(Die Mauern von Athen.)
Zween andre Senatoren mit einem Boten treten auf.
1. Senator (zum Bot.)
Du hast grosse Mühe bey deiner Auskundschaftung gehabt; sind
denn seine Linien so voll wie man sagt?
Bote.
Ich habe die geringste Zahl angegeben; zudem, so macht er Anstalten,
unmittelbar vor die Stadt anzurüken.
2. Senator.
Wir sind in grosser Gefahr, wenn sie den Timon nicht mit sich
bringen.
Bote.
Ich begegnete unterwegs einem Courier, einem alten guten Freund
von mir; wir sind zwar von entgegenstehenden Partheyen; allein
unsre alte Liebe hatte doch Stärke genug, zu machen, daß
wir wie gute Freunde mit einander sprachen. Dieser Mann war in
Eile von Alcibiades nach Timons Höle abgeschikt mit Briefen,
worinn er ihn einlud, seine Parthey wider eure Stadt zu verstärken,
um so mehr als das Unrecht, so dem Timon angethan worden, eine
von den Ursachen sey, die ihn in Waffen gesezt habe.
Andre Senatoren zu den Vorigen.
1. Senator.
Hier kommen unsre Brüder.
3. Senator.
Redet nicht von Timon, erwartet nichts von ihm; man hört
schon die Trummeln der Feinde, und das fürchterliche Stampfen
ihrer Tritte füllt die Luft mit Staub. Hinein, und macht
euch gefaßt; ich besorge, unsre Gegenwehr werde wenig helfen.
(Sie gehen ab.)
(Ein Soldat geht in den Wald hinein, und sucht den Timon.)
Soldat.
Der Beschreibung nach muß dieses der Ort seyn. Wer ist hier?
Antworte! he! Keine Antwort? - - was ist diß? - - ha! Timon
todt ausgestrekt? Irgend ein wildes Thier muß dieses Grabmal
aufgewühlt haben, denn hier lebt kein Mensch. Er ist todt,
so ist's, und diß ist sein Grab - - Was ist auf diesem Stein?
Ich kan nicht lesen; aber ich will die Schrift in Wachs abdruken;
unser General versteht alles, er ist alt an Wissenschaft, obgleich
jung an Tagen; anstatt ihm seinen Freund zu bringen, bring ich
ihm seine Grabschrift.
(Er geht ab.)