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Linux - Wegweiser für Netzwerker

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Der PLIP-Treiber

PLIP bedeutet Parallel Line IP und ist eine kostengünstige Art, zwei Maschinen miteinander zu vernetzen. Es verwendet den Parallelport sowie ein spezielles Kabel und erreicht Übertragungsgeschwindigkeiten von 10 bis 20 Kilobyte pro Sekunde.

PLIP wurde ursprünglich von der Firma Crynwr, Inc. entwickelt. Das Design ist ziemlich clever (oder, wenn Sie so wollen, hackermäßig): Lange Zeit waren die parallelen Ports des PC nur unidirektionale Druckerschnittstellen, das heißt, über die 8 Datenleitungen konnten Daten an das Peripheriegerät ausgegeben werden, aber nicht umgekehrt. PLIP umgeht das Problem, indem es die fünf Statusleitungen der Schnittstelle für die Eingabe verwendet. Dadurch ist es allerdings gezwungen, alle Daten in Nibbles (halben Bytes) zu übertragen. Diese Arbeitsweise wird PLIP-Modus 0 genannt. Heutzutage werden diese unidirektionalen Schnittstellen allerdings immer seltener. Aus diesem Grunde gibt es eine zweite PLIP-Variante namens Modus 1, die die vollen 8 Bit des Ports nutzt.1

Linux unterstützt bis zur Kernel-Version 2.0 nur den PLIP-Modus 0. Seit Kernel 2.2 wird auch Modus 1 standardmäßig unterstützt. Bei Linux 2.0 wurde dafür ein erweiterter Parallelport-Treiber entwickelt, der als Patch in den Kernel eingebunden wird.2 Während dies bei älteren Versionen nicht der Fall gewesen ist, ist der Treiber heute mit der ursprünglichen Implementierung von Crynwr und dem Treiber im NCSA telnet kompatibel.3 Um zwei Maschinen mit PLIP zu verbinden, benötigen Sie ein spezielles Kabel, das unter anderem unter der Bezeichnung “Null-Printer” oder “Turbo Laplink” verkauft wird. Sie können es allerdings auch mit relativ geringem Aufwand selbst zusammenlöten, die Steckerbelegung finden Sie in Anhang 2 Nützliche Kabel-Konfigurationen.

Der PLIP-Treiber für Linux ist das geistige Kind beinahe zahlloser Personen und wird zur Zeit von Niibe Yutaka gepflegt.4 In den Kernel eingebunden, reserviert er eine Netzwerkschnittstelle für jeden der möglichen Druckerports, wobei plip0 dem Port lp0 (LPT1) entspricht, plip1 dem Port lp1 usw.Die Abbildung von Schnittstellen auf Ports wird in den Kerneln 2.0 und 2.2. unterschiedlich gehandhabt. In den 2.0er Kerneln war die Zuordnung in der Datei drivers/net/Spacd.c fest verdrahtet. Die standardmäßigen Zuordnungen sind folgende:

Schnittstelle I/O-Port IRQ
plip0 0x3BC 7
plip1 0x378 7
plip2 0x278 5

Wenn Sie Ihren Parallelport anders konfiguriert haben, müssen Sie diese Werte in ­drivers/net/Space.c ändern und den Kernel neu übersetzen.

Der Kernel 2.2 verwendet für PLIP den von Philip Blundell entwickelten “parport”-Treiber. Dieser ordnet den Parallelport nicht nur einem Gerätetreiber fest zu, sondern kann den Port gleichzeitig auch anderen Treibern zur Verfügung stellen.5 Der neue Treiber reserviert die PLIP-Netzwerkgeräte der Reihe nach, so wie das bei den Ethernet- und PPP-Treibern geschieht. Das erste PLIP-Device heißt plip0, das zweite plip1 und so weiter. Auf dieselbe Weise wird die Hardware am Parallelport registriert. Standardmäßig versucht der Parallelport-Treiber, die Hardware mit Hilfe einer Autoprobe-Routine automatisch zu erkennen und die Informationen über gefundene Hardwarekomponenten der Reihe nach auszulesen. Besser ist es jedoch, den Kernel explizit über die physikalischen I/O-Parameter zu informieren. Das machen Sie, indem Sie sie beim Laden des Kernel-Moduls parport_pc.o als Argumente angeben. Falls Sie den Treiber fest in den Kernel integriert haben, können Sie die Parameter dem Boot-Lader lilo mitteilen. Die IRQ-Einstellungen jedes Geräts können später geändert werden, indem der neue IRQ-Wert direkt in die zugehörige Datei /proc/parport/*/irq geschrieben wird.

In den 2.2er Kerneln ist die Konfiguration physischer I/O-Parameter beim Laden von Modulen recht einfach. Um zum Beispiel dem Parallelport-Treiber mitzuteilen, daß Sie zwei PC-Schnittstellen an den I/O-Adressen 0x278 bzw. 0c378 haben und diese die Interrupts 5 bzw. 7 verwenden, laden Sie das zugehörige Kernel-Modul mit den folgenden Argumenten:

modprobe parport_pc io=0x278,0x378 irq=5,7
Für einen im Kernel fest eingebauten Treiber verwenden Sie folgendes Format:
parport=0x278,5 parport=0x378,7
Es kann so direkt in eine append-Anweisung für lilo übernommen werden. Beim Booten werden diese Angaben dann automatisch an den Kernel übergeben.

Sobald der PLIP-Treiber initialisiert ist (beim Booten, wenn er im Kernel integriert ist, bzw. beim Laden des Kernel-Moduls plip.o), wird mit jedem der Parallelports jeweils ein plip-Device assoziiert. plip0 wird dem ersten Parallelport-Device zugewiesen, plip1 dem zweiten und so weiter. Diese automatische Zuweisung können Sie allerdings manuell außer Kraft setzen, indem Sie weitere Kernel-Argumente angeben. Um zum Beispiel parport0 an das Netzwerk-Device plip0 und parport1 an das Device plip1 zu binden, geben Sie folgende Kernel-Argumente an:

plip=parport1 plip=parport0

Natürlich bedeutet diese Zuordnung nicht, daß Sie die verwendeten Parallelports nun nicht mehr zum Drucken oder für andere Zwecke einsetzen können. Die physische Parallelschnittstelle wird immer nur dann vom PLIP-Treiber verwendet, wenn das zugehörige Interface gerade als aktiv (up) konfiguriert ist.




1.

Helfen Sie mit, die wahre Bedeutung des Begriffs “Hacker” publik zu machen! Sie sollten immer nur die (negative) Bezeichnung “Cracker” verwenden, wenn Sie sich auf subversive Elemente beziehen, die mit voller Absicht die Sicherheitsbarrieren von Systemen zu sprengen versuchen. Der (positive) Begriff “Hacker” steht dagegen für Leute, die keinen Schaden anrichten, sondern im Gegenteil clevere Lösungen für schwierige Probleme parat haben. Sicherlich können Hacker auch Cracker sein, aber die beiden Begriffe sollte man nie verwechseln. Konsultieren Sie das “New Hackers Dictionary” (oft auch als Jargon-Datei bezeichnet), um einen besseren Einblick in die ganze Problematik zu bekommen.

2.

Dieser erweiterte Parallelport-Adapter-Patch für den Kernel 2.0 ist erhältlich unter http://www.cyberelk. demon.co.uk/parport.html.

3.

NCSA telnet ist ein beliebtes Programm für DOS-PCs, das TCP/IP über Ethernet oder PLIP bietet und telnet sowie FTP unterstützt.

4.

Niibe ist erreichbar unter gniibe@mri.co.jp.

5.

Sie erreichen Philip unter Philip.Blundell@pobox.com.


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