Verwandelt sich in das Zimmer im Pallast.
Desdemona, Cassio, und Aemilia.
Desdemona.
Sey versichert, mein guter Cassio, ich will alle meine Vermögenheit
zu deinem Besten anwenden.
Aemilia.
Thut es, liebste Madam; ich weiß, es bekümmert meinen
Mann, als ob es seine eigne Sache wäre.
Desdemona.
Ich glaub' es, er ist ein guter Mensch; zweifelt nicht, Cassio,
ich will meinen Herrn und euch wieder zu so guten Freunden machen,
als ihr gewesen seyd.
Cassio.
Meine großmüthigste Gebieterin, was auch aus Cassio
werden mag, so wird er nie was anders als euer getreuer Diener
seyn.
Desdemona.
Ich weiß es; ich danke euch; ihr liebet meinen Gemahl; ihr
kennt ihn schon lange; und seyd vollkommen versichert, er wird
in dieser Entfernung von euch nicht weiter gehen, als er durch
politische Ursachen sich genöthigt sehen wird.
Cassio.
Sehr wohl, Gnädige Frau; aber diese politische Freundschaft
kan so lange währen, und indeß mit einer so leichten
und wäßrichten Nahrung unterhalten werden, daß,
indem ich abwesend bin, und ein andrer meine Stelle inne hat,
mein General meiner Ergebenheit und meiner Dienste endlich gänzlich
vergessen wird.
Desdemona.
Macht euch keine solche Gedanken; hier in Aemiliens Gegenwart
verbürg' ich mich selbst für deine Stelle. Versichre
dich, wenn ich meine Freundschaft verspreche, so darf man sich
darauf verlassen, daß ich ihre Pflichten bis auf den äussersten
Punkt erfüllen werde. Mein Gemahl soll keine Ruhe haben,
bis er sich ergeben wird; er soll Tag und Nacht nichts anders
hören, ich will ihn bis in sein Bette damit verfolgen, und
er soll nichts sagen noch thun können, wovon ich nicht den
Anlas nehme, ihn an Cassio's Gesuch zu erinnern; sey also ruhig,
Cassio; deine Sachwalterin soll eher das Leben lassen, ehe sie
deine Sache aufgeben soll.