Ein andrer Theil des Pallasts.
Desdemona, Aemilia, und Hans Wurst.
Desdemona.
Guter Freund, wißt ihr, wo der Lieutenant Cassio ligt?
Hans Wurst.
Das unterstühnd' ich mich wol nicht zu sagen, daß er
irgendwo lüge.
Desdemona.
Warum?
Hans Wurst.
Er ist ein Soldat; und wenn unser einer sagte, ein Soldat lüge,
das wäre Hals-Arbeit.
Desdemona.
Keine Possen! Wo ist sein Quartier?
Hans Wurst.
Da würd' ich selbst lügen, wenn ich euch das sagen wollte.
Desdemona.
Auf diese Art werd' ich von dir keine Antwort kriegen.
Hans Wurst.
Ich weiß sein Quartier nicht; und wenn ich folglich ein
Quartier erdenken wollte, und sagen, er lige da, oder er lige
da im Quartier, so würd ich's in meinen Hals hinein lügen.
Desdemona.
Du kanst ihn doch erfragen?
Hans Wurst.
Ich will die ganze Welt catechisieren; ich will so lange nach
ihm fragen, bis mir jemand antwortet, wo er ist.
Desdemona.
Such ihn auf, und heiß ihn hieher kommen; sag ihm, ich habe
meinen Herrn auf gute Gedanken für ihn gebracht, und ich
hoffe, es werde alles gut gehen.
Hans Wurst.
Das ist endlich eine Verrichtung, die innert den Grenzen von eines
ehrlichen Kerls Wiz ligt; und also will ich sehen, ob ich damit
zu Stande kommen kan.
(Er geht.)
Desdemona.
Wo mag ich doch das Schnupftuch verlohren haben?
Aemilia.
Ich weiß es nicht, gnädige Frau.
Desdemona.
Ich versichre dich, ich wollte lieber einen Beutel voll Crusado's
verlohren haben. Wenn mein edler Mohr nicht zu vernünftig
und zu großmüthig gesinnt wäre, um eifersüchtig
zu seyn, so brauchte es nicht mehr, um ihn auf schlimme Gedanken
zu bringen.
Aemilia.
Ist er nicht eifersüchtig?
Desdemona.
Wer, er? Ich denke, die Sonne, unter der er gebohren ward, zog
alle groben Dünste von dieser Art aus ihm.
Aemilia.
Seht, da kommt er.
Desdemona.
Ich will izt nicht von ihm ablassen, bis er den Cassio zu sich
ruffen läßt - - Wie stehts mit euch, mein lieber Gemahl?