Vierte Scene.

Lanz (allein.)
Ich bin nur ein Narr, seht ihr, und doch hab' ich den Verstand zu merken, daß mein Herr eine Art von Spizbuben ist: Aber das ist all eins, wenn er's nur von Einer Art ist. Der soll noch gebohren werden, der es weiß daß ich verliebt bin, und doch bin ich verliebt; aber das soll man mit Pferden nicht aus mir heraus ziehen, und auch nicht in wen ich verliebt bin, und doch ist es ein Weibsbild; aber was es vor ein Weibsbild ist, das wollt' ich nicht einmal mir selbst gestehen, und doch ist es ein Milchmädchen; aber es ist doch kein Mädchen, denn sie hat Gevatterinnen; und doch ist es ein Mädchen, denn sie ist ihres Herrn Mädchen und dient um Lohn: Sie hat mehr Qualitäten als ein Pudel der ins Wasser geht, und das ist viel an einem Christen-Menschen. Hier ist ein Register von ihren Paupertäten, (er zieht ein Papier heraus,) imprimis, sie kan ziehen und tragen; nun, das ist doch alles was ein Pferd thun kan; nein, ein Pferd kan nur ziehen, und also ist sie noch besser als eine Mähre. Item, sie kan melken; seht ihr, das ist eine schöne Tugend an einem Mädchen, das saubere Hände hat.

Speed zu ihm.

Speed.
Nun, wie gehts, Signor Lanz? Was giebt's neues bey Eurer Herrlichkeit? Was habt ihr da vor ein Papier?

(Hier fangt sich ein Dialogus unter diesen beyden Pikelhäringen an, dessen eine Hälfte zu abgeschmakt ist, um der Uebersezung werth zu seyn, wenn es auch möglich wäre, Wortspiele und frostige Spässe deutsch zu machen. Speed ließt den Catalogus der Eigenschaften von Lanzens Liebste ab; zuerst von ihren Tugenden, worüber Lanz sehr kühle Anmerkungen macht; nun folgen ihre Mängel.)

Speed.
Item, sie ist nicht gut nüchtern küssen.

Lanz.
Gut, das ist ein Fehler, der durch ein Frühstük verbessert werden kan.

Speed.
Item, sie hat sanfte Lippen.

Lanz.
Das ist ein Ersaz für ihren sauren Athem.

Speed.
Item, sie redt langsam.

Lanz.
O der Schurke! das unter ihre Fehler zu sezen! Langsam im Reden seyn, ist eines Weibsbilds gröste Tugend; ich bitte dich, streich es aus, und sez' es zu oberst über ihre Tugenden.

Speed.
Item, sie bildet sich viel ein.

Lanz.
Das auch aus; das ist ein Vermächtniß das Eva allen ihren Töchtern hinterlassen hat.

Speed.
Item, sie ist zu freygebig.

Lanz.
Mit ihrer Zunge kan sie nicht zu freygebig seyn, denn wir haben's schwarz auf weiß, daß sie eine schwere Zunge hat; mit ihrem Beutel soll sie's auch nicht seyn, denn den will ich für mich behalten; nun ist noch etwas womit sie freygebig seyn kan, und davor weiß ich keinen Rath.

(In diesem Ton geht es noch eine Zeitlang fort, bis Lanz endlich gut findt, dem Speed zu sagen, daß ihn sein Herr vor dem Stadt-Thor erwarte. Speed wünscht ihm und seinen Liebes-Briefen die Pest, weil er ihn so lang unnüzer Weise damit aufgehalten, und Lanz freut sich, daß Speed wegen dieser Verzögerung Schläge kriegen werde; und damit exeunt.)


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