Der dritte Auftritt

Cäsar. Cato. Portius. Portia. Phenice.

Cäsar
Nun, Cato, soll ich itzt die Gnade herrschen lassen?
Wie? Oder soll ich noch das scharfe Rachschwert fassen?
Was wünscht der Römer Rat?

Cato
Dir, was du ihm gedroht,
Das ist, den Untergang; wo nicht, sich selbst den Tod.
Der Krieg, der Krieg allein soll uns den Ausschlag geben:
Doch niemand will von uns die Freiheit überleben.
Indessen glaube nicht, daß dieser Mauren Kreis,
Daß uns nur Utica so kühn zu machen weiß,
Daß wir uns ganz verzagt in Turm und Wall verschanzen
Und du ganz Afrika mit Adlern magst bepflanzen.
Nein, wir erwarten dich und deinen Angriff nicht.
Sobald nur morgen früh das erste Tageslicht
Die Welt bestrahlen wird, so soll durch Glut und Eisen
Sich lauter Mord und Wut in deinem Lager weisen.
Bereite dich dazu!

Cäsar
Meint Ihr, daß Cäsars Macht
Euch nicht bestürmen kann, eh Ihr vom Schlaf erwacht?
Mein Vorsatz war bisher, der Römer Rest zu schonen;
Allein, da Stolz und Grimm so reichlich bei Euch wohnen,
Als schwach die Kräfte sind: So seid Ihr schuld daran,
Wenn ich die Blitze nicht zurückehalten kann.
Ihr zwingt mich, Utica und alles zu verstören!
(Zu Portien.)
Prinzessin, laßt mich nur kein hartes Wort mehr hören!
Man will den Frieden nicht, man schlägt mir alles ab;
Was nützt der Vorschlag nun, den ich aus Großmut gab?
O Himmel, wenn du doch den Frevel strafen wolltest!

Portia
Du trotzest einen Feind, den du verehren solltest,
Und kennst doch weder ihn noch seine Kräfte recht:
Doch wisse, daß sein Arm noch deinen Hochmut schwächt.
Es steht ihm jemand bei, den du verehren müßtest,
Ja den du scheuen solltst, dafern du ihn nur wüßtest!

Cäsar
Wer ist der Gegner denn, den Cäsar scheuen soll?

Portia
Ich selber bins.

Cäsar
Seid Ihrs?

Portia
Vernimms erstaunensvoll,
In diesem Cato ist mein Vater selbst vorhanden!

Cäsar
Ihr scherzet, wie mich dünkt; hab ich Euch recht verstanden?
Ihr wollt bald Königin, bald Catons Tochter sein:
Das ungereimte Ding will mir durchaus nicht ein!
Nein, ich begreif es nicht.

Portia
Es muß dir fremde dünken:
Ich selber wußt es nicht und wollt in Ohnmacht sinken,
Sobald ich es erfuhr. So grausam ist mein Glück!
Ja, Cäsar, so ergrimmt ist dein und mein Geschick.
Du liebtest mich, ich dich. Nunmehr erfolgt die Reue,
Indem ich mich beschämt vor meinem Siege scheue.
Da, wo ich Ruhm gesucht, da find ich lauter Schimpf:
O Schicksal! brauchest du denn niemals größern Glimpf,
Und muß ich heute denn sogar an mir erleben,
Daß Lieb und Unschuld stets einander widerstreben?

Cäsar (bald zu Portien, bald zum Cato)
Was? Sieht man unsre Lieb als ein Verbrechen an?
Warum verdammt man sie, da sie doch nützen kann?
Der Himmel sucht dadurch die Römer zu verbinden;
Drum solltet Ihr die Glut noch mehr und mehr entzünden.
Warum zertrennt Ihr doch, was selbst der Himmel paart?
Es scheint, der Friedensschluß ist bloß für uns gespart.

Cato
Viel lieber wollt ich sie nicht vor mein Kind mehr achten
Und sie, ja mich zugleich als Opfertiere schlachten.
Nein, Cäsar, glaube nicht, daß mich dein Vorschlag trügt,
Weil mir Pompejens Fall noch stets im Sinne liegt.
Der ward dein Tochtermann, doch dies vermeinte Glücke
War seines Unfalls Grund: Die Eh ward ihm zum Stricke.
Gesetzt also, daß ich den Beifall geben wollt,
Daß Cäsar Portien zur Gattin haben sollt:
So würde doch dein Herz ganz unersättlich bleiben
Und seine Kronensucht aufs Allerhöchste treiben;
Mich aber hätte dann die Schandtat sehr befleckt.


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