Portius. Arsene. Pharnaces. Phenice.
Portius
Mit was für Heftigkeit hör ich Pharnacen sprechen?
Arsene
Kommt, edler Portius, Ihr müßt den Frevel rächen.
Pharnaces ist zu frech. Er ist noch nicht vergnügt,
Daß meines Bruders Leib vorlängst im Staube liegt,
Dahin er ihn gestürzt: Er will auch mich hier zwingen,
Der Parther Erbreich ihm zum Brautschatz mitzubringen.
Er klagt recht freventlich den großen Cato an,
Von dem ich nimmermehr was Böses glauben kann.
Der, spricht er, wolle mich des Thrones unwert schätzen;
Jedoch, das tut er nur, sich selbst darauf zu setzen.
Ich weiß, daß Cato mir den Beistand zugesagt,
Als ich vor kurzem ihm mein Ungelück geklagt.
Drum kommt und rettet mich und Eures Vaters Ehre
Und gebt, mein Portius, der Hinterlist die Lehre,
Daß Rom die Bosheit nicht in Schutz zu nehmen pflegt
Und keine Königin in Mörderarme legt.
Portius
Pharnaz, was hör ich da? Mein Vater! Ein Betrüger?
Das sagt auch Cäsar nicht, der ungerechte Sieger.
Die Bosheit lehrt Euch das, weil Euch bei aller List
Arsenens Herz und Reich von ihm versaget ist.
Prinzessin, bauet nur auf meines Vaters Worte.
Ihr lebt in Utica, dem wohlbewahrten Orte,
Wo sonder Catons Wink Euch niemand schrecken kann.
Pharnaces selbst ist ihm vollkommen untertan.
Pharnaces
Wer? Ich? Ihm untertan?
Portius
In Pontus seid Ihr König,
Doch nicht in Afrika. Hier gilt ein Prinz sehr wenig!
Prinzessin, sorgt nur nicht vor Eure Sicherheit.
Wenn alles Euch verläßt, ist Portius bereit
Und folgt des Vaters Spur, die Unschuld zu beschützen.
Befehlt, so soll mein Stahl vor Eure Wohlfahrt blitzen.
(Arsene geht ab.)
Pharnaces und Portius.
Pharnaces
Und du verwegner Mensch erhebst dich wider mich
Und meinst, der Parther Reich sei noch vielleicht vor dich?
Arsene könnte noch vielleicht dich selbst erhöhen?
Umsonst! Ein Kind kann nicht in Amors Schule gehen.
Geh, lern erst tapfer sein; geh unter Stahl und Glut!
Und härte dir zuvor den zartgewehnten Mut:
Denn komm und laß dir auch nach Lieb und Kronen dürsten.
Portius
Pharnaz, ein Römer tauscht nicht mit den größten Fürsten!
Arsene zwar ist schön und aller Liebe wert,
Ich hätt ihr, glaub es nur, mein Herze schon erklärt,
Entsprösse sie nur nicht aus königlichem Samen.
Allein, itzt schreckt mich auch der bloße Königsnamen.
Ja, ja, Pharnaz, Ihr irrt. Ich suche keinen Thron,
Ihr wißt ja, wer ich bin. Erkennt hier Catons Sohn,
Der mit der Muttermilch den Königshaß gesogen.
Ach, wär Arsene nur auch römisch auferzogen!
Pharnaces
Sie ist es freilich wohl! Denn was verhehl ichs viel?
Seht, Euer Vater treibt mit Euch und mir sein Spiel,
Er hat sie mir versagt, bloß weil sie römisch wäre;
Ist solches nun nicht wahr, wo bleibt denn Catons Ehre?
Portius
Was hör ich? Cato sprichts, sie sei nicht Königin?
Pharnaces
So ist es, Cato hieß sie eine Römerin.
Portius
Wenn das mein Vater spricht, so darf ichs sicher glauben;
Denn Cato lüget nicht! Er setzt kein Wort auf Schrauben.
Wohlan! Ich ruhe nicht, bis ich es ausgefragt,
Ob mir Pharnaces dies mit Wahrheit vorgesagt.
(Er geht ab.)
Pharnaces
Das hab ich wohl gedacht! Er ehrt und liebt Arsenen;
Nun wird die Trotzige mich desto mehr verhöhnen.
Erfährt sie nemlich auch, daß sie nicht parthisch sei,
So ist mein Hoffen aus. Genug! Es bleibt dabei:
Auch Portius soll bald sein junges Leben schließen.