Verwandelt sich in einen offnen Plaz unter Silvias Zimmer in Meiland.
Protheus tritt auf.
Protheus.
An Valentin bin ich bereits falsch gewesen, und nun muß
ich eben so ungerecht an Thurio seyn. Unter dem Vorwand ihn zu
empfehlen, hab' ich Gelegenheit meine eigne Liebe reden zu lassen.
Allein Silvia ist zu edel, zu redlich, zu tugendhaft, sich durch
meine treulosen Liebkosungen verführen zu lassen. Wenn ich
ihr meine Treue angelobe, so wirft sie mir meine Falschheit an
meinem Freunde vor; wenn ich meine Liebe durch Schwüre bekräftigen
will, so erinnert sie mich an die Schwüre, die ich der Julia,
meiner ersten Liebe, gebrochen habe. Und dennoch, so hart sie
mir begegnet, so unerbittlich sie meiner Leidenschaft alle Hoffnung
abschneidt, so wächßt sie doch desto stärker je
mehr sie verschmäht wird, und krümmt sich wie ein Wachtelhund
nur desto schmeichelnder um ihre Füsse, je mehr sie weggestossen
wird. - - Aber hier kommt Thurio; wir müssen nun an ihr Fenster,
um ihr eine Nacht-Musik zu bringen.
Thurio und Musicanten treten auf.
Thurio.
Wie, Signor Protheus, seyd ihr uns zuvorgekrochen?
Protheus.
Ja, werther Thurio; ihr wißt ja, daß die Liebe zu
kriechen pflegt, wo sie nicht gehen kan.
Thurio.
Ja, aber ich hoffe doch, mein Herr, ihr liebt nicht hier?
Protheus.
Das thu ich aber, sonst wär' ich nicht hier.
Thurio.
Wen, Silvia?
Protheus.
Ja, Silvia, aber nur um euertwillen.
Thurio.
Wenn's diese Meynung hat, so dank ich euch dafür. Nun, ihr
Herren, wir wollen stimmen, und dann frisch dran eine Weile!