daß
es schiklich sey, und wenn es sich thun läßt, mir Gelegenheit
zu verschaffen, daß ich ein paar Worte mit Desdemonen allein
sprechen könnte.
Aemilia.
Ich bitte euch, kommt herein; ich will euch an einen Ort führen,
wo ihr Gelegenheit haben sollt, ihr alles zu sagen was ihr auf
dem Herzen habt.
Cassio.
Ich bin euch sehr dafür verbunden.
(Sie gehen ab.)