Fünfte Scene.

Einige Räuber mit dem Herzog und Thurio zu den Vorigen.

Räuber.
Einen Fang! einen Fang! einen Fang!

Valentin.
Zurük, zurük, es ist mein Gebietender Herr, der Herzog. Eure Gnaden ist dem unbegnadigten verbannten Valentin willkommen!

Herzog.
Signor Valentin?

Thurio.
Und dort ist Silvia, und Silvia ist mein.

Valentin.
Thurio, tritt zurüke, oder umarme deinen Tod; komm nicht innerhalb den Kreis meines Grimms; nenne Silvien nicht dein; wenn es nur einmal noch geschieht, soll Meiland dich nicht wieder sehen. Hier steht sie; wag es und nimm nur durch die leiseste Berührung Besiz von ihr; untersteh dich nur gegen meine Liebe hinzuathmen - -

Thurio.
Signor Valentin, ich bekümmre mich nichts um sie, ich. Ich halte den nur für einen Narren, der seine Person um ein Mädchen das ihn nicht liebt, in Gefahr sezen wollte. Ich mache keinen Anspruch an sie, und also ist sie meinetwegen dein.

Herzog.
Desto unedler und niederträchtiger bist du, sie, nachdem du dich so eifrig um sie beworben hast, auf eine so schlechte Art zu verlassen - - Nun, bey den ehrenvollen Schatten meiner Voreltern, ich bewundre deinen Muth, Valentin, und finde dich der Liebe einer Kayserin würdig: Wisse also, ich vergesse alles ehmalige, werfe allen Groll von mir, beruffe dich wieder zurük, und kröne deine ausserordentliche Verdienste mit dieser Belohnung: Signor Valentin, du bist ein Edelmann, und von gutem Hause; nimm du deine Silvia, du hast sie verdient.

Valentin.
Ich danke Euer Gnaden für ein Geschenk das mich glüklich macht. Und nun bitte ich euch, um dieser eurer Tochter willen, mir nur noch eine einzige Bitte zu gewähren.

Herzog.
Sie soll dir gewähret seyn, worinn sie auch bestehen mag.

Valentin.
Diese Landesverwiesenen Männer, mit denen ich gelebt habe, sind Leute von guten Gaben und Eigenschaften; vergebet ihnen was sie hier begangen haben, und lasset sie aus ihrer Verbannung zurük beruffen werden. Sie haben sich gebessert, sie sind voll guten Willens, und zu nüzlichen Diensten fähig, mein Gnädigster Herr.

Herzog.
Du hast gewonnen, ich vergebe ihnen und dir; wende sie an, wozu du jeden tauglich findest. Kommt, laßt uns gehn; und alle unsre Händel in Freude, Triumph und Lustbarkeiten versenken.

Valentin.
Und indem wir gehen, will ich über mich nehmen, Euer Gnaden durch unsern Discours lächeln zu machen. Was denket ihr von diesem Edelknaben, Gnädigster Herr?

Herzog.
Ich denk', es ist ein feiner Junge; er erröthet.

Valentin.
Ich stehe Euer Gnaden davor, er hat Reizungen die man nicht bey ihm suchte.

Herzog.
Was wollt ihr damit sagen?

Valentin.
Wenn es Euer Gnaden gefällt, so will ich euch unterwegs mit der Erzählung unsrer Abentheuer unterhalten. Kommt, Protheus, das soll eure Busse seyn, einen Zuhörer der Geschichte unsrer Liebeshändel abzugeben: Und wenn wir damit fertig sind, soll unser Hochzeit-Tag auch der eurige seyn, und Ein Fest, Ein Haus, und Eine wechselseitige Glükseligkeit, ein doppeltes Paar von Freunden vereinigen.


Vorige Seite Titelseite