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Nun ja, Lucilius Verse, sagt' ich, gingen ein wenig holpericht und ungelenk: wer unter seinen Gönnern hat so wenig Ohr, mir das zu leugnen? Doch wird auf demselben Blatte die Laune und das scharfe Salz gerühmt, womit er seine Zeitgenossen rieb. Gleichwohl, indem ich dies ihm zugestehe, will ich darum nicht alles übrige mit einbegriffen haben; denn sonst müßt' ich auch die Mimen des Laberius1) für schöne Gedichte gelten lassen. Nein, des Hörers Mund durch Lachen zu verzerren machts nicht aus (wiewohl auch dazu Kunst gehört): man muß auch kurz sich auszudrücken wissen, so, daß der Gedanke sich schnell und leicht entfalte, nicht in Worten sich verwickle, die das Ohr mit leerem Schall ermüden. Der Vortrag muß dem ernsten Ton nicht selten den muntern unversehens unterschieben, muß bald des Redners bald des Dichters Rolle spielen, | Nempe incomposito dixi pede currere versus Lucili: quis tam Lucili fautor inepte est, ut non hoc fateatur? At idem, quod sale multo urbem perfricuit, charta laudatur eadem. <5> Nec tamen hoc tribuens dederim quoque cetera: nam sic et Laberi mimos ut pulchra poemata mirer. Ergo non satis est risu diducere rictum auditoris; et est quaedam tamen hic quoque virtus: est brevitate opus, ut currat sententia, neu se <10> impediat verbis lassas onerantibus aures: et sermone opus est modo tristi, saepe iocoso, defendente vicem modo rhetoris atque poetae, | |
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auch wohl des feinen Manns, der seiner Kräfte zu schonen weiß und sie mit Fleiß verkleinert2). Ein Scherz, ein lachend Wort entscheidet oft die größten Sachen treffender und besser als Ernst und Schärfe3). Hierin lag die Stärke der alten Komiker Athens, dies ists worin sie nachzuahmen sind; sie, welche freilich weder euer schöner Hermogenes, noch jener Affe kennt, der nichts gelernt hat als dem Calvus und Catullus nachzuleiern4). »Aber (sagt man) war's nicht etwas Großes, soviel Griechisch in die Sprache Latiums zu mischen?« O der feinen Kenner, die als etwas Schweres bewundern, was sogar Pitholeon von Rhodus kann5)! »Und doch hat diese Mischung der beiden Sprachen eine eigne Anmut, und die Lateinsche wird dadurch dem Ohre gefälliger, so wie Falernerwein mit Griechischem vermischt, dem Gaumen.« Gilt dies nur von Versen, oder auch alsdann, | interdum urbani, parcentis
viribus atque extenuantis eas consulto. Ridiculum acri <15> fortius et melius magnas plerumque secat res. Illi, scripta quibus comoedia prisca viris est, hoc stabant, hoc sunt imitandi; quos neque pulcher Hermogenes umquam legit, nec simius iste, nil praeter Calvum et doctus cantare Catullum. <20> »At magnum fecit quod verbis Graeca Latinis miscuit.« O seri studiorum, quine putetis difficile et mirum, Rhodio quod Pitholeonti contigit! »At sermo lingua concinnus utraque suavior, ut Chio nota si commixta Falerni est.« | |
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wenn du den bösen Handel des
Petillius6) verfechten solltest? Und gefiel dir's besser, wenn ein Corvinus, ein Publicola7), vergessend daß sie als geborne Römer zu Römern reden, ihre vaterländsche Sprache mit fremden Wörtern, gleich den doppelzüngigen Canusierna), verfälschten? Auch mir kam einmal der Einfall, griechsche Verschen machen zu wollen, ob ich gleich diesseits des Meeres geboren bin8): allein der göttliche Quirinus erschien im Traume mir, nach Mitternacht, wenn Träume wahr sind9), und verbot es mir mit diesen Worten: Holz in einen Wald zu tragen wäre minder albern, als der Griechen Scharen noch um einen Mann vollzähliger zu machen. So geschah es dann, daß, unterdes der schwülstige Alpin10) den Memnon schlachtet und das lettengelbe Haupt | <25> Cum versus facias teipsum percontor, an et
cum dura tibi peragenda rei sit causa Petilli? Scilicet, oblitus patriaeque patrisque Latini, cum Pedius causas exsudet, Publicola atque Corvinus, patriis intermiscere petita <30> verba foris malis, Canusini more bilinguis? Atque ego cum Graecos facerem, natus mare citra, versiculos, vetuit me tali voce Quirinus, post mediam noctem visus, cum somnia vera: In silvam non ligna feras insanius ac si <35> magnas Graecorum malis implere catervas. Turgidus Alpinus iugulat dum Memnona, dumque | |
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des Rheins uns sudelt, ich die leeren Stunden mit Scherzen mir verkürze, welche nie im Tempel um Tarpas11) günst'ges Urteil buhlen, noch zum zweiten-, drittenmal den Schauplatz füllen werden. Kein Lebender, Fundan, nimmt dir den Vorzug, die feine Buhlerin, den schlauen Davus, der alle Vorsicht seines argwohnvollen Alten zu Schanden macht, mit Witz und Anstand schwatzen zu lassen. Pollio, in ernsten Jambenb), stellt Königstaten auf die Bühne; Varius weiß kühn und besser als kein anderer den Strom des Heldenlieds zu leiten; den Virgil12) begabten mit Gefälligkeit und Anmut die ländlichen Camönen: was für mich noch übrig blieb, und was mir besser als dem Varro Atacinus13), dem es fehl schlug, und andern mehr, vielleicht gelingen mag, ist dieses Fach, worin ich dem Erfinderc) ganz willig weiche; denn, den Kranz, der mit | diffingit Rheni luteum
caput, haec ego ludo quae nec in aede sonent certantia iudice Tarpa, nec redeant iterum atque iterum spectanda theatris. <40> Arguta meretrice potes Davoque Chremeta eludente senem comis garrire libellos unus vivorum, Fundani! Pollio regum facta canit pede ter percusso: forte epos acer, ut nemo, Varius ducit: molle atque facetum <45> Virgilio annuerunt gaudentes rure Camenae: hoc erat, experto frustra Varrone Atacino atque quibusdam aliis, melius quod scribere possem, | |
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so vielem Ruhm ihm auf der Scheitel sitzt, herabzureißen, der Gedanke nur sei von mir ferne! »Aber, sagt' ich nicht, er fließe trüb und führe öfters mehr verwerfliches als Gutes.« Ja, das sagt' ich: und du, gelehrter Herr, hast du am großen Homer nicht manches auszusetzen? Tadelt etwa der gütiged) Lucil nicht dies und das an Actius dem Tragiker, und spottet des Ennius gewisser Verse wegen, die er für das Heldenlied zu frostig, aber d'rum sich selber keineswegs für größer hält als den Getadelten? Was sollte denn, wenn wir Lucils Satiren lesen, uns verwehren, zu untersuchen, ob die Schuld an ihm, ob an der Ungeschmeidigkeit der Sachen liege, wenn seine Verse nicht polierter sind, nicht sanfter fließen, als man es von einem erwartet, der, zufrieden etwas in sechs Füße hineinzuzwingen, mit Behaglichkeit | inventore minor; neque ego illi
detrahere ausim haerentem capiti multa cum laude coronam. <50> At dixi fluere hunc lutulentum, saepe ferentem plura quidem tollenda relinquendis: age, quaeso, tu nihil in magno doctus reprendis Homero? Nil comis tragici mutat Lucilius Acti? Non ridet versus Enni gravitate minores, <55> cum de se loquitur non ut maiore reprensis? Quid vetat et nosmet Lucili scripta legentes quaerere, num illius, num rerum dura negarit versiculos natura magis factos et euntes mollius, ac si quis, pedibus quid claudere senis | |
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zweihundert Verse vor, zweihundert nach der Tafel fertig macht; von welcher Art das, wie ein Gießbach, überströmende Genie des Tuskischen Poeten war14), von dem die Sage ging, er sei mit lauter Kisten voll seiner eignen Schriften eingeäschert worden. Ich wiederhol' es, mag doch, wenn ihr wollt, Lucil voll Anmut und Urbanität, und mehr gefeilt gewesen sein als jener, der in diesem von den Griechen unberührten Fache den ersten rohesten Versuch gemacht15), und als der ältern Dichter ganzer Troß: er würde dennoch, falls das Schicksal ihn für unsre Zeiten aufgesparet hätte, sich selbst viel abgewischt, was hinter dem Vollendeten sich nachschleppt, weggeschnitten, und über'm Bilden16) seiner Verse oft im Kopfe sich gekratzt, sich oft die Nägel zerbissen haben. Du, der schreiben will was uns zum Wiederlesen reizen soll, ausstreichen mußt du lernen, und, mit wenig Lesern | <60> hoc tantum contentus, amet scripsisse ducentos ante cibum versus, totidem cenatus; Hetrusci quale fuit Cassi rapido ferventius amni ingenium, capsis quem fama est esse librisque ambustum propriis. Fuerit Lucilius, inquam, <65> comis et urbanus, fuerit limatior idem quam rudis et Graecis intacti carminis auctor, quamque poetarum seniorum turba: sed ille, si foret hoc nostrum fato dilatus in aevum, detereret sibi multa, recideret omne quod ultra <70> perfectum traheretur, et in versu faciendo saepe caput scaberet, vivos et roderet ungues. Saepe stilum vertas, iterum quae digna legi sint | |
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zufrieden, nicht der Menge zu Gefallen schreiben! Wie? Schwachkopf! wolltest du in Winkelschulen den Knaben lieber dich diktieren lassen? Ich nicht! Mir ists genug, wenn nur die Ritter mir klatschen, sprach, vom Volke ausgezischt, die stolze Arbuscula17). Wie? sollte mich Pantil, die Wanze, ärgern? Quälen sollt' ich mich, daß ein Demetrius hinterrücks mir in den Rock beißt? Oder daß ein Fannius, der abgeschmackte Tischfreund des Hermogenes Tigellius18), nicht günstig von mir spricht? O möge, was ich schreibe, nur ein Plotius, und Varius, Mäcenas, und Virgil, und Valgius, Octav, und mein geliebter Fuscus und beide Visci beifallswürdig finden! Noch kann ich, ohne mir zuviel zu schmeicheln, dich, Pollio, und dich mit deinem Bruder, Messala, nennen; und euch, Servius und Bibulus, und bied'rer Furnus, dich, | scripturus, neque te ut miretur turba labores, contentus paucis lectoribus. An tua demens <75> vilibus in ludis dictari carmina malis? Non ego! Nam satis est equitem mihi plaudere, ut audax, contemptis aliis, explosa Arbuscula dixit. Men' moveat cimex Pantilius, aut crucier, quod vellicet absentem Demetrius? aut quod ineptus <80> Fannius Hermogenis laedat conviva Tigelli? Plotius et Varius, Maecenas, Virgiliusque, Valgius, et probet haec Octavius, optimus atque Fuscus, et haec utinam Viscorum laudet uterque! Ambitione relegata te dicere possum, <85> Pollio, te, Messala, tuo cum fratre, simulque vos, Bibule et Servi, simul his te, candide Furni; | |
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nebst manchen andern Männern von Geschmack und meinen Freunden, deren stillen Beifall ich meinen Kleinigkeiten wünschen möchte19); und schmerzen sollte michs, wenn mich hierin die Hoffnung täuschte. Was euch Virtuosen, Demetrius, und dich, Tigellius, betrifft, mögt ihr doch meinetwegen unter euern gelehr'gen Schülerinnen heulen, bis ihr es genug habt20)! Knabe, geh und schreibe dies zu meinem kleinen Buche flugs hinzu21)! | complures
alios, doctos ego quos et amicos prudens praetereo, quibus haec, sint qualiacumque, arridere velim, doliturus si placeant spe <90> deterius nostra. Demetri, teque, Tigelli, discipularum inter iubeo plorare cathedras. I puer, atque meo citus haec subscribe libello. |
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Die Not, ein Strom, den viele durch Entgegenschwimmen zu überwinden schon versuchten, wenige vermochten, wohin hat sie beinahe noch in meinen letzten Augenblicken mich gebracht? Mich, den nicht Ehrgeiz, noch Gewinnsucht, keine Gewalt, kein Ansehn, keine Furcht, in meiner Jugend aus meinem Stande heben konnte, seht wie leicht der große Mann, durch gnädige zu sanften Bitten herzgewinnend sich herunterlassende Beredungen, im Alter mich aus meiner Stelle rückte! Doch Ihm, dem selbst die Götter nichts versagen konnten, wie hätt' ich bloßer Mensch ihm etwas abzuschlagen geduldet werden können? So geschah es dann, daß nun, nach zweimal dreißig ohne Tadel verlebten Jahren, ich, der meinen Herd als römscher Ritter eben itzt verließ, nach Haus als Mimus wiederkehren werde. Um diesen einz'gen Tag hab' ich demnach zu lang gelebt! O du im Bösen wie im Guten unmäßige Fortuna, wenn es ja dein Wille war, des Ruhmes Blume, den die Musen mir erwarben, abzuknicken, warum nicht lieber damals, da ich noch in frischen Jahren grünte, noch die Kräfte hatte dem Volk und einem solchen Mann genug zu tun. o! warum beugtest du nicht lieber damals mich, da ich noch biegsam war, um meine Zweige zu schneiden? Jetzt, wozu so tief herab mich drücken? Was bring' ich auf den Schauplatz? etwa Schönheit, Anstand, mutvolle Kraft des Geistes, Reiz der Stimme? Ach! wie dem Baum der Efeu durch Umarmen das Leben raubt, so hat das Alter langsam mich umschlingend ausgesogen; und gleich einem Grabe behielt ich von mir selbst nichts als den Namen. | Necessitas, cuius cursus traniversi impetum voluerunt multi effugere, pauci potuerunt, quo me detrusit paene extremis sensibus? Quem nulla ambitio, nulla umquam largitio, nullus timor, vis nulla, nulla auctoritas movere potuit in iuventa de statu, ecce in senecta ut facile labefecit loco viri excellentis mente clemente edita submissa placide blandiloquens oratio! Etenim ipsi dii negare cui nihil potuerunt, hominem me denegare quis posset pati? Ergo bis tricenis annis actis sine nota eques Romanus Lare egressus meo domum revertar mimus. Nimirum hoc die uno plus vixi, mihi quam vivendum fuit. Fortuna, immoderata in bono aeque atque in malo, si tibi erat libitum litterarum laudibus florens cacumen nostrae famae frangere, cur, cum vigebam membris praeviridantibus, satisfacere populo et tali cum poteram viro, non flexibilem me concurvasti ut carperes? Nunc me quo deicis? Quid ad scaenam affero? Decorem formae, an dignitatem corporis, animi virtutem, an vocis iocundae sonum? Ut hedera serpens vires arboreas necat, ita me vetustas amplexu annorum enecat. Sepulcri similis nil nisi nomen retineo. |
Man sieht aus dieser kleinen Probe, daß es dem alten Ritter Laberius, seiner gerechten Weheklage ungeachtet, weder an Geist noch Witz gebrach: aber in der Wahl der Stücke selbst zeigte er, daß es ihm auch nicht an Mut fehle; denn, da es ihm frei gelassen war, welche von seinen Mimen er agieren wollte so wählte er (gewiß nicht ohne Absicht) einen, worin einige Verse vorkamen, die von allen Zuhörern als Anspielungen auf Julius Cäsar aufgenommen wurden; als z. B. indem er in der Person eines gepeitschten Sklaven sich auf einmal an das Volk wandte und ausrief:
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Porro Quirites! libertatem perdimus! O weh, ihr Römer! unsre Freiheit ist dahin! |
und bald darauf:
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Necesse est multos timeat quem multi timent! Der hat vor vielen sich zu fürchten, der von vielen gefürchtet wird! |
bei welchem Worte das ganze Volk wie mit einem Blick zu Cäsarn aufgeschaut haben soll. Cäsar fühlte den Stich, aber er war zu groß, sich für beleidigt zu halten; und wiewohl er den Mimen des Publius Syrus den Preis zuerkannte, so beschenkte er nichts desto weniger den alten Laberius auf der Stelle mit einem goldnen Ring und 500000 Sesterzien, (um ihn dadurch wieder in die ritterliche Würde, die er durch die Gefälligkeit, öffentlich einen Mimus und Histrio zu agieren, verwirkt hatte, wieder einzusetzen) mit dem Befehl, nun wieder unter den Rittern im Amphitheater Platz zu nehmen. Aber der ganze Ritterstand, dessen Ehre in der Person des Laberius von Cäsarn gekränkt worden war, zeigte, daß er die Beleidigung gefühlt habe, und daß sie noch nicht Sklaven genug seien, um es auf die Laune des Diktators ankommen zu lassen, nach seinem Belieben einen römischen Ritter zum Mimen, und den Mimen wieder zum römischen Ritter zu machen: denn in einem Augenblicke dehnten sich die Ritter in den vierzehn Reihen von Bänken, die ihrem Orden in den Theatern angewiesen waren, so weit aus einander, daß Laberius nirgends, wo er sich setzen wollte, Platz finden konnte. Bei dieser Gelegenheit wird ein sehr beißendes Bon-Mot von ihm erzählt. Cicero, der sich selber auf seine Gabe in scharfgesalznen Scherzen viel zugut tat, sagte zum Laberius, wie er ihn in der Verlegenheit einen Sitz zu finden herumirren sah: ich wollte dir gern bei mir Platz machen, wenn ich nur nicht selbst so eng säßeIV). Wunderbar genug, daß du enge sitzen sollst, erwiderte Laberius, da du doch immer auf zwei Stühlen zu sitzen pflegst. Ein Stich, den die Briefe des Cicero, die uns seinen zweideutigen Charakter nur zu sehr verraten, und sein Betragen in den bürgerlichen Kriegen, überflüssig rechtfertigen.
Ich glaube mich durch diese Notiz von dem Mimendichter Laberius nicht zu weit von der Veranlassung,
welche Horaz dazu gegeben, entfernt zu haben: denn sie setzt uns in den Stand, sein Urteil von ihm
desto besser zu verstehen. Julius Cäsar Scaliger behauptet zwar in
seiner Poetik, daß dem letztern großes Unrecht von Horazen getan werde; und in der Tat,
wenn seine Mimen alle oder nur größtenteils im Geschmack des angezogenen Prologs
geschrieben waren, so möchte Scaligers Unwillen zu entschuldigen sein. Aber Horaz, der
alle Werke des Laberius vor sich hatte, konnte sie doch wohl am besten
schätzen. Er spricht ihnen nicht alles Verdienst ab; er gesteht
ihnen, wie den Lucilischen Satiren, Witz und Salz zu: nur für
schöne Gedichte läßt er sie nicht gelten, weil ihnen die
Kürze, die Rundung, die Feile, kurz das Vollendete fehlte, welches er
mit Recht von einem schönen Gedichte fodert; und mich deucht, selbst in dem mitgeteilten
Fragmente finden sich Verse, denen es an diesen Eigenschaften fehlt, und wo der Gedanke sich in
überflüssigen Worten gleichsam verwickelt, wie z. B. mente clemente edita submissa
placide blandiloquens oratio, und litterarum laudibus florens cacumen nostrae famae
frangere. Übrigens hatte Laberius diesen Fehler mit allen ältern römischen Poeten
gemein: die Rundung und Glätte, die Horaz an ihnen vermißt, war den Dichtern des
Augustischen Jahrhunderts
aufbehaltenV).
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Cypris sandte Europen einst einen lieblichen Traum zu, als das Drittel der Nacht vorbei, und Aurora schon nah war, dann, wann süßer als Honig der Schlaf auf den Lidern der Augen sitzend, die Glieder auflösend, mit weichem Bande sie fesselt, und das Volk der untrüglichen Träume zu Herden umherschweift. |
| scribere quod Cassi Parmensis opuscula vincat |
beigebracht habe. Es ist hinlänglich, wenn ich sage, daß dieser Cassius von Parma einer
der edelsten Verfechter der sterbenden römischen Freiheit, und ein ehmaliger Kamerad unsers
Dichters im Lager des Brutus gewesen war; und daß Horaz selbst in der angezogenen Epistel an
Tibull von seinen opusculis mit Achtung spricht. Er kann also schon
aus diesem einzigen Grunde nicht gemeint sein; zumal, da er nur opuscula geschrieben hatte,
hier aber die Rede von einem Poeten ist, der ganze Kisten voll Verse ausgeströmt hatte.
Daß sich sonst nirgends keine Spur von diesem letztern findet, ist seine eigene Schuld; genug
daß Horaz, damit man ihn nicht etwa mit dem von Parma verwechsle, ihn den
Hetrurier nennt. Denn daß Parma, die allen Geographen zufolge eine
römische Kolonie in Gallia Cispadana war, jemals zu Hetrurien
gerechnet worden sei, haben Cruquius und Masson
zwar gesagt, aber nicht bewiesen. Lustig ists übrigens, wenn
MassonVII) in
dieser Stelle keinen Spott sehen kann, und also um so weniger zweifelt,
daß Cassius von Parma gemeint sei.