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C von A bis Z von Jürgen Wolf
Das umfassende Handbuch für Linux, Unix und Windows
– 2., aktualisierte und erweiterte Auflage 2006
Buch: C von A bis Z

C von A bis Z
1.116 S., mit CD, Referenzkarte, 39,90 Euro
Galileo Computing
ISBN 3-89842-643-2
gp Kapitel 23 Dynamische Datenstrukturen
  gp 23.1 Lineare Listen (einfach verkettete Listen)
    gp 23.1.1 Erstes Element der Liste löschen
    gp 23.1.2 Beliebiges Element in der Liste löschen
    gp 23.1.3 Elemente der Liste ausgeben
    gp 23.1.4 Eine vollständige Liste auf einmal löschen
    gp 23.1.5 Element in die Liste einfügen
  gp 23.2 Doppelt verkettete Listen
  gp 23.3 Stacks nach dem LIFO (Last-in-First-out)-Prinzip
  gp 23.4 Queues nach dem FIFO-Prinzip


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23.4 Queues nach dem FIFO-Prinzip  toptop

Eine weitere Art der abstrakten Datenstrukturen sind Queues (dt.: Warteschlangen). Queues können Sie sich vorstellen wie eine Warteschlange an der Einkaufskasse. Der Kunde, der sich als erster angestellt hat, kommt auch als erster dran. Alle anderen Kunden müssen sich immer hinten anstellen und warten, bis sie an der Reihe sind (sollten sie zumindest).

Die Operationen einer Queue (Element hineinschieben und Element herausholen) werden Put und Get genannt. Im Gegensatz zum Stack erscheinen die Elemente in der gleichen Reihenfolge, in der sie hineingesteckt wurden. Eine Queue wird deshalb auch First-in-First-out-Datenstruktur (FIFO-Datenstruktur) genannt.

Als Modell einer Queue können Sie sich ein Rohr vorstellen, das an beiden Enden offen ist. An einem Ende werden neue Elemente hineingeschoben, am anderen Ende werden sie wieder entnommen. Wie auch schon der Stack, setzt sich die Queue aus zwei grundlegenden Funktionen zusammen:

gp  get() – neues Element wird am Ende der Queues angefügt
gp  put() – ein Element wird von dem anderen Ende entnommen

Auch hierzu am besten eine Grafik, die das Prinzip einer Queue zeigen soll:

Abbildung
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Abbildung 23.48   Eine Schlange und ihre Funktionen, get() und put()

In der Praxis können Sie Queues recht vielseitig einsetzen. Eine interessante Lösung für das umfangreiche Listing, welches Sie in Abschnitt 23.3 erstellt haben, wäre das Speichern von Daten mithilfe einer Queue zu realisieren. Sinn macht dies vor allem bei einem System, bei dem mehrere User gleichzeitig auf Daten zugreifen müssen. Schlimmer noch, wenn mehrere User versuchen, gleichzeitig in dieselbe Datei zu schreiben. Mit den Queues können Sie dabei so genannte Deadlocks vermeiden.


Hinweis   Deadlocks sind klassische Synchronisationsprobleme, bei denen eine Situation auftritt, in der sich mehrere Prozesse um dieselben Ressourcen streiten und dabei nicht mehr weiterkommen.


Keine Sorge, ich werde das Thema hier nicht wieder auf das mittlerweile schon recht umfangreiche Listing ausweiten. Wenn Sie wollen, können Sie den Suchbegriff »Queues C« einmal in eine Suchmaschine eingeben. Sie werden dabei eine Menge Anwendungsbeispiele, auch betriebssystemspezifische, finden.

Ein Szenario: Damit ein Arzt sich einen Überblick darüber verschaffen kann, ob noch Patienten im Wartezimmer sind und vor allem welcher Patient als Nächstes an der Reihe ist, soll ein Programm geschrieben werden. Die Daten eines neuen Patienten werden von der Assistentin am Empfang eingegeben. Zuerst die Funktion zum Initialisieren einer Schlange:

int schlange_init(void) {
   if((dummy=(struct reservierung *)
     malloc(sizeof(struct reservierung))) != NULL) {
      strcpy(dummy->name,"dummy");
      strcpy(dummy->vorname,"dummy");
      dummy->nummer=0;
      dummy->previous=NULL;
      return 1;
   }
   else {
      fprintf(stderr, "Konnte keinen Speicher "
                      "reservieren!!\n");
      return 0;
   }
}

Auch hierzu wird als Kopf eine Art dummy verwendet. Dieser zeigt immer den Anfang der Schlange an. Zuerst wird ein Speicherplatz für dummy reserviert und anschließend mit sinnlosen Werten initialisiert. Der previous-Zeiger zeigt somit am Anfang wieder auf NULL:

Abbildung
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Abbildung 23.49   Eine »leere« Schlange

Als Nächstes wird eine Funktion benötigt, die ein neues Element immer an das Ende der Schlange hängt:

int put(struct reservierung *neu) {
   struct reservierung *zeiger;
  /* Ist es das 1. Element in der Schlange? */
   if(dummy->previous == NULL) { /* Es ist das 1. Element */
      dummy->previous=neu;
      neu->previous=NULL;
      return 1;
   }
   /* Es ist nicht das 1. Element */
   else {
      zeiger=dummy;
      /* Wir suchen das Ende der Schlange */
      while(zeiger->previous != NULL)
         zeiger=zeiger->previous;
      zeiger->previous=neu;
      neu->previous=NULL;
      return 1;
   }
}

Zuerst wird überprüft, ob der Anfang der Schlange hinter sich ein Element besitzt. Was am Anfang nicht der Fall ist, und somit wird ein neues Element hinten angefügt:

dummy->previous=neu;

Das neue Element zeigt hinter sich momentan noch auf gar nichts. Hier der aktuelle Stand:

Abbildung
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Abbildung 23.50   Ein neues Element hinten angefügt

Falls dummy schon hinter sich auf ein Element zeigt, wird mit

zeiger=dummy;
while(zeiger->previous != NULL)
    zeiger=zeiger->previous;

die Schlange von vorn bis zum Ende durchlaufen, bis zeiger->previous auf das Ende der Schlange (NULL) verweist. Anschließend wird, wie schon das erste Element der Schlange, das neue Element hinten angehängt.

Als Nächstes wird noch eine Funktion benötigt, um das eingefügte Element in der Schlange wieder zu entfernen und das zweite Element in der Schlange zum ersten zu machen. Hier die Funktion dazu:

void get(void) {
   struct reservierung *zeiger;
   /* Ist überhaupt etwas in der Schlange? */
   if(dummy->previous != NULL) { /*Es ist...!*/
      zeiger=dummy->previous;
      dummy->previous=zeiger->previous;
      free(zeiger);
   }
   else
      fprintf(stderr,"Es sind keine Patienten "
                     "im Wartezimmer.....\n");
}

Zuerst wird überprüft, ob überhaupt ein Nachfolger von dummy vorhanden ist. Falls nicht, ist die Liste leer. Ist die Liste nicht leer, dann bekommt ein Zeiger die Adresse des ersten Elements in der Schlange:

zeiger=dummy->previous;

Abbildung
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Abbildung 23.51   Das zuerst eingefügte Element entfernen

Bevor Sie das erste Element, auf das der Zeiger zeiger verweist, mit free(zeiger) freigeben können, muss noch eine Zeile Code eingefügt werden, damit das (noch) zweite Element zum ersten Element in der Schlange wird:

dummy->previous=zeiger->previous;

Abbildung
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Abbildung 23.52   Das zuerst eingefügte Element »aushängen«

free(zeiger);

Abbildung
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Abbildung 23.53   Speicherplatz des ersten Elements wurde freigegeben

Dies sind alle Funktionen einer Schlange. Jetzt folgt das Demonstrationsprogramm, welches diese Funktionen einsetzt und natürlich ernorm erweiterbar ist:

/* queues.c */
#include <stdio.h>
#include <stdlib.h>
#include <string.h>
#define MAX 20
struct reservierung {
   char name[MAX];
   char vorname[MAX];
   int rnummer;
   struct reservierung *previous;
};
struct reservierung *dummy;
static int nummer = 1;
int schlange_init(void) {
   if((dummy=(struct reservierung *)
     malloc(sizeof(struct reservierung))) != NULL)  {
      strcpy(dummy->name,"dummy");
      strcpy(dummy->vorname,"dummy");
      dummy->rnummer=0;
      dummy->previous=NULL;
      return 1;
   }
   else {
      fprintf(stderr,"Konnte keinen Speicher reservieren!!\n");
      return 0;
   }
}
/* Wir hängen ein neues Element an das Ende der Schlange */
int put(struct reservierung *neu) {
   struct reservierung *zeiger;
   /* Ist es das 1. Element in der Schlange? */
   if(dummy->previous == NULL) { /* Es ist das 1. Element */
      dummy->previous=neu;
      neu->previous=NULL;
      return 1;
   }
   /* Es ist nicht das 1. Element */
   else {
      zeiger=dummy;
      /* Wir suchen das Ende der Schlange */
      while(zeiger->previous != NULL)
         zeiger=zeiger->previous;
      zeiger->previous=neu;
      neu->previous=NULL;
      return 1;
   }
}
/* Wir benötigen das 1. Element der Liste, das wir auch als 1.
 * eingegeben haben */
void get(void) {
   struct reservierung *zeiger;
   /* Ist überhaupt etwas in der Schlange? */
   if(dummy->previous != NULL) { /* Es ist...! */
      zeiger=dummy->previous;
      dummy->previous=zeiger->previous;
      free(zeiger);
   }
   else
      fprintf(stderr,"Es sind keine Patienten "
                     "im Wartezimmer.....\n");
}
void eingabe(void) {
   struct reservierung *neu;
   char n[MAX],vn[MAX];
   if((neu=(struct reservierung *)
     malloc(sizeof(struct reservierung))) != NULL) {
      printf("Name.....: ");
      fgets(n, MAX, stdin);
      strcpy(neu->name, strtok(n,"\n"));
      printf("Vorname..: ");
      fgets(vn, MAX, stdin);
      strcpy(neu->vorname,strtok(vn,"\n"));
      printf("Nummer...: ");
      printf("%d\n",neu->rnummer = nummer++);
      neu->previous=NULL;
      put(neu);
   }
}
void ausgabe(void) {
   if(dummy->previous != NULL) {
      printf("\n%s, %s Nummer.: %d \n\n",
      dummy->previous->name,dummy->previous->vorname,
      dummy->previous->rnummer);
      get();
   }
   else
      printf("Keine Patienten im Wartezimmer vorhanden!!!\n");
}
int main(void) {
   int wahl;
   schlange_init();
   do {
      printf("-1- Reservierung eingeben\n");
      printf("-2- Nächster Patient\n");
      printf("-3- Programmende\n\n");
      printf("Ihre Wahl : ");
      scanf("%d",&wahl);
      getchar();
      switch(wahl) {
         case 1  : eingabe();
                   break;
         case 2  : ausgabe();
                   break;
         case 3  : if(dummy->previous != NULL) {
                      printf("Es sind noch Patienten"
                             " im Wartezimmer!!!\n");
                      wahl = 4; /* Abhauen gilt nicht */
                   }
                   break;
         case 4  : break;
         default : printf("Falsche Eingabe!!\n\n");
      }
   } while(wahl != 3);
   printf("\n\nFeierabend\n");
   return EXIT_SUCCESS;
}

Hiermit ist der Abschnitt »Lineare Listen« erst einmal beendet. Später, in Kapitel 24, Algorithmen, wird dieses Wissen auf den Bereich der binären Bäume erweitert.

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