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<355> Ein Stück, das oft begehrt zu werden und zu bleiben wünscht, soll weder weiter als zum fünften Akt gedehnt, noch kürzer sein. Auch soll kein Gott sich in die Handlung mischen, Wofern der Knoten seine Zwischenkunft <360> nicht unvermeidlich macht und ihrer würdig ist: noch soll der Dichter seine Szene (gegen der großen Meister Beispiel) mit der vierten Person beladenIV). Ihre Stelle mag der Chor vertreten, der von Anfang bis <365> zu Ende seinen Anteil an der Handlung behaupten muß: so, daß er niemals zwischen | Neve
minor, neu sit quinto productior actu <190> fabula, quae posci vult et spectata reponi; nec deus intersit, nisi dignus vindice nodus inciderit, nec quarta loqui persona laboret. Actoris partes chorus officiumque virile | |
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den Akten etwas singe, das zum Zwecke nichts taugt und sich auf das, was vorgeht, nicht genau beziehet. Seine Rolle ist, <370> den Guten hold zu sein, sie zu beraten, im Zorne sie zurückzuhalten, und im Kampf der Leidenschaft und Pflicht zu unterstützen. Er preise uns die leicht besetzte Tafel der Mäßigkeit, die heilsame Justiz, <375> das Glück des Ruhestands bei offnen Toren. Was ihm vertraut wird, wiss' er zu verschweigen; auch wend' er öfters an die Götter sich mit feierlichem Gebet, und fleh' um Rettung der unterdrückten Unschuld, und des Stolzen Fall! <380> Die Flöte, die den Chorgesang begleitet, war anfangs nicht, wie jetzt, mit Erz verbunden24); sie war noch dünn, und hatte wenig Löcher25), | defendat;
neu quid medios intercinat actus, <195> quod non proposito conducat et haereat apte. Ille bonis faveatque, et consilietur amicis, et regat iratos, et amet peccare timentes; ille dapes laudet mensae brevis, ille salubrem iustitiam legesque et apertis otia portis; <200> ille tegat commissa, deosque precetur et oret, ut redeat miseris, abeat fortuna superbis. Tibia non, ut nunc, orichalco vincta tubaeque | |
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und einen schwachen Ton, der damals doch den Chorgesang hinlänglich unterstützte, <385> weils überflüssig war, mit stärkerm Laut die noch nicht dichten Sitze anzufüllen, worin ein leicht zu zählend Volk, das noch bescheiden war und fromm, in großer Zucht beisammen saß. Allein, nachdem durch Siege <390> der Staat erweitert, und die alten Mauern zu enge worden, und nun auch an Festen den ganzen langen Tag den Genius mit Wein zu regalieren, Sitte ward: da mußte wohl auch der Musik (wie allem) <395> mehr Luft und Spielraum zugestanden werden. Ein Volk von ungebildetem Geschmack, das seiner Sorgen sich entladen hatte, und nun, nach seiner Weise, sich was Rechtes zugut tun wollte, Bauer, Städter, Pöbel <400> und Adel, alles durcheinander gemengt, war, wenn es nur belustigt wurde, gleichgültig wie? Und also nahm sich auch der Flötenspieler mehr heraus, und füllte | aemula, sed tenuis simplexque foramine pauco aspirare et adesse choris erat utilis, atque <205> nondum spissa nimis complere sedilia flatu, quo sane populus numerabilis, utpote parvus, et frugi castusque verecundusque coibat. Postquam coepit agros extendere victor et urbem latior amplecti murus, vinoque diurno <210> placari Genius festis impune diebus, accessit numerisque modisque licentia maior. Indoctus quid enim saperet, liberque laborum rusticus, urbano confusus, turpis honesto? Sic priscae motumque et luxuriem addidit arti <215> tibicen, traxitque vagus per pulpita vestem; | |
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im schleppenden Talar, mit seinem üppigern <405> Getön und freiern Tanz, die ganze Szene. Gleichmäßig ließ, des alten Ernsts entbunden, die Leier sich mit neuen Saiten hören26). Natürlich wollte dann der Dichter, der den Chor regierte, nicht allein zurückebleiben. <410> Sein Chorgesang nahm einen höhern Schwung, in einer ungewohnten Art von Sprache stürzte sich seine schwärmende Beredsamkeit daher, und seine tiefer Weisheit vollen und Zukunft ahnenden Sentenzen glichen oft <415> an Dunkelheit den Delphischen OrakelnV). Noch mehr. Der Sänger, der am Bacchusfeste, um einen schlechten Bock, mit Heldenspielen zu streiten pflegte, kam bald auf den Einfall, das ernste Stück27) mit etwas abzuwechseln, <420> das, ohne völlig aus dem vor'gen Ton zu kommen, muntern Scherz mit Ernst vermählte; und so entstand ein neues Spiel, worin | sic
etiam fidibus voces crevere severis, et tulit eloquium insolitum facundia praeceps utiliumque sagax rerum et divina futuri sortilegis non discrepuit sententia Delphis. <220> Carmine qui tragico vilem certavit ob hircum, mox etiam agrestes Satyros nudavit, et asper incolumi gravitate iocum temptavit, eo quod illecebris erat et grata novitate morandus | |
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halbnackte Satyrn, vom Silen geführt, den Chor vertraten28). Denn es war dem Dichter bloß <425> darum zu tun, ein rohes trunknes Volk, das, nach vollbrachtem Gottesdienst, den Rest des Feiertages sich erlust'gen wollte, durch etwas Neues, seinen bäurischen Geschmack Aufreizendes, zu seiner Bude <430> herbeizulocken. Doch, auch diese Art von freier Dichterei hat ihre Regeln, und wiewohl der Laune des geschwätzigen und immer lachenden Silenen-Chors gar viel erlaubt ist, soll der Übergang <435> vom Ernst zum Spaß sich doch mit Anstand machen; und wenn ein Heros, oder Gott, der kaum in königlichem Gold und Purpur sich gezeigt, hernach im Satyrspiel von neuem zum Vorschein kommt29): soll seine Sprache weder <440> zum Staub und Schmutz der pöbelhaften Posse heruntersinken, noch, aus Furcht am Boden zu kriechen, in die Wolken sich versteigen. Kurz, nie vergesse die Tragödie, was für sie | spectator
functusque sacris et potus et exlex. <225> Verum ita risores, ita commendare dicaces conveniet Satyros, ita vertere seria ludo, ne quicumque deus, quicumque adhibebitur heros, regali conspectus in auro nuper et ostro, migret in obscuras humili sermone tabernas, <230> aut dum vitat humum, nubes et inania captet: | |
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sich schickt; und, wenn sie auch bei losen Satyrn <445> sich blicken läßt, so zeig' uns ihr Erröten die züchtige Verwirrung einer ehrbarn Frau, die öffentlich am Festtag tanzen muß! Ich, wenn ich Satyrn schreiben sollte, würde mich nicht bloß an Wörter des gemeinen Lebens halten; <450> und, ohne drum dem Ton des Heldenspiels zu nah zu kommen, würd' ich Mittel-Tinten zu finden wissen, daß der Abstand von einem Davus, einer frechen Pythias30), die ihren alten Herrn um tausend Taler schneuzt, <455> zum Pflegevater eines Gottes31), auch in seiner Art zu reden merklich würde. Aus lauter jedermann bekannten Wörtern wollt' ich mir eine neue Sprache bilden, so, daß jeder dächt', er könnt' es auch, und doch, <460> wenn ers versucht' und viel geschwitzt und lange | Effutire
leves indigna Tragoedia versus, ut festis matrona moveri iussa diebus intererit Satyris paulum pudibunda protervis. Non ego inornata, et dominantia nomina solum <235> verbaque, Pisones, Satyrorum scriptor amabo; nec sic enitar tragico differre colori, ut nihil intersit Davusne loquatur et audax Pythias, emuncto lucrata Simone talentum, an custos famulusque dei Silenus alumni. <240> Ex noto fictum carmen sequar, ut sibi quivis speret idem; sudet multum, frustraque laboret | |
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sich dran zermartert hätte, doch zuletzt es bleiben lassen müßte! Lieben Freunde, so viel kommt auf die Kunst des Mischens an! So viel kann dem Gemeinsten bloß die Stellung <465> und die Verbindung, Glanz und Würde geben32)! Auch dafür wollt' ich, im Vorbeigehn, noch die Faunen33), die man uns aus ihren Wäldern so häufig auf die Bühne bringt, wohlmeinend gewarnet haben: weder in so niedlichen <470> und schmucken Versen ihre Artigkeit zu zeigen, daß man junge, mitten in Rom erzogne Herr'n zu hören glaubt, noch zu Vermeidung dieses Übelstandes mit Schmutz und groben Zoten um sich her <475> zu werfen. Denn die Leute, die ein Pferd und einen Vater, und was Eignes haben34), | ausus
idem: tantum series iuncturaque pollet; tantum de medio sumptis accedit honoris. Silvis deducti caveant, me iudice, Fauni, <245> ne, velut innati triviis ac paene forenses, aut nimium teneris iuvenentur versibus umquam aut immunda crepent ignominiosaque dicta. | |
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erbauen sich an dieser Art von Witz nicht sonderlich; und wenn den Käufern dürrer Erbsen und Nüsse etwas wohlbehagt, so folgt <480> nicht, daß auch jene dran Belieben finden, und den Kranz dem Dichter zuerkennen werden. Ein Silbenfuß, wo eine lange Silbe auf eine kurze folget, wird ein Jambus genannt. Ein schneller Fuß! Daher vermutlich, <485> daß Verse von sechs Jamben Trimeter35) zu heißen pflegen. Anfangs wurden sie ganz rein gemacht, und einer wie der andre. Allein schon lange nahm der Jamben-Vers, um etwas langsamer und feierlicher <490> zu gehn, den ruhigern Spondeus gefällig auf; doch, daß er aus der zweiten | Offenduntur enim,
quibus est equus et pater et res; nec, si quid fricti ciceris probat et nucis emptor, <250> aequis accipiunt animis, donantve corona. Syllaba longa brevi subiecta vocatur iambus; pes citus: unde etiam trimetris accrescere iussit nomen iambeis, cum senos redderet ictus, primus ad extremum similes sibi: non ita pridem, <255> tardior ut paulo graviorque veniret ad aures, spondeos stabiles in iura paterna recepit | |
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und vierten Stelle nie verdrängt zu werden sich vorbehielt36). So findet man ihn auch, doch selten, in den hochberühmten Trimetern <495> des alten Accius: allein die zentnerschweren Verse37), die Vater Ennius auf unsre Bühne schleudert, beschuld'gen ihn entweder, sichs zu leicht gemacht und sehr geeilt zu haben, oder einer nicht rühmlichen Unwissenheit der Kunst. <500> Zwar freilich hat nicht jeder Richter Ohren für übel modulierte Verse, und man hat den römischen Dichtern über diesen Punkt mehr nachgesehen, als uns Ehre macht. Und soll ich nun, so milder Ohren wegen, <505> mich aller Regel quitt und ledig glauben? | commodus et
patiens; non ut de sede secunda cederet aut quarta socialiter. Hic et in Acci nobilibus trimetris apparet rarus, et Enni <260> in scaenam missos magno cum pondere versus, aut operae celeris nimium curaque carentis, aut ignoratae premit artis crimine turpi. Non quivis videt immodulata poemata iudex, et data Romanis venia est indigna poetis. <265> Idcircone vager, scribamque licenter? Ut omnes | |
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Doch, wenn ich auch als ob die ganze Welt, sobald ich fehle, mich beschreien würde vor Fehlern mich gehütet habe, gut! so hab' ich immer nur gerechten Tadel <510> vermieden, lange noch kein Lob verdient. Dies zu begreifen, Freunde, leset, leset bei Tag und Nacht der Griechen Meisterstücke38)! Indessen haben eure Ahnen doch die schönen Verse und die feinen Scherze <515 > des Plautus hoch erhoben; gar zu duldsam in beidem, um nicht etwas Härters noch zu sagen! Wenn wir anders, ihr und ich, ein frostiges Bon-Mot von einem guten zu unterscheiden, und, wie Verse klingen müssen, <520> durchs Ohr zu prüfen, oder wenigstens doch an den Fingern abzuzählen wissenVI). Für den Erfinder der Tragödie | visuros peccata putem mea tutus,
et intra spem veniae cautus, vitavi denique culpam, non laudem merui. Vos exemplaria Graeca nocturna versate manu, versate diurna. <270> At nostri proavi Plautinos et numeros et laudavere sales: nimium patienter utrosque, ne dicam stulte, mirati; si modo ego et vos scimus inurbanum lepido seponere dicto, legitimumque sonum digitis callemus et aure. <275> Ignotum tragicae genus invenisse Camenae | |
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wird Thespis angesehn, der seine Stücke auf Bauerkarren durch die Dörfer führte, <525> und von Personen, die mit Hefen sich geschminkt, absingen und agieren ließ. Nach ihm war Äschylus der zweite, oder vielmehr der wahre Vater dessen, was den edeln Namen eines Heldenspiels <530> mit Recht verdiente39). Er erfand die Maske und den Kothurn, erweiterte den Schauplatz, veredelte die Kleidung, und (was mehr ist) den wahren Ton der tragischen Camöne, die er zuerst erhaben sprechen lehrte. <535> Ein wenig später tat sich auch die Alte Komödie hervor, nicht ohne vielen Beifall; allein die Freiheit, die man zu Athen ihr zugestanden, artete zuletzt in eine Frechheit aus, die nicht zu dulden war, <540> so daß die Polizei ins Mittel treten mußteVII). | dicitur,
et plaustris vexisse poemata, Thespis, quae canerent agerentque peruncti faecibus ora. Post hunc personae pallaeque repertor honestae Aeschylus, et modicis instravit pulpita tignis, <280> et docuit magnumque loqui, nitique cothurno. Successit vetus his comoedia, non sine multa laude; sed in vitium libertas excidit, et vim dignam lege regi: lex est accepta, chorusque | |
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Des Lustspiels Chor, sobald der Stachel ihm benommen war, verstummte und verschwand. | turpiter obticuit, sublato iure nocendi. |
, die dritte
beim
Sophokles hat. Äschylus nähert sich dem ursprünglichen Trimeter noch mehr; aber ein
Stück aus lauter reinen Jamben würde in der griechischen Sprache kaum möglich gewesen
sein.
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um sein Geld im Beutel klingen zu hören, |
wie Horaz in der Epistel an August sagt. Wie konnten nun die Römer der vorgehenden
Generationen jemals von den Numeris eines Poeten, der von einer schönen Versifizierung
nicht einmal einen Begriff gehabt zu haben scheint, mit solchem Beifall sprechen? Mit den
Salibus Plautinis hat es beinahe dieselbe Bewandtnis. Welcher Mann von Geschmack kann
z. B. aus Plautus Amphitruo nur drei Szenen hintereinander aushalten?
Wie viel mußte weggeschnitten werden, bis aus einer
Plautinischen Szene eine Molierische wurde!
Welche mörderliche Weitläufigkeit! Wie viel frostige Späße! Wie viel
Unanständigkeit und Ungeschliffenheit, auch wo wirklich etwas Pikantes an seinen Scherzen ist!
Unser Autor scheint mir also sehr wohl begründet zu sein, wenn er den Proavis
seiner Pisonen eine gar zu milde Nachsicht über diese beiden Punkte Schuld gibt. Die
Komödien des Plautus haben bei allem dem noch große Schönheiten, wiewohl sehr zu
vermuten ist, daß er die meisten und besten den Griechen, als gute Beute, abgenommen: aber
daß es ihm an Geschmack und feinerm
Gefühl gefehlt habe, kann nur jemand leugnen, dem es selbst daran gebricht. Die
Parteilichkeit solcher Römer, wie Varro und
Cicero, für seine Sales und Numeros würde also
immer etwas Unbegreifliches bleiben, wenn nicht zu glauben wäre: daß die
außerordentlichen Talente des Roscius, von dern sie gewohnt waren
diese Stücke spielen zu sehen, das meiste dabei getan. In dem Munde eines Roscius konnten
freilich auch Plautinische Verse wohlklingend werden (s. die 15te
Erläut. zum Briefe an August ). Übrigens ist nicht zu zweifeln, daß Horaz um so
strenger gegen die nachlässigen Verse des Plautus werden mußte, wenn er an den
Aristophanes dachte, dessen Jamben, Anapästen und Chöre, auch in Absicht der
Versifikation, so schön gearbeitet sind, daß sie noch jetzt, da die Musik der
griechischen Sprache größtenteils für uns verloren gegangen, jedes mit derselben
nicht ganz unbekannte Ohr bezaubern.
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qui dignus erat describi, quod malus, aut fur, quod moechus foret aut sicarius, aut alioqui famosus, a) |
auf ihrer Seite hatten. Der Despotismus der Oligarchie konnte sich mit
einer Freiheit des Theaters, die keines Lasters und keiner Torheit schonte, sich weder durch Geburt,
Reichtum und Würden, noch selbst durch Verdienste in Respekt setzen ließ, nicht
vertragen. Je verdorbner die Sitten wurden, je geneigter fühlte man sich, einander zu ertragen,
und je verhaßter wurde ein öffentlicher Zensor, dessen unhöfliche Geißel
niemanden erlauben wollte, ungestraft ein Narr oder Schurke zu sein, wenn er Vergnügen oder
Vorteil dabei fand. Die alte Komödie fiel also zu Athen mit der
Demokratie. Die mittlere, die an ihre Stelle
trat, gab sich, um wenigstens noch einen Schatten ihrer ehemaligen Vorrechte beizubehalten,
größtenteils mit Parodien ab, worin den Poeten erlaubt war,
sich unter einander so lächerlich zu machen, als sie wollten; sie travestierte die Helden und
Heldinnen aus der Fabelzeit, aus der Iliade und Odyssee, und fand dabei immer Gelegenheit,
satirische Züge anzubringen, die der Malignität der Zuschauer freie Hand ließen, sie
nach eignem Belieben anzuwenden. So entstand endlich unter den macedonischen Königen nach und
nach die neue Komödie (in welcher Menander
und Philemon sich so viel Ruhm erwarben), die sich gänzlich auf
Intriguen-Stücke und allgemeine Charakter,
und auf eine so feine und elegante Art von Kritik der
herrschenden Sitten und Mode-Torheiten
einschränkte, daß niemand beleidigt werden konnte, wenn er sich selbst in einem Spiegel
erblickte, worin man wenigstens nicht häßlicher aussah, als sein Nachbar. Die alte
Komödie war die Lieblingsbelustigung eines von seinem Glücke und von ausschweifenden
Hoffnungen trunknen, aber auf seine Freiheit und Rechte eifersüchtigen demokratischen
Pöbels gewesen; die neue wurde der angenehmste Zeitvertreib eines herabgekommenen
müßigen, aber äußerst verfeinerten Volkes, das die hochfliegenden
Entwürfe seiner Vorfahren endlich aufgegeben hatte, und bei Schauspielen und Kurzweilen zu
vergessen suchte, was es ehemals gewesen war.