Sechste Scene.

Lanz tritt mit seinem Hund auf.

Lanz.
Wenn eines ehrlichen Manns Diener ihm wie ein Hund mitspielt, seht ihr, das ist was hartes: Einer, den ich von seiner Kindheit an erzogen habe, einer, den ich vom Ersauffen gerettet habe, da drey oder vier von seinen blinden Brüdern und Schwestern dran mußten! Ich hab' ihn abgerichtet, just als wie einer sagen wollte, so wollt' ich einen Hund abrichten, wenn er gut abgerichtet seyn sollte. Ich gieng, ihn der Frau Silvia als ein Geschenk von meinem Herrn zu überbringen; und ich kam nicht so bald in das Speiszimmer, so lief er mir zur Vorschneiderin hin, und stahl ihr ihren Capaunen-Schenkel. O! es ist ein böses Ding, wenn ein Hund sich nicht in allen Gesellschaften aufzuführen weiß! Ich möchte, versteht ihr mich, daß einer, der einmal auf sich nimmt ein würklicher Hund zu seyn, was man heißt, daß er, sag ich, ein Hund in allen Sachen wäre. Wenn ich nicht mehr Verstand gehabt hätte als er, und den Fehler auf mich genommen hätte, den er machte, ich denke wahrhaftig, er würde aufgehangen worden seyn; so wahr ich lebe, er hätte sterben müssen; ich will euch selbst darüber urtheilen lassen. Da mischt er mir sich in die Gesellschaft von drey oder vier adelichen Hunden, unter des Herzogs Tafel; und da hatt' er kaum, gebt wol auf diesen Umstand acht, da hatt' er euch kaum eine Weile gepißt, so roch ihn das ganze Zimmer. Hinaus mit dem Hund, sagt einer; was für ein Dorfhund ist das? sagt ein andrer; peitscht ihn hinaus, sagt der dritte; an den Galgen mit ihm, sagt der Herzog. Ich, der den Geruch schon vorher wahrgenommen hatte, erkannte gleich daß es Crab war, und geh euch zu dem Burschen der den Hund peitscht; guter Freund, sag ich, ihr habt im Sinn den Hund zu peitschen? Ja, zum Henker, hab' ich, sagt er. So thut ihr ihm desto mehr unrecht, sagt' ich; ich bin's selbst gewesen, der das Ding that, das ihr wol wißt. Er, er läßt mir augenbliklich vom Hund ab, und peitscht mich zum Zimmer hinaus. Wie manche Herren würden das für ihren Diener thun? Nein, ich kan schwören, daß ich für ihn im Stok gesessen bin, weil er eine Wurst gestohlen hatte; ich bin um der Gänse willen, die er umgebracht, am Pranger gestanden, damit er nicht den Kopf dafür hergeben müßte. Daran denkst du izt nicht mehr, du! Nun! Ich denke noch immer an den Streich, den du mir spieltest, wie wir von Fräulein Julchen Abschied nahmen. Sagt' ich dir nicht immer, du solltest nur auf mich acht geben, und machen wie ich? Wenn hast du von mir gesehen, daß ich mein Bein aufhub, und gegen eines Frauenzimmers Reiff-Rok mein Wasser machte? Hast du mich jemals so was thun gesehen?


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