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Linux - Wegweiser zur Installation & Konfiguration, 3. Auflage

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Was ist GNOME?

Unix konnte noch nie als besonders benutzerfreundliches Betriebssystem bezeichnet werden. Weil es ursprünglich von Programmierern für Programmierer entworfen wurde, war die Kommandozeile lange Zeit die hauptsächliche Schnittstelle. Sie ist zwar eine sehr mächtige Schnittstelle, aber auch sehr schwer zu erlernen, insbesondere für Leute, die keine Vorkenntnisse im Computerbereich mitbringen. 1

Das Erscheinen des X Window Systems brachte dann eine Vielzahl von GUI-Toolkits hervor. Dies führte zu zwei Ergebnissen: Unix-Programmierer hatten auf einmal die Möglichkeit, einfach anzuwendende, benutzerfreundliche Schnittstellen zu schaffen. Aber der Markt wurde aufgespalten, und die Programmierer wandten sich verschiedenen Lagern zu. Diese Fragmentierung verzögerte die Entwicklung und Verbreitung einer graphischen Standard-Benutzerschnittstelle sowie mächtiger graphischer Applikationen.

Die Fragmentierung der Unix-Welt hatte auch noch andere Konsequenzen. Während Unix-Entwickler versuchten, ihren zersplitterten Markt wieder zu vereinen, begann die Unix-Technologie und das zugrundeliegende Design, das aus den siebziger Jahren stammte, zu stagnieren. Andere Betriebssysteme hielten dagegen in Bereichen mit dem technologischen Fortschritt Schritt, die Unix lange ignoriert hatte.

Die Benutzerschnittstelle ist eine wichtige Komponente heutiger Desktop-Systeme, aber ein vollständiger Desktop und seine Applikationen müssen viel mehr leisten, um all die notwendige Konsistenz und alle Features bieten zu können, die die Anwender von modernen Systemen erwarten. Auch eine Infrastruktur für Softwareentwicklung muß geschaffen werden.

GNOME, was für »GNU Network Object Model Environment« steht, ist ein Versuch, diese Probleme anzugehen. Es besteht aus einer Reihe von Bibliotheken, Komponentenschnittstellen und Applikationen. Das GNOME-Projekt stellt Unix-artigen Systemen die Technologien zur Verfügung, die es lange Zeit nicht gab. GNOME ist aber kein Forschungsprojekt: Das GNOME-Team entwickelt und implementiert Ideen, die in der Vergangenheit auf anderen Systemen ausprobiert wurden und sich als erfolgreich herausgestellt haben. Natürlich scheut das Team auch nicht davor zurück, neue Ideen auszuprobieren, aber im Moment ist zunächst noch viel Aufholarbeit zu leisten.

Das Fenstersystem als Grundlage

Integrierte Betriebssysteme wie MacOS oder Microsoft Windows verstecken die Tatsache, daß erst viele Programme zusammen einen Desktop ausmachen. Unter Linux muß man ein wenig darüber wissen, wie diese Illusion geschaffen wird. Es gibt unter Linux und anderen Unix-artigen Betriebssystemen im wesentlichen drei verschiedene Softwarepakete, die zusammen eine GUI-Umgebung bilden.

Auf der niedrigsten Softwareebene befindet sich das X Window System selbst, das auch X11 genannt wird. X11 ist die Basissoftware, die direkt mit der Hardware interagiert. Es kümmert sich um die Interaktion mit den Eingabe- (Tastatur und Maus) und Ausgabegeräten (der Bildschirm).

Applikationen können Grafiken auf den Bildschirm zeichnen und Eingaben von der Tastatur und der Maus entgegennehmen, indem sie mit dem X Window System kommunizieren. Die einzelnen Applikationen müssen nicht wissen, wie die Hardware selbst funktioniert. Auf den meisten Unix-Varianten ist X heutzutage eine Standardkomponente.

X erledigt diese Aufgabe netzwerktransparent. Das bedeutet, daß Applikationen unter dem X Window System irgendwo im Netzwerk laufen können.

Das X Window System legt nicht fest, wie die Benutzerschnittstelle der angezeigten Applikationen aussehen muß und wie Fenster verwaltet werden sollen. Statt dessen überträgt X die Verantwortung für das Verwalten der Fenster an eine besondere Applikation, den Window Manager.

Der Window Manager steuert die Positionierung und das Aussehen der Fenster auf dem Bildschirm. Er arbeitet mit X zusammen und teilt X mit, wo und wie die Fenster gezeichnet werden sollen. Es gibt viele Window Manager, die alle auf unterschiedliche Weise konfiguriert und angepaßt werden können, aber alle haben die gleichen grundlegenden Funktionen.

So verwenden heutzutage die meisten Leute X: das zugrundeliegende Fenstersystem, ein Window Manager und einige X-Applikationen.

Die Rolle von GNOME

Die Benutzerschnittstelle von GNOME baut auf X auf und besteht grob gesagt aus:

dem GNOME-Desktop-System
Eine Reihe von Werkzeugen, die eine Desktop-Abstraktion für die Benutzer bereitstellen, sowie verschiedene Hilfsprogramme für die tägliche Arbeit.
den Bibliotheken mit dem GNOME-Applikationsrahmen
Diese Bibliotheken stellen sicher, daß GNOME-Applikationen konsistent aussehen und sich auch konsistent verhalten.
GNOME-Applikationen
Als Teil des GNOME-Projekts sind eine Reihe von Applikationen geschrieben worden, die mit dem GNOME-System vertrieben werden.

Das GNOME-System kann mit jedem Window Manager zusammenarbeiten, aber die volle Desktop-Funktionalität ist nur vorhanden, wenn der Window Manager GNOME speziell unterstützt. Derzeit tun das IceWM, fvwm2, Enlightenment und WindowMaker.

GNOME ist ein Teil des GNU-Projekts. GNU steht für »GNU's not Unix« (ein rekursives Akronym) und wurde 1984 mit dem Ziel begonnen, ein frei verteilbares Unix-artiges Betriebssystem zu schaffen.

Neben der Bereitstellung eines anwenderfreundlichen Desktops sowie mehrerer Applikationen versucht GNOME, folgende von Unix-Programmierern schmerzlich vermißte Funktionen bereitzustellen:

Bevor wir uns anschauen, wie GNOME versucht, diese Probleme zu lösen, noch ein kurzer Abriß der Geschichte des Projekts.

1
Dieser Artikel erschien erstmalig in Linux Magazine und ist auch auf dem Webserver http://www.linux-mag.
com nachzulesen. Die Version in diesem Buch wurde geringfügig modifiziert. 

   


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