Einige Räuber mit dem Herzog und Thurio zu den Vorigen.
Räuber.
Einen Fang! einen Fang! einen Fang!
Valentin.
Zurük, zurük, es ist mein Gebietender Herr, der Herzog.
Eure Gnaden ist dem unbegnadigten verbannten Valentin willkommen!
Herzog.
Signor Valentin?
Thurio.
Und dort ist Silvia, und Silvia ist mein.
Valentin.
Thurio, tritt zurüke, oder umarme deinen Tod; komm nicht
innerhalb den Kreis meines Grimms; nenne Silvien nicht dein; wenn
es nur einmal noch geschieht, soll Meiland dich nicht wieder sehen.
Hier steht sie; wag es und nimm nur durch die leiseste Berührung
Besiz von ihr; untersteh dich nur gegen meine Liebe hinzuathmen - -
Thurio.
Signor Valentin, ich bekümmre mich nichts um sie, ich. Ich
halte den nur für einen Narren, der seine Person um ein Mädchen
das ihn nicht liebt, in Gefahr sezen wollte. Ich mache keinen
Anspruch an sie, und also ist sie meinetwegen dein.
Herzog.
Desto unedler und niederträchtiger bist du, sie, nachdem
du dich so eifrig um sie beworben hast, auf eine so schlechte
Art zu verlassen - - Nun, bey den ehrenvollen Schatten meiner
Voreltern, ich bewundre deinen Muth, Valentin, und finde dich
der Liebe einer Kayserin würdig: Wisse also, ich vergesse
alles ehmalige, werfe allen Groll von mir, beruffe dich wieder
zurük, und kröne deine ausserordentliche Verdienste
mit dieser Belohnung: Signor Valentin, du bist ein Edelmann, und
von gutem Hause; nimm du deine Silvia, du hast sie verdient.
Valentin.
Ich danke Euer Gnaden für ein Geschenk das mich glüklich
macht. Und nun bitte ich euch, um dieser eurer Tochter willen,
mir nur noch eine einzige Bitte zu gewähren.
Herzog.
Sie soll dir gewähret seyn, worinn sie auch bestehen mag.
Valentin.
Diese Landesverwiesenen Männer, mit denen ich gelebt habe,
sind Leute von guten Gaben und Eigenschaften; vergebet ihnen was
sie hier begangen haben, und lasset sie aus ihrer Verbannung zurük
beruffen werden. Sie haben sich gebessert, sie sind voll guten
Willens, und zu nüzlichen Diensten fähig, mein Gnädigster
Herr.
Herzog.
Du hast gewonnen, ich vergebe ihnen und dir; wende sie an, wozu
du jeden tauglich findest. Kommt, laßt uns gehn; und alle
unsre Händel in Freude, Triumph und Lustbarkeiten versenken.
Valentin.
Und indem wir gehen, will ich über mich nehmen, Euer Gnaden
durch unsern Discours lächeln zu machen. Was denket ihr von
diesem Edelknaben, Gnädigster Herr?
Herzog.
Ich denk', es ist ein feiner Junge; er erröthet.
Valentin.
Ich stehe Euer Gnaden davor, er hat Reizungen die man nicht bey
ihm suchte.
Herzog.
Was wollt ihr damit sagen?
Valentin.
Wenn es Euer Gnaden gefällt, so will ich euch unterwegs mit
der Erzählung unsrer Abentheuer unterhalten. Kommt, Protheus,
das soll eure Busse seyn, einen Zuhörer der Geschichte unsrer
Liebeshändel abzugeben: Und wenn wir damit fertig sind, soll
unser Hochzeit-Tag auch der eurige seyn, und Ein Fest, Ein Haus,
und Eine wechselseitige Glükseligkeit, ein doppeltes Paar
von Freunden vereinigen.