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Unix ist wegen der weitgefächerten Unterstützung und seiner enormen Verbreitung weltweit eines der beliebtesten Betriebssysteme. Es wurde ursprünglich Mitte der 70er Jahre als Multitasking-Betriebssystem für Minicomputer und Großrechner entwickelt. Seitdem ist es zu einem der am häufigsten eingesetzten Betriebssysteme überhaupt geworden - trotz seiner manchmal verwirrenden Bedienung und der fehlenden Standardisierung.
Und was ist der wahre Grund für die Popularität von Unix? Viele Hacker betrachten Unix einfach als »The Real Thing« - das »Einzig Wahre Betriebssystem«. Daraus ergab sich die Entwicklung von Linux durch eine wachsende Schar von Unix-Hackern, die sich die Hände an ihrem eigenen Betriebssystem schmutzig machen wollten.
Es gibt Versionen von Unix für viele Rechnertypen - das reicht vom PC bis zu Supercomputern wie dem Cray Y-MP. Die meisten Versionen von Unix für PCs sind ziemlich teuer und unhandlich. Zum Zeitpunkt des Schreibens kostete eine Einzellizenz von AT&Ts System V für den 386er mehr als 2 000 DM.
Linux ist eine frei erhältliche Version von Unix, die 1991 von Linus Torvalds als Student an der Universität von Helsinki entwickelt wurde. Linus arbeitet heute für die Transmeta Corporation, eine Firmen-Neugründung im kalifornischen Santa Clara, und pflegt den Kernel, also die niedrigste Kernkomponente des Systems, weiterhin.
Linus gab die erste Version von Linux über das Internet zur freien Verwendung frei und rief damit unbeabsichtigt das größte Phänomen aller Zeiten in der Softwareentwicklung ins Leben. Heute wird Linux von einer Gruppe von mehreren tausend Entwicklern (wenn nicht noch mehr) weiterentwickelt und gepflegt, die über das Internet lose miteinander verbunden sind. Firmen sind gegründet worden, die Support für Linux anbieten, Linux in leicht zu installierende Distributionen packen und Arbeitsplatzrechner mit vorinstalliertem Linux liefern. Im März 1999 fand die erste Linux-World-Expo-Messe im kalifornischen San José statt, die mehr als 12 000 Leute besucht haben sollen. Die meisten Schätzungen gehen von mehr als zehn Millionen Linux-Anwendern weltweit aus (und wir nehmen an, daß diese Zahl eher gering geschätzt sein wird, wenn Sie dies lesen).
Linux wurde ursprünglich als ein Hobbyprojekt von Linus entwickelt, der ein einfaches Unix schreiben wollte, das auf 386er PCs laufen sollte. Es wurde von Minix inspiriert, einem kleinen Unix-System von Andy Tanenbaum, und die ersten Beiträge zu Linux tauchten in der Usenet-Newsgruppe comp.os.minix auf. In diesen Beiträgen ging es meistens um die Entwicklung eines kleinen, akademischen Unix-Systems für Benutzer, die mit Minix nicht mehr zufrieden waren.
Die ersten Arbeiten an Linux befaßten sich in der Hauptsache mit den Task-Switching-Möglichkeiten im Protected Mode der 80386er CPU und waren vollständig in Assembler geschrieben.
Die Version 0.01 von Linux wurde niemals öffentlich angekündigt. Der Code war noch nicht einmal ausführbar, er enthielt nur die allernotwendigsten Bestandteile des Kernels und setzte voraus, daß zum Kompilieren und Testen ein Minix-System vorhanden war.
Am 5. Oktober 1991 kündigte Linus die erste »offizielle« Version von Linux an: die Version 0.02. Zu diesem Zeitpunkt war er in der Lage, mit bash (GNUs Bourne Again Shell) und gcc zu arbeiten, aber viel mehr war noch nicht lauffähig. Allerdings handelte es sich immer noch um ein System für Hacker. Höchste Priorität hatte die Entwicklung des Kernels - keines der Themen Benutzer-Support, Dokumentation, Distribution usw. war auch nur angedacht worden. Heutzutage sieht die Situation grundlegend anders aus: Die großen Dinge in der Linux-Welt geschehen heute im Bereich der graphischen Benutzeroberflächen, der einfach zu installierenden Distributionen und »richtigen« Anwendungen wie Grafikpaketen und Office-Suiten.
Linus schrieb dazu in comp.os.minix:
Nach der Version 0.03 setzte Linus die Versionsnummer auf 0.10, da mehr Leute am System mitarbeiteten. Nach einigen weiteren Änderungen erhöhte Linus die Versionsnummer auf 0.95, um anzudeuten, daß das System bald reif für eine »offizielle« Freigabe sein würde. (Im allgemeinen wird Software erst dann mit der Versionsnummer 1.0 bedacht, wenn sie theoretisch komplett oder fehlerfrei ist.) Das war im März 1992. Noch einmal anderthalb Jahre später, Ende Dezember 1993, trug der Linux-Kernel die Versionsnummer 0.99pl14 - und näherte sich asymptotisch der 1.0 an. Version 1.0 erschien im März 1994. Derzeit (September 1999) ist die aktuelle Kernel-Version 2.2.10, während schon die Kernel-Versionen der 2.3-Serie entwikkelt werden (wir kommen auf die Konventionen der Versionsnumerierung später noch zurück).
Berkeley-Unix (BSD) spielt ebenfalls eine wichtige Rolle für Linux: nicht so sehr bei seiner Entstehung, sondern indem es die Tools bereitstellt, die Linux so beliebt machen. Die meisten der Utilities, die mit Linux ausgeliefert werden, sind von BSD portiert worden. Besonders wichtig sind dabei die Netzwerkdämonen und -Utilities. Der Netzwerkcode im Kernel von Linux wurde von Grund auf neu geschrieben (sogar zwei- oder dreimal), aber die Dämonen und Utilities gehen auf BSD zurück.
Heute ist Linux ein komplettes Unix, das in der Lage ist, mit dem X Window System, TCP/IP, Emacs, Mail- und News-Software (und was Ihnen sonst noch einfällt) zu laufen. Fast alle wichtigen freien Softwarepakete sind nach Linux portiert worden, und auch eine ganze Reihe kommerzieller Software ist auf dem Markt erschienen. Heutzutage entwickeln viele Firmen sogar zuerst für Linux und portieren dann später auf andere Betriebssysteme. Linux unterstützt heute viel mehr Hardware als frühe Versionen des Kernels. Viele Leute haben Benchmarks auf 486er Linux-Systemen durchgeführt und festgestellt, daß Linux vergleichbar ist mit mittleren Workstations von Sun Microsystems und Compaq; bei vielen Benchmarks schlägt Linux Windows 95/98 und Windows NT locker. Wer hätte je gedacht, daß dieses »kleine« Unix einmal so groß werden würde, daß es gegen die gesamte Welt des Personal Computing bestehen könnte?
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