Der dritte Auftritt

Arsene. Phenice. Domitius.

Arsene
Domitius, man sagt, Eur Cäsar liebt Arsenen?
Man tu ihm wieder kund, sie werd ihn nur verhöhnen.
Es ist mir unbekannt, wo es zuerst geschehn,
Daß er mein Angesicht, so schlecht es ist, gesehn?
Mein Reich ist mit Gewalt und Waffen nicht zu zwingen,
Drum will er es mit List zu seiner Herrschaft bringen
Und hüllt die Kronensucht, vermutlich nur zum Schein,
In Amors Würkungen, in Lieb und Neigung ein.
Mein Zepter steht ihm an!

Domitius
Er pflegt sie auszuteilen,
Er setzt ja Fürsten ab und krönt sie auch zuweilen.
Prinzessin, ist ein Held, der alle Welt besiegt,
Nicht würdig, daß er Euch gebückt zu Füßen liegt?
Ihr seht ja, daß sogar die Götter ihm hiernieden
Ihr halbes Regiment, die halbe Macht beschieden.
Der Himmel bleibt ihr Sitz, da herrschen sie allein,
Der Erdkreis soll hinfort nur Cäsarn dienstbar sein.

Arsene
Geht, geht, Domitius. Doch welch ein Ungelücke!
Pharnaz erscheinet hier. Verdrießliches Geschicke!

Der vierte Auftritt

Arsene. Phenice. Pharnaces.

Pharnaces
Vernehmt mich, Königin, und flieht mich nicht so sehr!

Arsene
Verfolgt Ihr mich auch hier? Und quält Ihr mich noch mehr?
Erweckt des Bruders Tod und ein gerechtes Sehnen
Das meine Brust erfüllt, mir nicht schon tausend Tränen?

Pharnaces (vor sich)
Du kennst dich selbst noch nicht und weißt nicht, wer du bist.
Ich spüre, daß das Glück mir doch noch günstig ist.
(Zu ihr.)
Ihr seht mich, Königin, von Zorn und Grimm entflammt,
Ihr seid in Utica von jedermann verdammt.
Die Römer, Cato selbst, verschwert sich wider Euch
Und raubet Euch bereits des Vaters Thron und Reich.
Ich überlasse sie hinfüro Cäsars Ketten;
Was soll ich länger noch die Undankbaren retten?
Kommt, Schönste, flieht mit mir die Ungerechtigkeit!
Mein Heer erwartet uns, die Flotte steht bereit,
Uns bald und ungesäumt an jenen Strand zu führen,
Wo Euer Wort und Wink ganz unumschränkt regieren.

Arsene
Ihr klagt den Cato an? Kann das wohl glaublich sein?
Beschließt er was von mir? Gut, ich geh alles ein.
Das Laster zittert nur, wenn uns die Tugend schützet.
Ich weiß auch schon, wer sich durch Trug und List beschmitzet.
Ein Maul, das Bosheit liebt, an Tücken fruchtbar ist,
Und sonder Büberei fast nie die Lippen schließt,
Will mich ohn alle Pracht aus Utica entführen
Und nachmals ohne mich der Parther Reich regieren.
Pharnaz, was stört Euch so? Was gilts, daß mein Verdacht
Den Kläger furchtsamer als den Beklagten macht.

Pharnaces
Getrost! Was zwing ich mich? Was darf ein Weib mich quälen?
Es kostet nur ein Wort, ich darf ja nur befehlen.

Arsene
Du gründest dich vielleicht auf das versprochne Band?
Ach! Ich verfluchte stets dergleichen Ehestand
Und wußte doch noch nicht, daß durch dein kühnes Morden
Mein eigner Bruder war ins Grab gestürzet worden.
Vergebens ward von dir die Freveltat versteckt,
Die Zeit, so alles lehrt, hat sie auch mir entdeckt.
Ich weiß, was du getan, und muß dich ewig hassen.
Es mag das Schicksal mich nur ganz und gar verlassen.
Ihr Götter! gießet nur auf meines Vaters Haus
Und auf mein eigen Haupt den vollen Eifer aus.
Das alles wird und soll mich nicht so sehr betrüben,
Darf ich nur nicht an dir den Brudermörder lieben.
Nein, du wirst nimmermehr mein Mann und Bräutigam.
Mein Herz ist voller Haß und bleibt dir ewig gram
Und würde doppelt froh vor Glück und Wohlfahrt blühen,
Könnt ich aus eigner Macht nur dich zur Strafe ziehen.

Pharnaces
Prinzessin, bändigt doch den allzukühnen Mund,
Sonst wird Euch endlich noch Pharnacens Rache kund.


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