Protheus und Julia in Mannskleidern.
Protheus.
Sebastian ist dein Name? du gefällst mir; ich will dich in
meine Dienste nehmen; es wird gleich Gelegenheit geben, dich zu
was zu gebrauchen.
Julia.
Wozu ihr wollt; ich will thun, was ich kan.
Protheus.
Ich hoff es; - - He! woher, du Hurensohn von einem Bengel, wo
bist du diese zween Tage herumgestrichen?
Lanz.
Sapperment, Herr, ich brachte der Frau Silvia den Hund, den ihr
mir sagtet.
Protheus.
Und was sagte sie zu meinem kleinen Dökchen?
Lanz.
Sapperment, sie sagte, euer Hund sey ein garstiges Vieh, und ein
hündischer Dank sey gut genug für ein solches Geschenk.
Protheus.
Aber sie nahm ihn doch an?
Lanz.
Nein, mein Six, das that sie nicht: Hier hab' ich ihn wieder zurükgebracht.
Protheus.
Wie? du brachtest ihr diesen in meinem Namen?
Lanz.
Ja, Herr; das andre Eichhörnchen hatte mir des Wasenmeisters
Junge auf dem Markt weggestohlen; und da bracht' ich ihr meinen
eignen dafür, der wol so groß ist als zehn wie der
eurige zusammen genommen, und also war auch das Geschenk desto
grösser.
Protheus.
Geh, pak dich fort und schaffe mir meinen Hund wieder, oder komm
mir nie wieder vor die Augen. Weg, sag ich; stehst du mir zum
Possen hier? Ein Schurke, der zu nichts gut ist, als mir bey allen
Anläsen Schande zu machen!
(Lanz geht ab.)
Sebastian, ich habe dich in meine Dienste genommen, theils weil ich einen jungen Menschen nöthig habe, der meine Geschäfte mit Verstand ausrichten könne, (denn meinem Lümmel dort kan ich nichts anvertrauen;) hauptsächlich aber um deiner guten Mine und Manieren willen, die, wenn ich mich nicht betrüge, Zeugen einer guten Erziehung und eines glüklichen Naturels sind: Du weissest also nunmehr, warum ich dich angenommen habe. Geh izt unverzüglich, und bringe der Donna Silvia diesen Ring. Er ist von einem Frauenzimmer, das mich zärtlich liebte.
Julia.
Es scheint also, ihr liebtet sie nicht wieder, weil ihr ein Geschenk
von ihr so leicht an eine andre verschenken könnt; oder ist
sie vielleicht todt?
Protheus.
Nein; ich denke, sie lebt.
Julia.
Ach!
Protheus.
Warum seufzest du so?
Julia.
Ich kann mich nicht erwehren, Mitleiden mit ihr zu haben.
Protheus.
Und weßwegen?
Julia.
Weil mich däucht, sie liebte euch eben so sehr als ihr eure
Donna Silvia: Sie träumt Tag und Nacht von dem, der ihrer
Liebe vergessen hat; ihr schmachtet um diejenige die eure Liebe
verachtet; es ist zu bedauren, daß es in der Liebe so widrig
gehen kan; und dieser Gedanke macht mich seufzen.
Protheus.
Gut, gieb ihr den Ring und zugleich diesen Brief; hier ist ihr
Zimmer: Sag' ihr, ich bitte sie um das Gemählde, so sie mir
versprochen. Sobald du deinen Auftrag gemacht hast, so komm in
mein Zimmer zurük, wo du mich traurig und allein finden wirst.
(Protheus geht ab.)