101. Batavia-Suppe von idianischen Vogelnestern. Nids d‘hirondelles.

Der Werth, welchen man auf dieses Produkt zu legen pflegt, gründet sich wohl meistens aus den sehr hohen Preis desselben. Sonst behaupte ich, daß diese Nester in der Beschaffenheit, wie sie zu uns kommen, für Zunge und Magen gar keinen Werth mehr haben, indem ihre beste Eigenschaft dann die ist, daß sie nach gar nichts schmecken und daß man ihnen nur mit äußerst substantiöser Bouillon Geschmack geben kann. Von dieser äußerst kostspieligen Zubereitung muß man auch die außerordentlich starken Wirkungen herleiten, welche der Genuß derselben gewährt, nicht aber von den Vogelnestern selbst. Wäre es nicht bekannt und entschieden, daß die zähen, knorpeligen, nestartigen Hülsen wirklich von kleinen Vögeln zusammengefügt werden, so würde man sie für getrocknete Schwämme halten, da sie in Hinsicht ihres faserigen Wesens die Natur derselben zu haben scheinen. 1lnd wie viele Betrügereien mögen auch damit wirklich vorgehen. Diese Vogelnester sind nun, wenn sie zu uns kommen, der langen Reise wegen, schon immer alt, und doch darf man mit Sicherheit voraussetzen, daß sie wegen ihres hohen Preises wohl manches Jahr liegen , bis sie zur Consumtion gebraucht werden. Daher mag es auch kommen, daß sie ein schmutzig gelbgraues Ansehen haben, da sie doch eigentlich weiß und reinlich sein sollten, und die Kaufleute den Werth derselben um so höher anschlagen, je trockener und weißer sie sind. Nach der gemeinen Meinung bestehen die indianischen Schwalbennester oder baut die indianische Schwalbe ihr Nest aus gallertartigen gewürzhaften Seegewächsen. Was nun aber ein Produkt, welches vier bis fünf Jahre alt ist, für die Zunge und den Magen Gutes haben kann, das mag jeder selbst beurtheilen.

Die Bereitung dieser Suppe ist folgende: Den Abend vorher werden 140 Gramm solcher Nester in kalter Bouillon über Nacht eingeweicht, des andern Tags mit der Spicknadel alle die kleinen Federchen, die schwarzen Punkten gleichen, herausgenommen, die Nestchen, welche gehörig aufgeweicht sind, werden en filet geschnitten, in eine Casserolle gethan und mit Madeira, etwas Cayenne und einem Stück Glace langsam gekocht. Ferner hat man ein sehr kräftiges Consommé bereitet, welches mit einer halben Bouteille Madeira-Sec, etwas Cayenne und den Vogelnestern vollends weich gekocht wird. Beim Anrichten wird sie nochmals rein abgeschäumt, gehörig gesalzen und in die Terrine gegossen. Diese Suppe muß sich durch einen kräftigen Geschmack auszeichnen.