Inhalt des ganzen Gedichts: Ackerbau, Baumpflanzung, Viehzucht, Bienenpflege. 1. Anrufung der Götter 5, und Cäsars 24 bis 42. Erster Gesang, vom Ackerbau. I. Geschäfte vor der Saat. a) Anfang des Pflügens im Frühling 43, manchmal schon im vorigen Herbst 47, auf leichtem Lande erst im Spätsommer 67. b) Stärkung des Landes, durch Ruhe 71, veränderte Saat 73, Dünger 79, Anzünden der Stoppeln 84. c) Sorgfältige Auflockerung: indem man Schollen zerschlägt 94, eggt 95, das zweitemal quer pflügt 98, und häufig 99. II. Nach der Saat. a) Dienliche Witterung 100. b) Zermalmung der Schollen 104. c) Wässern 106. d) Abweiden 111. e) Austrocknen 113. f) Vorkehrungen gegen die Plagen, welche Jupiter, den empfindsamen Geist zu schärfen, auf die goldene Zeit folgen ließ: Raubvögel, Unkraut, Beschattung, Rost, Dürre 118 bis 159. III. Erfordernisse für beiderlei Geschäfte. a) Feldgerät 160, besonders der Pflug 169. b) Tenne 176. c) Anzeige der Fruchtbarkeit 187. d) Einweichung des Samens 193, und jährliche Auswahl 197 bis 203. IV. Beobachtung der Zeiten 204. a) Saatzeit 208. b) Sonnenlauf und Sphäre 231, Zonen 233, Pole 240, Nutzen für den Landmann 252. c) Geschäfte, wenn es regnet 257. d) An Festtagen 268. e) An verschiedenen Tagen des Monats 276. f) Bei Nacht 287: Sommernacht 289, Winternacht 291. g) Bei Tage: Sommertag 297, Wintertag 299 bis 310. V. Witterung und Sicherheit dagegen. a) Gefährlich im Herbst und Frühling 311, selbst im Sommer Sturm 316, Platzregen 322, Donner 328. b) Dagegen Aufmerksamkeit auf den Stand der Planeten im Tierkreise 335. c) Verehrung der Götter am Ceresfest im Frühling 338, und vor der Ernte 347. d) Wetterzeichen überhaupt 351, des Windes 356, des Regens 370, des klaren Wetters 393. e) Wetterzeichen am Monde 424, f) an der Sonne 438. g) Unglückszeichen der Sonne nach Julius Cäsars Tod 464, noch andere Vorzeichen 469, folgender Bürgerkrieg 489, Gebet für Cäsar Oktavianus 498 bis 514.
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Was mit Gedeihen Saatfeld erfreut, und welches Gestirn uns | |
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Hiervon rede mein Lied. Ihr stahlenden Lichter des Weltalls, Die ihr in gleitendem Zuge da Jahr umlenket am Himmel; Liber und nährende Ceres, wofern, euch dankend, die Erde Gegen den fruchtbaren Halm Chaonias Eichel1) vertauscht hat Und mit erfundener Traub' acheloische2)Becher gewürzet; |
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Auch ihr, nähere Mächte der Landbewohner, o
Faune3), Hebet zugleich, ihr Faune, den Fuß, und dryadische Jungfrau'n; Eure Geschenke besing' ich. O du, dem die Erde das erste Brausende Roß ausrang, durchbebt vom gewaltigen Dreizack, Komm, Neptunus; und Pfleger der Waldungen, dem dreihundert |
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Schneeige Stier' abweiden die fruchtbaren Büsche von
Cea4). Selbst auch den heimischen Wald und Lycäus' Windungen lassend, Pan, o Hüter der Schafe, wenn dir dein Mänalus wert ist, Komm, tegäischer5) Gott, huldreich; und Minerva, des Ölbaums Schöpferin; komm auch, Jüngling6), des hakigen Pfluges Erfinder; |
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Und in der Hand, Silvanus, die junge Zypress' aus der Wurzel. Götter und Göttinnen alle, der Flur wohltätige Schirmer, Die ihr neue Gewächs' ohn' jeglichen Samen erziehet Und auf gesäete reichlich den himmlischen Regen herabgießt. Dann auch du, den bald, nicht wissen wir, welche Versammlung |
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Waltender Götter besitzt; ob Städt' anordnen, o Cäsar, Dir und Länderbesorgung gefällt, und der räumige Weltkreis Als Urheber der Frücht' und der Witterungen Gebieter Dich empfängt, um die Schläfe der Ahnin Myrte7) dir schlingend; Ob du dem Meer ein Gott, dem unendlichen, kommst, und die Schiffer |
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Deine Gewalt nur erhöhn, die äußerste
Thule8) dir dienet, Und dich zum Eidam Tethys erkauft mit allen Gewässern; Ob du ein neues Gestirn, den langsamen Monden dich anschließ'st9), Dort wo Erigone weit den folgenden Scheren vorangeht: Schau, wie er selbst, dir weichend, die Klaun einzieht, der entbrannte |
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Skorpion, und mehr als du bedarfst am Himmel dir Raum läßt. Was du auch wirst: (denn dich hoffe der Tartarus weder zum König, Noch entflamme dich so graunvolle Begierde der Herrschaft; Wenn gleich Griechengesang die elysischen Fluren bewundert, Und, nicht achtend der Mutter, Proserpina willig zurückbleibt:) |
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Schenke mir glücklichen Lauf, wink' Heil dem kühnen Beginnen; Und mit mir dich erbarmend des pfadlos irrenden Landmanns, Wandle voran, schon jetzt an Gelübd' und Flehn dich gewöhnend.
Früh im Lenz10), wenn
dem grauen Gebirg' die erfrorene Nässe |
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Dann arbeite mir schon11)
vor dem tief eindringenden Pfluge Keuchend der Stier, und es blinke die Schar in die Furche gescheuert. Jene Saat vollendet sogar des geizigen Landmanns Wünsche, die zweimal Sonn' und zweimal Kälte empfunden; Ihm bricht unter der Last unendlicher Ernte der Speicher. |
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Doch nicht spalte mit Eisen ein unbekanntes Gefilde, Eh' du die Wind' achtsam und die ändernde Weise des Himmels Auslernst, auch die geerbte Natur und Pflege der Örter: Was dir jeglicher Boden gewährt, was jeglicher weigert. Hier steigt üppig die Saat, dort heben sich schwellende Trauben, |
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Anderswo prangt Baumfrucht, dort grünt ungeheißen die Grasung. Schauest du nicht, dir sendet des Safrans Düfte der Tmolus12), Indien Elfenbein, und den Weihrauch weiche Sabäer13), Nackende Chalyber14) zollen dir Stahl, und Pontus des Bibers Giftiges Geil'15), und Epirus die Palmzweig' elischer Stuten16)? |
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Diese Gesetze sogleich, dies ewig bestehende Bündnis, Ordnete schon die Natur den Gegenden, als in die öde Welt Deucalion Steine zuerst ausstreute, daß Menschen Wurden, das harte Geschlecht. Wohlan denn, ist dem Gefilde Fett der Grund, ungesäumt von den frühesten Monden des Jahres |
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Kehre mit kräftigen Stieren es um, daß die liegenden Schollen Ganz der staubige Sommer durchkoch' in reifer Besonnung. Doch wenn's fehlet dem Land' an Fruchtbarkeit, mag es genug sein, Gegen Arkturus Aufgang mit schonendere Furche zu lockern: Dort, daß dem fröhlichen Korn nicht schad' aufwucherndes Unkraut, |
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Hier, daß dem mageren Sande nicht schwinde die wenige Nässe.
Gib im Wechsel der Jahr' auch Frist den gemäheten Brachen, |
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Oder schmächtiger Wicken Ertrag und der herben Lupine Brechliche Stengel zuvor aufhobst und rauschende Waldung. Denn es versengt Leinsaat die Gefild', es versengt sie der Hafer. Auch auszehrender Mohn, getränkt mit lethäischem Schlummer18). Dennoch wird beim Wechsel die Arbeit leichter, wofern du |
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Nur das entkräftete Feld unverdrossen mit stärkendem Dünger Sättigest oder die Öde mit schmutziger Asche bestreuest19). Also ruhet dir selbst bei verändertem Anbau das Feld aus, Nicht undankbar indes bleibt so unbepflügetes Brachland. Oftmals machte die Flamm' unfruchtbare Felder ergiebig, |
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Wenn du die nichtige Stoppel in prasselnder Lohe verbranntest: Sei's weil heimliche Kraft dorther und markige Nahrung Lechzend die Flur einsaugt, sei's weil in der kochenden Glut ihr Alles Böse verdampft und die schädliche Feuchtigkeit ausschwitzt; Oder auch mehr Zugänge die Hitz' und verborgene Luftzüg' |
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Öffnet, wodurch eindringe der Saft in die jungen Gewächse, Oder mit härtender Macht anzieht die klaffenden Adern, Daß einschleichender Regen sie nicht und der heftigen Sonne Übergewalt, noch des Nords durchdringender Frost sie versenge. Viel auch nützet der Flur, wer die zähen Schollen mit Karsten |
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Malmt und weidene
Flechten20) umherschleift:
nicht unbelohnend Pflegt ihn Ceres die blonde zu schaun vom hohen Olympus; Auch wer des Brachgefildes emporgeworfene Rücken Wiederum querüber die Pflugschar wendend zerwühlet, Häufig die Erd' aufregt und Gewalt ausübt an den Feldern. |
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100 |
Regnige Sommertag' und heitere Winter erfleht euch, Doch wie gedenk' ich sein, der das Feld nach gestreueten Samen |
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Nahe verfolgt und die Haufen zerschlägt des zu fettigen Erdreichs, Dann in die Saaten den Fluß einlenkt22) und die folgenden Bäche; Und, wenn in Glut der Acker mit sterbenden Pflanzen verschmachtet, Siehe, daher von der Stirne des hügligen Pfades den Bergquell Lockt? sein Gesprudel ergießt dumpfrauschend sich über die glatten |
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Kiesel herab und tränkt die durstigen Felder mit Labsal. Wohl auch, denn du, damit von Ähren belastet der Halm nicht Falle, sobald zur Furch' aufsteigen die Saaten, im zarten Kraute das üppige Korn abweidest23). Und wenn du des Sumpfes Faules gesammeltes Naß ableitest24) aus schlüpfrigem Sande: |
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Wenn in den trüglichen Monden zumal wild über die Ufer Flutet der Strom und alles umher mit Schlamme bedeckt hält, Daß die niedrigen Lachen von gärender Feuchtigkeit dünsten.
Doch wie mühsame Fleiß der Menschen und Stier' auch die Erde |
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Und gefräßige
Gäns'25); auch bittre
Zichorienfasern Stören den Wuchs, und Schatten verdumpft. Selbst wollte der Vater Nicht zu leicht der Gefild' Anbau, durch Mühe der Kunst erst Regt' er die Flur, mit Sorgen den Geist der Sterblichen schärfend, Daß nicht starrte sein Reich26) in schwer hinbrütendem Schlummer. |
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125 |
Nie vor Jupiter27) bauten
der Ackerer Hände die Felder, |
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Sandte die hungrigen Wölfe zum Raub und regte das Meer auf, Schüttelt' ihr Honig den Zweigen herab und entrückte das Feuer, Auch die Bäche des Weins, die umher sich schlängelten, hemmt' er: Daß der Gebrauch nachsinnend die mancherlei Künste hervorzwäng' Allgemach, und in Furchen den Halm des Getreides erzeugte, |
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Auch, wo im Kieselgeäder es ruht, ausschlüge das Feuer. Jetzo fühlte zuerst der Strom die gehöhleten Erlen; Jetzo gab dem Gestirn der Steuerer Zahl und Benennung, Merkend Plejad' und Hyad' und die strahlende Bärin Lykaons28). Jetzo lau'rte die Schling' auf das Wild und die Rute mit zähem |
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Vogelleim; es drohten die Hund' um das große Gebirgstal. Dort nun fuhr in die Tiefe des breiten Stromes das Wurfnetz Rauschend hinab, dort schwebt in dem Meer das triefende Zuggarn. Jetzo starrte das Eisen, es klang die gezogene Säge; Denn sonst pflegte der Keil den klüftigen Stamm zu zerspalten. |
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Jetzo kamen die Künst' und Erfindungen. Alles besieget Unablässiger Fleiß, und die Not des drückenden Mangels.
Ceres zuerst hat mit Eisen das Land zu kehren die Völker |
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Bald auch rang das Getreide mit Kümmernis: daß an den Halmen Nagte der tückische Rost29) und träge aufstarrt in den Äckern Distelgewächs: hinschwindet die Saat, rauh steiget ein Dickicht, Kletten und Burzeldorn, und durch schönprangendes Bauland Herrscht unseliger Lolch und ein Schwarm des verwilderten Hafers. |
| 155 |
Wenn nicht immer die Flur von jätender Hacke verfolgt wird, Nicht ein Geräusch die Vögel verscheucht, und des dumpfigen Feldes Schatten die Hippe bezähmt, und Gelübd' herrufen den Regen; Ach, dann schaust du umsonst auf den großen Haufen des Nachbars, Und an geschüttelter Eich' in den Waldungen stillst du den Hunger. |
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160 |
Auch die Gerätschaft lerne des abgehärteten Landmanns, |
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Dann, aus Reisig gewebt, des Celëus ärmlicher
Hausrat31), Flechten vom Erdbeerbaum, und die mystische Wanne32) des Bacchus; Was du alles zuvor mit Bedacht einrichtend bereit hältst, Wenn dich würdiger Ruhm des göttlichen Feldes erwartet. Frühe mit Kraft im Walde gebändiget, schmiegt sich zum Krümmel |
| 170 |
Schon die Ulm' und erhält die Gestalt des gebogenen Pfluges. Ihr an den Stamm wird die Deichsel, die vorn acht Fuß lang sich ausstreckt, Auch zwei Ohren gefügt und mit doppeltem Rücken der Scharbaum. Früh auch haut man zum Joche die leichte Lind' und die hohe Buche zum Sterz', um hinten die unteren Räder zu lenken; |
| 175 |
Hängt dann über den Herd dem probenden Rauche die Hölzer.
Manches Gebot noch kann ich aus älteren Zeiten dir kundtun,
Auf, dir die Tenne33)
zuerst mit mächtiger Walze geebnet |
| 180 |
Daß nicht sprosse das Gras noch vom Staube besiegt sie zerlechze, Dann vielfaches Verderb sie bedroh': ein winziges Mäuslein Baut' oft unter der Erde das Haus und bauete Speicher; Oder es schaufelte blinzelnd umher sein Lager der Maulwurf34); Oft auch lauert die Kröt' in der Kluft, und was sonst noch an Scheusal |
| 185 |
Häufig die Erde gebiert, es praßt der verheerende Wiebel Durch das Getreid', und, besorgt um ihr darbendes Alter, die Ameis.
Aufmerksam auch schau, wann der Mandelbaum in den Wäldern |
| 190 |
Und viel Arbeit kommt mit vielem Schweiße den Dreschern; Wenn mit üppigem Laube jedoch vorwaltet die Schattung, Eitel zermalmt die an Spreu nur ergiebigen Halme die Tenne.
Oftmals sah ich den Samen gestärkt durch Künste des Säers, |
| 195 |
Daß von größerer Frucht die täuschende Schote sich füllte, Und auch an mäßigem Feuer erwämt doch schneller erweichte. Selbst die gewähltere Saat, mit Arbeit lange gemustert, Sah ich dennoch entarten, wenn menschliche Mühe nicht jährlich Größeres nur mit der Hand auslas. So stürzt durch das Schicksal |
| 200 |
Alles zu Schlimmerem fort und rückwärtsgleitend versinkt es. Wie wenn jemand gegen den Strom sein Boot mit den Rudern Kaum hinaufarbeitet, und, sinken ihm etwa die Arme, Ungestüm ihn entrafft in reißenden Sturz das Gewässer. Ferner gebührt auch uns des Arkturs35) Aufgänge so achtsam |
| 205 |
Samt den Böckleintagen zu spähn und die leuchtende Schlange, Wie dem, der, heimfahrend durch brausende Fluten, des Pontus Schrecken versucht und die Schlünde des austerreichen Abydus36).
Wenn mit dem Tage die
Wag'37) ausgleichet die
Stunden des Schlafes |
| 210 |
Übt, o Männer, die Stiere sodann, streut Gerst' in die Eb'nen Bis zum äußersten Regen des unwirtschaftlichen Winters. Auch den Samen des Leins und den Mohn der Herrscherin Ceres Eile zu decken mit Erd'; und sogleich nun dränge die Pflugschar, Weil es der trockene Boden vergönnt, und die Wolken noch hängen. |
| 215 |
Bohnen im Lenze gesät; dich, medischer
Klee38), auch
empfängt Dann die gelockerte Furch', und es kommt der Hirse Bestellung, Wenn der schimmernde Stier das Jahr mit goldenen Hörnern Öffnet, und weichend der Hund39) dem drohenden Sterne hinabsinkt. Wo du zur Weizenernte jedoch und kräftigem Dinkel |
| 220 |
Durcharbeitest die Flur und allein um Ähren bemüht bist, Laß zuvor in der Frühe die Atlantiden sich bergen, Und den gnosischen Stern hinfliehen der funkelnden Krone, Eh' du den Furchen vertraust die schuldigen Samen und eh' du Hastig der Erde mit Zwang aufdringst die Hoffnung des Jahres. |
| 225 |
Mancher begann, eh' nieder sich
Maja40) senkte; doch
diesen Trog die erwartete Saat, mit nichtigem Hafer ihn täuschend. Aber gefällt dir's, Wicken zu baun und gewöhnliche Bohnen, Und mißachtest du nicht pelusischer Linsen41) Erziehung; Nicht undeutlich ermahnt dich der Untergang des Bootes42): |
| 230 |
Dann beginn und dehne die Saat in die Mitte der Frostzeit.
Darum lenkt den in Teile genau zergliederten Umlauf |
| 235 |
Rechts am äußersten End' und links hinziehen sich kreisend Zwei von bläulichem Eis' erstarrt und finsterem Regen. Zwischen dort und der Mitte beschied mühseligen Menschen Zwei der Unsterblichen Huld; und ein Pfad durchschlängelt sie beide, Wo sich schräg die Folge der Himmelszeichen herumdreht. |
| 240 |
Wie nach Scythia hin und dem steilen Rhipäus die Welt hoch Aufsteigt44), sinket sie dort zu Libyas Sand und dem Südwind. Dieser Pol ragt stets ob dem Haupt uns; jenen erblicket Unter dem Fuß die umnachtete Styx und die Geister der Tiefe45). Hier umschlingt weitkreisend der mächtigen Schlange Gewind' ihn |
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Ringsumher, wie ein Strom die Bärinnen beide durchschlüpfend, Bärinnen, die stets scheu vor Oceanus' Fluten zurückfliehn46). Dort, wie die Sag' uns meldet, verstummt entweder des Grauns Nacht Ewig, und schwarz rings starret der Nacht einhüllendes Dunkel: Oder es kehrt Aurora von uns und führet den Tag hin; |
| 250 |
Und wenn uns der Morgen mit schnaubendem Sonnengespann haucht, Rötet sich dort aufglühend in spätem Lichte der Abend. Hieraus die Wechsel der Luft am schwankenden Himmel vorherschaun Können wir, hieraus die Tage der Ernt' und die Zeiten des Säens; Wann es gebührt, mit dem Ruder des Meers treuloses Gewässer |
| 255 |
Umzudrehn und vom Strande gerüstete Flotten zu wälzen, Oder die zeitige Ficht' in den Waldungen niederzuschmettern. |