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Linux - Wegweiser für Netzwerker

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Kapitel 13
Das Network Information System

Wenn Sie ein lokales Netzwerk betreiben, besteht Ihr Ziel normalerweise hauptsächlich darin, Ihren Benutzern eine Umgebung zur Verfügung zu stellen, die das Netzwerk transparent erscheinen läßt. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Synchronisation wichtiger Daten wie Benutzerkonto-Informa­tionen zwischen allen Hosts. Das gibt Ihren Benutzern die Freiheit, ihre vertraute Um­gebung auf beliebigen Hosts vorzufinden, ohne sich dafür verschiedene Paßwörter ­merken oder irgendwelche Dateien hin und her kopieren zu müssen. Solange es eine Möglichkeit gibt, von beliebigen netzwerkfähigen Hosts auf zentral gespeicherte Daten zuzugreifen, müssen diese Daten nicht repliziert werden. Durch eine zentrale Lagerung wichtiger administrativer Informationen kann die Konsistenz dieser Daten aufrechterhalten werden; den Anwendern kommt eine höhere Flexibilität zugute, da sie sich dann beliebig von einem Host zum anderen bewegen können. Außerdem wird dem Administrator die Arbeit erleichtert, da er sich dann nur noch um die zentral gelagerten Informationen kümmern muß.

Wir sprachen bereits früher über ein wichtiges Beispiel für dieses im Internet verwendete Konzept — DNS. DNS ist für einen begrenzten Informationsbereich zuständig, von denen der wichtigste die Zuordnung von Hostnamen zu IP-Adressen ist. Einen solch spezialisierten Dienst gibt es für die anderen Informationsarten nicht. Zudem scheint die Einrichtung von DNS auf einem kleinen LAN ohne Internetanbindung kaum der Mühe wert zu sein.

Aus diesem Grund entwickelte Sun NIS, das Network Information System. Die in NIS enthaltenen allgemeinen Zugriffsmechanismen für Datenbanken können beispielsweise dazu benutzt werden, um die in den Dateien passwd und groups enthaltenen Informationen an alle Hosts in Ihrem Netzwerk zu verteilen. Dadurch erscheint das Netzwerk als einzelnes System mit denselben Benutzerkonten auf allen Hosts. Auf ähnliche Weise können Sie NIS einsetzen, um die Informationen über Hostnamen aus /etc/hosts an alle Maschinen im Netzwerk zu verteilen.

NIS basiert auf RPC und besteht aus einem Server, einer Bibliothek für die Client-Seite und verschiedenen administrativen Tools. Bekannt wurde NIS unter dem Namen Yellow Pages (“Gelbe Seiten”), kurz YP, der heute immer noch häufig verwendet wird. Andererseits ist “Yellow Pages” ein Warenzeichen der British Telecom, was dazu führte, daß Sun den Namen fallen ließ. Aber wie die Dinge nun einmal laufen, bleiben manche Namen einfach hängen, und so lebt YP als Präfix für die Namen der meisten NIS-Befehle wie ypserv, ypbind etc. weiter.

Heutzutage ist NIS für nahezu jedes UNIX-System verfügbar. Es existieren sogar freie Implementierungen. Eine davon ist die BSD-Net-2-Ausgabe, die von einer freien Referenzimplementierung abgeleitet ist, die Sun bereitgestellt hat.Der Code der Client-Bibliothek dieser Ausgabe ist seit langer Zeit in der GNU-libc enthalten. Die administrativen Programme wurden von Swen Thümmler1 nach Linux portiert. Ein NIS-Server aus der Referenzimplementierung fehlt allerdings noch.

Peter Eriksson2 entwickelte eine neue Implementierung, die unter der Bezeichnung NYS bekannt ist. Unterstützt wird dabei sowohl das einfache NIS als auch das von Sun stark verbesserte NIS+. NYS stellt nicht nur eine Reihe von NIS-Tools und einen Server zur Verfügung, sondern enthält auch einen kompletten Satz neuer Bibliotheksfunktionen. Wenn Sie diese Funktionen verwenden wollen, müssen Sie sie Ihrer libc während des Komplilierens hinzufügen. Es enthält ein neues Konfigurationsschema zur Auflösung von Hostnamen, das das aktuelle Schema ersetzt, das noch host.conf verwendet.

Die GNU libc — in der Linux-Gemeinde allgemein als libc6 bekannt — enthält eine aktualisierte Version der traditionellen NIS-Unterstützung, die von Thorsten Kukuk entwickelt wurde.3 Sie unterstützt alle Bibliotheksfunktionen von NYS und verwendet auch dessen erweitertes Konfigurationsschemata. Sie brauchen dafür zwar immer noch die Tools und den Server, aber dank GNU libc brauchen Sie sich nicht mehr mit Patches und Compiler-Läufen herumzuschlagen.

In diesem Kapitel steht mehr die in der GNU libc-Bibliothek enthaltene NIS-Unterstützung als die anderen beiden Varianten im Mittelpunkt. Wenn Sie letztere Varianten ausprobieren möchten, könnten die in diesem Kapitel beschriebenen Instruktionen vielleicht nicht ausreichen. Zusätzliche Informationen finden Sie im NIS-HOWTO und in Büchern wie Managing NFS and NIS von Hal Stern (erschienen bei O'Reilly).




1.

Swen kann über swen@uni-paderborn.de erreicht werden. Die NIS-Clients sind als yp-linux.tar.gz von metalab.unc.edu unter system/Network verfügbar.

2.

Zu erreichen unter pen@lysator.liu.se Die aktuelle Version von NYS ist 1.2.8.

3.

Thorsten ist erreichbar unter kukuk@uni-paderborn.de.


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