Inhalt die Baumpflanzung. 1. Anrufung des Bacchus 4. I. Entstehung der Bäume und Sträucher. a) Natürliche: von selbst 10, aus Samen 14, aus der Wurzel 17. b) Künstliche: durch abgestochene Wurzelschößlinge 23, aus Satzhölzern 24, Senkern 26, Schnittlingen 28, Klötzen und Scheitern 30, durch Impfen 32 bis 34. II. Anbau von beiden. a) Einleitung 35, Anrufung des Mäcenas 39. b) Veredelung natürlicher 47. c) Erziehung künstlicher 61, besonders durch Äugeln und Impfen 73 bis 82. III. Verschiedenheit der Bäume und Gesträuche. a) Nach den Gattungen der Geschlechter 83. b) Nach Boden und Lage 109. c) Nach der Weltgegend 114. d) Italiens Lob 136 bis 176. IV. Vom Erdreich. a) Dienlichkeit für Ölbäume 179, Weinstöcke 184, Vieh 195, Getreide 203, für nichts 212, für alles 217. b) Prüfung, ob locker oder dicht 266, salzig und bitter 238, fett 248, feucht 251, schwer oder leicht 254, schwarz 255, kaltgründig 256 bis 258. V. Weinbau. a) Zur Pflanzung gehört: Graben 259, Pflanzschule 265, Einsetzen 269, wie dicht 273, wie tief 288, andere Vorsicht 298, Zeit des Einsetzens 315, Lob des Frühlings 323, Pflege der Setzlinge 346. b) Nach der Pflanzung wird aufgelockert 354, gepfählt 358, abgelaubt und geschneitelt 362. c) Verzäunung 371; besonder gegen den Bock, der dem Bacchus geopfert wird 380. d) Nie endende Wartung 397 bis 419. VI. Leichtere Pflege anderer Gewächse. a) der Ölbäume 420. b) Der Obstbäume 426. c) Wilder Gesträuche und Bäume 429. d) Vorzug dieser vor dem verführerischen Weinstock 454 bis 457. VII. Glückseligkeit des Landlebens. a) Vorzüge der Stadt 361. b) Des Dichters Wunsch, ein Weiser zu sein 475, oder ein frommer, genügsamer Landmann 483, der auch Weisheit übt 495, im Gegensatz zum unruhigen Städter 503. c) Des Landmanns Ruhe 513, Überfluß 516, unschuldige Freuden 523, alte Sitten 532. d) Beschluß des Gesangs 541 bis 542.
So weit über der Saat Anbau und des Himmels Gestirnen. | |
5 |
Ehrengeschenk; dir prangt vom traubigen Herbst in Weinlaub Blühend die Flur, dir schäumt vollauf in den Kufen die Lese. Hierher, Vater Lenäus, o komm, und tauch' in den frischen Most mit mir, des Kothurns entkleidet, die nackenden Füße. Erstlich erwachsen die Bäum' aus mannigfaltiger Zeugung. |
10 |
Einige, wenn auch nimmer ein Mensch sie nötiget, selber Kommen sie willig hervor und beherrschen die Tal' und des Flusses Krummen Rand: wie die Weide des Sumpfs2) und biegsame Ginster3), Pappelgebüsch4), und ergrauend mit bläulichem Laube das Weidicht. Andere steigen empor aus gefallenem Samen; der hohe |
15 |
Baum der Kastanie5) und
Eichen, die über Jupiters Haine Wachsen heraus und der Griechen orakelredende Wipfel. Anderen sproßt aus der Wurzel die dicht aufsteigende Waldung, Wie Kirschbäumen6) und Ulmen; ja selbst der parnassische Lorbeer7) Hebt sich, ein winziges Reis, im gewaltigen Schatten der Mutter. |
20 |
Diese Vermehrung gab die Natur erst, diesen entgrünet All der Wälder und Stauden Geschlecht und der heiligen Haine.
Andere Weisen entdeckte auf eigener Bahn die Erfahrung. |
25 |
Und vierspaltige Schaft' und spitzige Pfähle von Kernholz. Andere Waldung erharrt aus niedergebogenen Senkern Junges Geschlecht, und es lebt im eigenen Boden der Nachwuchs. Selbst der Wurzel entbehren noch andere; oben vom Wipfel Waget der Erd' herbringend den Schoß zu vertrauen der Schneitler. |
30 |
Ja, dem zerschnittenen Strumpfe sogar, o wunderbar klingend, Dringt aus trockenem Holze hervor die Wurzel des Ölbaums. Oft auch sehn wir die Zweige des anderen Baums in des andern Ungestraft ausarten, daß eingepfropfet der Birnbaum Äpfel trägt und mit Pflaumen die Steinkornelle sich rötet. |
35 |
Drum wohlan, und vernehmet der Arten besondere Pflege, Aber o komm und vollende mit mir die begonnene Laufbahn, |
40 |
Du mein Stolz, du billig der bessere Teil mir des Ruhmes; Huldreich gib, o Mäcenas, dem offenen Meere die Segel. Zwar nicht alles mit meinem Gesang zu umfassen begehr' ich; Nein, wenn auch hundert Zungen ich hätt', und hundert der Kehlen, Eiserne Stimm'. Komm, streife den Bord nur des nahen Gestades, |
45 |
Nah ist uns ja das Land. Nicht soll hier eitele Dichtung, Noch umschweifender Prunk dich verziehn, und Länge des Eingangs.
Welche Gewächse von selbst in die strahlende Luft sich erheben, |
50 |
Einimpfst, aber verwandelt in lockere Gruben sie bergest, Legen sie ab die wildere Art, und durch emsige Wartung Folgen sie nicht halsstarrig, in welcherlei Zucht du sie rufest. Auch der verödete Sproß, der den Stämmen entsprießet, Tut dies gern, sobald du in freieres Feld ihn verteilest: |
55 |
Jetzo verdumpft hochschattend mit Laub' und Gezweig' ihn die Mutter, Raubet des Wachstums Trieb und dörret die Kraft des Ertrages. Endlich der Baum, der selbst aus gestreueten Samen emporstieg, Strebt mit langsamer Mühe, dem späteren Enkel zu schatten, Auch entartet sein Obst, der vorigen Säfte vergessend, |
60 |
Und dem Gevögel zum Raub umhängt der Herling den Weinstock.
Siehe, bei allen bedarf's anhaltenden Fleißes, bei allen, |
65 |
Kindlich sproßt um die Mutter die steinige Hasel, die hohe Esche des Hains, und der Baum herkulischer Silberbekränzung10), Samt des chaonischen Zeus Eichbaum; auch die luftige Palme Sproßt alt Kind, und die Tanne, bedroht von Gefahren des Meeres. Eingeimpft mit dem Reise der Nuß wird der struppige Hagbaum, |
70 |
Oft auch die öde Platane gebar vollhangende Äpfel. Hell von Kastanien blüht die Buch', und die Orn' in des Birnbaums Prangender Weiß'; und die Eichel zermalmeten Säu' in dem Ulmwald.
Nicht einfach ist die Art zu pfropfen und Augen zu legen. |
75 |
Und sein zartes Gewebe durchbricht, werd' enge gehöhlet Grad' in den Knoten ein Spalt; hier schließ des anderen Baumes Aug' hinein und lehr' es in saftiger Schale verwachsen. Doch unknotige Geäst werd' abgesägt und mit Keilen Tief ein Weg in die Härte gebahnt; dann füge des Obstes |
80 |
Schwangeres Reis in den Spalt; nicht lange dauert's und mächtig Schwingt sich empor zum Himmel ein Baum mit fröhlichen Zweigen, Selber das neue Gesproß und nicht eigene Früchte bewundernd.
Ferner sind nicht eines Geschlechts die mächtigen Ulmen, |
85 |
Auch den fetten Oliven12)
erwächst nicht einerlei Gattung, Eirund hier, dort länglich, und dick mit herberer Beere, Ungleich Obst in dem Hain des Alkinous13); nicht auch erglüht gleich Syriens und Crustumiums14) Birn', und die lastende Faustbirn'. Nicht dieselbige Traub' entschwebt hier unseren Bäumen, |
90 |
Welche der Lesbier pflückt von
mehymnäischen15)
Reben. Gibt es doch thasische16) Weine und mareotische weiße, Diese dem fetteren Grunde bequem, dem leichteren jene; Psithische Kraft17), aus Rosinen gepreßt, auch feiner Lageos, Einst den Fuß zu lähmen bestimmt und die Zunge zu fesseln; |
95 |
Purpurwein und precischer Most; und wie rühmt mein Gesang dich, Rhätiker? doch nicht drum mit falernischen Zellen geeifert. Auch aminäische Reben verleihn hochaltenden Kraftwein, Welchem der Tmolier selbst nachsteht und der König Phanäus; Dann Argitis die kleine, womit kein' andere streitet, |
100 |
Weder so voll zu strömen, noch gleich viel Jahre zu dauern. Auch dich, Rhodier, nicht, den Göttern wert und dem Nachtisch, Übergeh' ich, noch dich, mit geschwollenen Trauben, Bumastus. Aber wie reich an Arten sie sind, und an Namen wie vielfach, Fehlet die Zahl, und nicht ja, in Zahl sie zu fassen, verlohnt es. |
105 |
Wer sie zu zählen begehrt, der begehrt auch der libyschen Eb'ne Sandgewühl zu erforschen, wie viel im Weste gewälzt wird; Oder, stürmt in die Segel die Wut des gewaltigen Eurus, Alle Gewog' um den Strand der ionischen Wasser zu zählen. Doch vermag nicht jedes ein jeder Boden zu tragen, |
110 |
Weiden umsprossen den Bach, es entsteigt die Erle des Sumpfes Dickem Schlamm, und dem Felsengebirg' unfruchtbare Eschen; Ufer grünen von Myrten am fröhlichsten, endlich der Weingott Liebt die offenen Hügel, den Nord und die Fröste der Taxus18). Schaue den Erdkreis auch, wo die äußersten Pflanzer ihn anbaun, |
115 |
Östliche Hütten der Araberstämm' und bunte
Geloner19); Abgeteilt ist Bäumen ihr Land. Nur in Indien dunkelt Ebenholz20), nur Saba gebiert die Zweige des Weihrauchs. Was verkünde ich noch wohlriechendem Holze entquollne Balsame21)? was dir die Beeren des immergrünen Akanthus22), |
120 |
Äthiopiens Haine, mit weicher Wolle beschimmert, Und wie das zarte Gespinst von dem Laubabkämme der Serer23)? Oder was India sonst, dem Oceanus näher, für Waldung Trägt, die äußerste Bucht? wo über die luftigen Wipfel Nimmer ein Pfeil von der Senne hinaufzustreben vermochte, |
125 |
Und nicht kraftlos spielt doch jenes Geschlecht mit dem Köcher. Medien zeugt den widrigen Saft und dauernden Nachschmack Ihrem gesegneten Apfel24), vor dem kein schnelleres Labsal, Wenn stiefmütterlich einst Unholdinnen Becher des Todes Würzten und Kraut einmischten und nicht unschädliche Worte, |
130 |
Rettend kommt, und verjagt das dunkele Gift aus den Gliedern. Hochauf raget der Baum und gleich an Wuchse dem Lorbeer; Ja, wenn nicht ein andres Gedüft er streuete ringsum, Lorbeer selbst; hinfällig in keinem Winde die Blätter, Lang' ausdauernd die Blume, womit sich der Meder den Atem |
135 |
Frischt und des Mundes Geruch und heilt schweratmendes Alter.
Aber nicht auch der Meder waldreiches und wallendes Fruchtland, |
140 |
Hier ward nicht von Stieren, die Glut ausschnoben, das Erdreich Umgepflügt und mit Zähnen besät der entsetzliche Hyder, Daß von Helmen und Lanzen gedrängt aufstarrte die Mannsaat. Doch schwerhangende Frücht' und massischer Trank des Lyäus Füllten es; ringsum blühn Ölbäum' und fröhliche Herden. |
145 |
Hier erhebt sich das streitbare Roß hochragend ins Schlachtfeld, Herden von hier, schneeweiß, und der Stier, o Clitumnus28), der Opfer Größestes, oft in deinem geheiligten Strome gebadet, Führeten Roms Triumphe hinauf zu der Himmlischen Tempeln. Hier ist ewiger Lenz, und in späten Monden noch Sommer; |
150 |
Zweimal trächtig das Vieh, zweimal auch ergiebig der Obstbaum. Aber zerreißende Tiger sind fern, und grausamer Leuen Schreckliche Brut, kein Giftkraut29) betrog unglückliche Sammler; Nicht unermeßliche Kreise bewegt durch den Staub, noch versammelt Sich so mächtigen Zuges die schuppige Schlang' in Geringel. |
155 |
Dazu prangender Städte so viel, und kunstvolle Werke, Festungen kühn mit der Hand auf Felsabhängen gebauet, Und hinwallende Ströme durch altertümliche Mauern. Ob ich des Meers dort oben gedenk', und das unten heranspült30)? Ob so gewaltiger Seen? dein, großer Larius31), dein auch, |
160 |
Der du mit Wogen des Meers und Gebraus' aufsteigst, Benacus? Ob ich der Häfen gedenk' und des eingezwängten Lucrinus32), Und wie den Damm unbändig die zürnende Brandung umdonnert, Dort wo die julische Flut von des Meers anstürzenden Wassern Hallt, und Tyrrhenergewog' in den Sund eindringt dem Avernus? |
165 |
Silberne Bäch' auch zeigte das Land und des Erzes Metalle Hier in der Schachte Geäder und floß mit goldenem Reichtum. Dieses erzog zu Helden der Marser33) Geschlecht und Sabeller. Ligurer, trotzend der Not, und Speere schwingende Volsker; Decier34) dies, und Marierkraft, und einen Camillus, |
170 |
Streitbare Scipionen, und dich, o erhabener Cäsar, Der du jetzt als Sieger an Asiens äußersten Küsten Ferne von Roms Berghöhen den zagenden Indier scheuchest. Heil dir, Mutter der Frücht', o saturnische Erde, der Männer Pflegerin! dir, du Hohe, beginn' ich Werke von alter |
175 |
Würd' und Kunst, aufschließend die heiligen Borne mit Kühnheit, Und Askräergesang35) durch römische Städte verbreit' ich.
Jetzo gilt's die Naturen des Erdreichs: welcherlei Vorzug |
180 |
Wo nur magerer Ton und Kies im Dornengefild' ist, Liebt der Baum der Minerva, der lange lebende Ölbaum. Dies bezeugt Oleandergehölz, das in selbiger Gegend Dicht aufsproßt und die Felder mit wildernden Beeren bedecket. Aber ein Grund, der fett und froh ist süßer Befeuchtung, |
185 |
Dort, in Kräuter gehüllt, das segensschwangere Blachfeld, Wie wir's oft im Gebirg' im gehöhleten Tale bewundernd Überschaun, wo hinab von den Felshöh'n schmelzende Bäche Glücklichen Schlamm mitführen, und dort, das erhoben am Südwind Farnkraut zum Verdruß des gekrümmten Pfluges ernähret, |
190 |
Dieses beschatten dir einst großmächtige Reben, von Bacchus' Feuergeiste durchströmt, dies prangt mit geschwollenen Trauben, Dieses mit Trank, dergleichen in Schalen wir weihn und in Golde, Wenn der feiste Tyrrhener36) die elfenbeinerne Flöte Bläst vor dem Altar, und Opfergeweide dampft in den Schüsseln. |
195 |
Doch wenn Rinder vielmehr du begehrst und Pflege der Kälber, Oder der Schaf' Anwachs und den Pflanzungen feindliche Ziegen, Bergwaldung und Fernen gesucht, wie des satten Tarentum37), Und ein Gefild', wie's traurig die duldende Mantua38) einbüßt, Das schneefarbene Schwän' im grasigen Flusse bewirtet, |
200 |
Nie an lauteren Quellen gebricht's, noch an Weide der Herden, Und so viel abrupfen am langen Tage die Rinder, Gleichviel wird in kurzem erneut vom kühlenden Nachttau.
Dunkeles meist und dem Drucke der Schar fettscholliges Erdreich, |
205 |
Dient dem Getreide mit Lust; aus keiner Ebene siehst du Mehr Lastwagen nach Haus' abziehn mit langsamen Stieren. Oder, woher unwillig den Wald abführte der Pflüger Und die Gehölz' aufwühlte, die lang' untätig gerastet, Und mit der Wurzel hervor die alte Behausung der Vögel |
210 |
Störete: hochaufflogen die Schwärm' aus verlassenen Nestern; Aber das rohe Gefild' erglänzte von furchender Pflugschar. Denn der magere Kies des gehügelten Feldes gewährt kaum Rosmarin und niedrige Cassiablumen39) den Bienen; Auch der schartige Tuff40) und von schwärzlichen Nattern zernagte |
215 |
Kreide behaupten mit Stolz, daß sonst kein Acker den Schlangen Trage so leckere Weid' und gewundene Höhlungen biete. Welches Land den Dunst aushaucht und flüchtige Nebel, Gern die Feuchtigkeit trinkt und gern aus sich selber zurückgibt; Welches dabei, stets grün, mit eigenem Grase sich kleidet, |
220 |
Und kein Eisen durch Rost und salzige Schärfe verletzet, Dieses umwebt dir die Ulmen mit freudigem Rebengewimmel; Dies ist fruchtbar an Öl; dies findest du unter dem Anbau So willfährig als Vieh, als mild der zackigen Pflugschar. Solches bestellt reichblühend sich Capua, und des Vesuves |
225 |
Nachbargefild' und der
Clanis41), nicht hold dem
öden Acerrä.
Jetzt, wie du jegliches Land auskundigen mögest, erklär' ich. |
230 |
Wähle zuvor umschauend den Ort und heiße des Bodens Feste dir tief aushöhlen; zurück nun schaufle das Erdreich All' in die Grub' und ebne den oberen Sand mit dem Fuße. Mangelt es, dann ist locker, dem Vieh und der labenden Rebe Besser geartet der Grund; doch sträubt sich wiederzukehren |
235 |
Einiges und umragt Erdreich die gefüllete Höhlung, Zäh ist dort das Gefild, hartnäckige Schollen und grobe Rücken erwart' und brich mit kräftigen Stieren den Acker. Aber ein salziges Land42), und das man bitter dir nennet, Jeglicher Frucht abhold; denn nicht vom Pfluge gezähmt wird's, |
240 |
Nicht dem Bacchus erhält es die Art, noch dem Obste die Namen, Prüft sich bei solchem Versuch. Den Korb aus verdichtetem Reisig Nimm und des Kelterers Durchschlag herab von der rußigen Decke43). Drein den tückischen Grund mit süß aufwallender Quellflut Fest dir gestampft bis zur Fülle: hervor dringt all das Gewässer, |
245 |
Siehe, und groß nun gehn aus der weidenen Flechte die Tropfen, Offenbar dann zeuget der herbe Geschmack, und empfindlich Zerrt die bittere Schärfe des Kostenden mürrisches Antlitz. Wo auch fett sei irgendein Land, das lehret uns endlich Dieser Erfolg: nie wird es vom Wurf in den Händen zerkrümeln, |
250 |
Sondern es klebt wie Pech, wenn du drückest, zäh an den Fingern. Feuchtes ernährt hochschossendes Kraut, und bläht sich in geiler Üppigkeit. Ach, nie müsse zu fruchtbar jenes mir wuchern, Noch unmäßige Kraft in die grasigen Halme vergeuden! Schweres Land wird durch eignes Gewicht stillschweigend sich kundtun; |
255 |
Leichteres auch. Schon flüchtig erkennt dein Auge, was schwarz sei, Oder wie jedes gefärbt. Doch schädliche Kälte zu finden, Fordert Müh'; nur Kiefergehölz und schädlicher Taxus44) Manchmal öffnen die Spur, und schwärzlich rankender Efeu. Hast du solches bemerkt, wohlan, erst lange das Erdreich |
260 |
Ausgekocht und mit Gräben die mächtigen Berge durchzogen, Lang' erst rücklings dem Norde die liegenden Schollen gebreitet, Ehe du fröhliche Reben hineinsenkst. Besseres Land ist Mürberes; dazu macht es der Wind und Strenge des Reifes Und der erschütterte Hufen mit Macht aufwuchtende Gräber. |
265 |
Aber ein Mann, der nichts von wachsamer Sorge versäumet, Wählt gleichartigen Boden zuvor, wo des jungen Gebüsches Saat aufsproßt und wohin sie bald auseinander verpflanzt wird, Daß die veränderte Mutter nicht scheu mißkenne der Schößling. Wird doch des Himmels Gegend sogar an die Rinde gezeichnet; |
270 |
Jeglicher dann, wie er stand, auf welchem Teil er des Südes Brand ertrug, und wo er dem Pol zuwandte den Rücken, Wiedergestellt; so viel heißt zarterer Jugend Gewöhnung. |