Lanz tritt mit seinem Hund auf.
Lanz.
Wenn eines ehrlichen Manns Diener ihm wie ein Hund mitspielt,
seht ihr, das ist was hartes: Einer, den ich von seiner Kindheit
an erzogen habe, einer, den ich vom Ersauffen gerettet habe, da
drey oder vier von seinen blinden Brüdern und Schwestern
dran mußten! Ich hab' ihn abgerichtet, just als wie einer
sagen wollte, so wollt' ich einen Hund abrichten, wenn er gut
abgerichtet seyn sollte. Ich gieng, ihn der Frau Silvia als ein
Geschenk von meinem Herrn zu überbringen; und ich kam nicht
so bald in das Speiszimmer, so lief er mir zur Vorschneiderin
hin, und stahl ihr ihren Capaunen-Schenkel. O! es ist ein böses
Ding, wenn ein Hund sich nicht in allen Gesellschaften aufzuführen
weiß! Ich möchte, versteht ihr mich, daß einer,
der einmal auf sich nimmt ein würklicher Hund zu seyn, was
man heißt, daß er, sag ich, ein Hund in allen Sachen
wäre. Wenn ich nicht mehr Verstand gehabt hätte als
er, und den Fehler auf mich genommen hätte, den er machte,
ich denke wahrhaftig, er würde aufgehangen worden seyn; so
wahr ich lebe, er hätte sterben müssen; ich will euch
selbst darüber urtheilen lassen. Da mischt er mir sich in
die Gesellschaft von drey oder vier adelichen Hunden, unter des
Herzogs Tafel; und da hatt' er kaum, gebt wol auf diesen Umstand
acht, da hatt' er euch kaum eine Weile gepißt, so roch ihn
das ganze Zimmer. Hinaus mit dem Hund, sagt einer; was für
ein Dorfhund ist das? sagt ein andrer; peitscht ihn hinaus, sagt
der dritte; an den Galgen mit ihm, sagt der Herzog. Ich, der den
Geruch schon vorher wahrgenommen hatte, erkannte gleich daß
es Crab war, und geh euch zu dem Burschen der den Hund peitscht;
guter Freund, sag ich, ihr habt im Sinn den Hund zu peitschen?
Ja, zum Henker, hab' ich, sagt er. So thut ihr ihm desto mehr
unrecht, sagt' ich; ich bin's selbst gewesen, der das Ding that,
das ihr wol wißt. Er, er läßt mir augenbliklich
vom Hund ab, und peitscht mich zum Zimmer hinaus. Wie manche Herren
würden das für ihren Diener thun? Nein, ich kan schwören,
daß ich für ihn im Stok gesessen bin, weil er eine
Wurst gestohlen hatte; ich bin um der Gänse willen, die er
umgebracht, am Pranger gestanden, damit er nicht den Kopf dafür
hergeben müßte. Daran denkst du izt nicht mehr, du!
Nun! Ich denke noch immer an den Streich, den du mir spieltest,
wie wir von Fräulein Julchen Abschied nahmen. Sagt' ich dir
nicht immer, du solltest nur auf mich acht geben, und machen wie
ich? Wenn hast du von mir gesehen, daß ich mein Bein aufhub,
und gegen eines Frauenzimmers Reiff-Rok mein Wasser machte? Hast
du mich jemals so was thun gesehen?