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Linux - Wegweiser zur Installation & Konfiguration, 3. Auflage

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XFree86 konfigurieren

In den meisten Fällen ist es nicht schwierig, XFree86 zu konfigurieren. Wenn Sie allerdings Hardware benutzen, für die gerade Treiber entwickelt werden, eine VLB-Hauptplatine oder ein fehlerhaftes BIOS haben, oder wenn Sie mit einer beschleunigten Grafikkarte die bestmögliche Geschwindigkeit und Auflösung erreichen möchten, kann die Konfiguration einige Zeit in Anspruch nehmen.

In diesem Abschnitt werden wir beschreiben, wie die Datei XF86Config aussehen soll, mit deren Hilfe der XFree86-Server konfiguriert wird. In vielen Fällen ist es sinnvoll, mit einer »Basiskonfiguration« für XFree86 zu starten, also eine niedrige Auflösung zu benutzen. Eine sinnvolle Einstellung ist 640x480, die von allen Grafikkarten und Monitoren unterstützt werden sollte. Sobald Sie XFree86 wenigstens mit minimaler Auflösung ans Laufen gebracht haben, können Sie damit beginnen, eine Konfiguration zu finden, die die Möglichkeiten Ihrer Grafikhardware ausnutzt. Die Idee dahinter ist, zunächst einmal XFree86 auf Ihrem System überhaupt zum Laufen zu bringen und sicherzustellen, daß alles funktioniert, bevor Sie sich an die manchmal etwas schwierige Aufgabe machen, die optimale XFree86-Konfiguration zu finden. Mit halbwegs aktueller Hardware sollten Sie auf jeden Fall auf 1024x768 Pixel kommen können.

Aber bevor Sie jetzt anfangen, selbst eine XF86Config-Datei zu schreiben, sollten Sie eines der verfügbaren Konfigurationsprogramme ausprobieren. In vielen Fällen können Sie sich damit den Aufwand, der auf den nächsten Seiten beschrieben wird, ersparen. Einige Programme, die Ihnen helfen können, sind:

XF86Setup
Dieses graphische Konfigurationsprogramm kommt vom XFree86-Team selbst. Es startet einen VGA-X-Server mit 16 Farben (was auf so ziemlich jeder Grafikhardware laufen sollte) und ermöglicht Ihnen die Auswahl von Grafikkarte, Monitortyp, Maustyp und anderen Optionen. Am Ende versucht das Programm, einen so konfigurierten Server zu starten, und bietet Ihnen an - wenn Sie zufrieden sind -, eine Konfigurationsdatei für Sie zu schreiben. Dieses Programm ist für uns in vielen Fällen nützlich und verläßlich gewesen.
ConfigXF86
Hierbei handelt es sich um ein textbasiertes Programm, das Ihnen eine Reihe von Fragen stellt und dann aus Ihren Antworten eine Konfigurationsdatei erstellt. Es ist längst nicht so komfortabel wie XF86Setup (und auch etwas veraltet), soll aber in manchen Fällen funktioniert haben, in denen XF86Setup versagt hat.
Distributionsabhängige Konfigurationswerkzeuge
Manche Distributionen verfügen über eigene Konfigurationswerkzeuge. Beispielsweise gibt es auf SuSE Linux SaX und auf Red Hat Xconfigurator. Caldera OpenLinux konfiguriert Maus und Grafikkarte jetzt sogar automatisch während der Installation.

Wenn Sie mit einem dieser Werkzeuge Ihren X-Server konfigurieren können, dann sollten Sie das tun und sich viel Arbeit ersparen. Wenn aber alle diese Programme für Sie nicht funktionieren oder Sie Ihren X-Server wirklich bis auf das Letzte optimieren wollen, dann müssen Sie selbst wissen, wie die Datei XF86Config aufgebaut ist.

Bevor Sie jedoch damit anfangen, eine XF86Config-Datei selbst zu erstellen, probieren Sie zunächst das Programm XF86Setup aus. In vielen Fällen kommen Sie damit schon zu einer funktionierenden X-Konfiguration und müssen sich mit all den folgenden Details nur noch auseinandersetzen, wenn Sie Auflösung oder Geschwindigkeit optimieren wollen.

Außer den Informationen, die Sie hier vorfinden, sollten Sie noch folgendes lesen:

Die wichtigste Konfigurationsdatei, die Sie anlegen müssen, ist /usr/X11R6/ lib/X11/XF86Config (auf manchen Distributionen kann diese Datei auch in /etc/XF86Config oder /etc/X11 liegen). Diese Datei enthält Informationen über Ihre Maus, Ihre Grafikkarte usw. Mit der XFree86-Distribution wird als Beispiel die Datei XF86Config.eg ausgeliefert. Wenn Sie diese Datei nach XF86Config kopieren und dann editieren, haben Sie einen geeigneten Ausgangspunkt gefunden.

Die Manpage zu XF86Config beschreibt das Format dieser Datei im Detail. Lesen Sie diese Manpage jetzt, falls Sie das noch nicht getan haben.

Wir werden Schritt für Schritt ein Beispiel für eine XF86Config-Datei vorstellen. Diese Datei sieht nicht unbedingt so aus wie das Beispiel in der XFree86-Distribution, aber der Aufbau ist derselbe.

Das Format der Datei XF86Config kann sich mit neuen Versionen von XFree86 ändern; wir beziehen uns auf die Version 3.3.3.1.

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Auf keinen Fall sollten Sie unser Beispiel einfach für Ihr System übernehmen. Wenn Sie versuchen, eine Konfigurationsdatei zu benutzen, die nicht an Ihre Hardware angepaßt ist, könnte Ihr Monitor mit einer zu hohen Zeilenfrequenz betrieben werden. Es gibt Berichte über Monitore (insbesondere solche mit fester Zeilenfrequenz), die durch Benutzung einer ungeeigneten XF86Config-Datei beschädigt oder zerstört wurden. Was wir damit sagen wollen: Stellen Sie auf jeden Fall sicher, daß Ihre XF86Config-Datei an Ihre Hardware angepaßt wird, bevor Sie damit arbeiten.

Die einzelnen Abschnitte der Datei XF86Config sind von den beiden Zeilen Section "Abschnitt" und EndSection umschlossen. Der erste Abschnitt von XF86Config heißt Files und sieht etwa so aus:

Section "Files" RgbPath "/usr/X11R6/lib/X11/rgb" FontPath "/usr/X11R6/lib/X11/fonts/misc/" FontPath "/usr/X11R6/lib/X11/fonts/100dpi/" EndSection

Die Zeile RgbPath weist den Weg zur RGB-Datenbank für X11R6, und jede der FontPath-Zeilen verweist auf ein Verzeichnis, das X11-Fonts enthält. In der Regel werden Sie diese Zeilen nicht editieren müssen; achten Sie aber darauf, daß es zu jedem installierten Fonttyp einen FontPath-Eintrag gibt (das heißt zu jedem Verzeichnis in /usr/X11R6/lib/X11/fonts). Wenn Sie an einen FontPath den String :unscaled anhängen, werden die Fonts aus diesem Verzeichnis nicht skaliert, was die häßliche Darstellung stark skalierter Fonts verhindert. Zusätzlich zu FontPath und RgbPath können Sie in diesem Abschnitt mit ModulePath einen Pfad zu dynamisch geladenen Modulen angeben. Diese werden derzeit hauptsächlich für spezielle Eingabegeräte verwendet, aber auch für PEX- und XIE-Erweiterungen.

Anschließend folgt der Abschnitt Modules. Hier können Sie nachladbare Module eintragen. Normalerweise brauchen Sie das nicht, wenn Sie aber spezielle Eingabegeräte wie etwa Joysticks haben, werden diese hier eingetragen.

Der nächste Abschnitt heißt ServerFlags und enthält einige globale Flags für den Server. Dieser Abschnitt ist meistens leer:

Section "ServerFlags" # Uncomment this to cause a core dump at the spot where a signal is # received. This may leave the console in an unusable state, but may # provide a better stack trace in the core dump to aid in debugging # NoTrapSignals # Uncomment this to disable the <Crtl><Alt><BS> server abort sequence # DontZap EndSection

In diesem Fall sind alle Zeilen dieses Abschnitts auskommentiert.

Der folgende Abschnitt heißt Keyboard:

Section "Keyboard" Protocol "Standard" AutoRepeat 500 5 ServerNumLock EndSection

Es gibt einige weitere Optionen - sehen Sie sich die Datei XF86Config an, falls Sie vorhaben, die Belegung der Tastatur zu verändern. Die hier gezeigten Einstellungen sollten auf den meisten Systemen funktionieren, gelten allerdings für eine US-amerikanische Tastatur. Für eine deutsche Tastatur müssen Sie noch folgende Zeilen hinzufügen:

XkbRules "xfree86" XkbModel "pc102" XkbLayout "de" XkbVariants "" XkbOptions ""

Es folgt der Abschnitt Pointer, in dem Mausparameter definiert werden:

Section "Pointer" Protocol "MouseSystems" Device "/dev/mouse" # Baudrate and SampleRate are only for some Logitech mice # BaudRate 9600 # SampleRate 150 # Emulate3Buttons is an option for 2-button Microsoft mice # Emulate3Buttons # ChordMiddle is an option for some 3-button Logitech mice # ChordMiddle EndSection

Hier müssen Sie sich nur mit Protocol und Device befassen. Protocol bezeichnet das Protokoll, das Ihre Maus benutzt (nicht den Hersteller oder das Modell). Gültige Einträge für Protocol (unter Linux - andere Betriebssysteme kennen andere Protokolle) sind:

Für die Busmaus von Logitech sollten Sie BusMouse wählen. Beachten Sie, daß ältere Mäuse von Logitech das Protokoll Logitech, neuere Logitech-Mäuse dagegen eines der Protokolle Microsoft oder Mouseman benutzen. In diesem Fall stimmt das Protokoll nicht unbedingt mit dem Maustyp überein.

Wenn Sie eine moderne serielle Maus haben, können Sie es auch mit Auto probieren, dann versucht XFree86, selbst einen Maustreiber auszuwählen.

Man kann leicht überprüfen, ob man den richtigen Maustreiber ausgewählt hat, wenn X einmal gestartet ist. Wenn Sie Ihre Maus bewegen, sollte der Mauszeiger auf dem Bildschirm dieser Bewegung folgen. Wenn das der Fall ist, ist Ihre Einstellung mit großer Wahrscheinlichkeit korrekt. Wenn nicht, sollten Sie einen anderen Treiber ausprobieren und auch kontrollieren, ob die angegebene Gerätedatei richtig ist.

Device bezeichnet die Gerätedatei, über die die Maus angesprochen wird. Auf den meisten Linux-Systemen ist das /dev/mouse. /dev/mouse ist bei seriellen Mäusen in der Regel ein Link auf die entsprechende serielle Schnittstelle (etwa /dev/ttyS0 für die erste serielle Schnittstelle) und bei Busmäusen auf den entsprechenden Busmaustreiber. Stellen Sie auf jeden Fall sicher, daß die Gerätedatei, die hinter Device angegeben wird, tatsächlich existiert.

Der nächste Abschnitt heißt Monitor; hier werden die Eigenschaften Ihres Monitors beschrieben. Wie auch die Abschnitte Device und Screen aus der Datei XF86Config kann dieser Abschnitt mehrmals auftauchen. Das ist nützlich, wenn Sie an Ihrem Rechner mehr als einen Monitor betreiben oder wenn Sie für verschiedene Hardwarekonfigurationen dieselbe Datei XF86Config benutzen. Im allgemeinen werden Sie allerdings nur einen einzigen Monitor-Abschnitt benötigen:

Section "Monitor" Ideier "CTX 5468 NI" # Diese Werte gelten nur für einen CTX 5468NI! Benutzen Sie sie # nicht für Ihren Monitor (es sei denn, Sie haben dieses Modell)! HorizSync 30-38,47-50 VertRefresh 50-90 # Modes: Name dotclock horiz vert ModeLine "640x480" 25 640 664 760 800 480 491 493 525 ModeLine "800x600" 36 800 824 896 1024 600 601 603 625 ModeLine "1024x768" 65 1024 1088 1200 1328 768 783 789 818 EndSection

In der Zeile Ideier bekommt der Monitor-Eintrag einen frei wählbaren Namen. Dies kann eine beliebige Zeichenfolge sein; dieser Name wird später in der Datei XF86Config benutzt, um auf diesen Eintrag Bezug zu nehmen.

HorizSync bezeichnet die gültigen horizontalen Zeilenfrequenzen für Ihren Monitor (in kHz). Bei Multisync-Monitoren können Sie einen Frequenzbereich angeben (oder mehrere, durch Kommata getrennt) - den obigen Monitor-Abschnitt. Für Monitore mit fester Frequenz finden Sie hier eine Liste der möglichen Werte, zum Beispiel:

HorizSync 31.5, 35.2, 37.9, 35.5, 48.95

Das Handbuch zu Ihrem Monitor sollte unter den technischen Spezifikationen auch diese Werte enthalten. Falls Sie diese Informationen nicht finden können, sollten Sie sie vom Hersteller oder vom Händler Ihres Monitors erfragen. Es gibt einige andere Quellen für solche Informationen; später finden Sie noch eine Liste.

Sie sollten mit diesen Einstellungen vorsichtig sein. Während die Einstellungen für VertRefresh und HorizSync (wird als nächstes beschrieben) dazu beitragen, daß Ihr Monitor nicht durch falsche Einstellungen zerstört wird, werden Sie nicht viel Vergnügen mit Ihrer X-Konfiguration haben, wenn Sie hier falsche Werte eintragen. Instabile Bilder, Flackern oder einfach ein verschneiter Bildschirm können das Resultat sein.

VertRefresh bezeichnet die gültigen vertikalen Bildwiederholfrequenzen Ihres Monitors (in Hz). Wie bei HorizSync können auch hier Bereiche oder eine Liste mit festen Werten angegeben werden; sehen Sie in Ihrem Monitorhandbuch nach.

Die Werte HorizSync und VertRefresh werden nur benutzt, um zu prüfen, ob die von Ihnen angegebenen Auflösungen für den Bildschirm innerhalb gültiger Bereiche liegen. Damit verringert sich die Wahrscheinlichkeit, daß Sie den Monitor beschädigen, wenn Sie versuchen, ihn mit einer ungeeigneten Frequenz zu betreiben.

Mit der Anweisung ModeLine spezifizieren Sie eine mögliche Auflösung für Ihren Monitor. ModeLine hat das Format:

ModeLine name Dot-Clock Horiz-Werte Vertik-Werte

Der Name ist eine beliebige Zeichenfolge; mit diesem Namen werden Sie die Auflösung weiter unten in der Datei bezeichnen. Die Dot-Clock ist die Pixelfrequenz (auch im Deutschen oft als Dot-Clock bezeichnet), die zu dieser Auflösung gehört. Die Dot-Clock wird immer in MHz angegeben und bezeichnet die Frequenz, mit der die Grafikkarte bei dieser Auflösung Pixel an den Monitor schicken muß. Die Horiz-Werte und Vertik-Werte bestehen jeweils aus vier Zahlen, die festlegen, wann die Strahlenkanone des Monitors eingeschaltet wird und wann die Signale zur horizontalen und vertikalen Synchronisation (Sync-Signale) erzeugt werden.

Wie bestimmen Sie für Ihren Monitor die Werte in der Zeile ModeLine? In der Datei VideoModes.doc, die mit XFree86 ausgeliefert wird, finden Sie eine detaillierte Beschreibung, wie Sie für alle Videomodi Ihres Bildschirms diese Werte ermitteln können. Zunächst einmal muß die Dot-Clock zu einem der Pixelfrequenzwerte passen, die Ihre Grafikkarte erzeugen kann. Weiter unten in der Datei XF86Config werden Sie diese Dot-Clock-Werte eintragen; Sie können nur solche Grafikmodi benutzen, deren Dot-Clock von Ihrer Grafikkarte unterstützt wird.

Eventuell finden Sie zu Ihrem Monitor passende Daten für die ModeLine-Zeilen in einer der beiden Dateien modeDB.txt und Monitors; beide Dateien stehen im Verzeichnis /usr/X11R6/lib/X11/doc.

Sie sollten mit den ModeLine-Werten für den VESA-Standard beginnen, der von den meisten Monitoren unterstützt wird. In modeDB.txt finden Sie Werte für die Standard-VESA-Auflösungen; Sie werden dort Einträge wie den folgenden vorfinden:

# 640x480@60Hz Non-Interlaced mode # Horizontal Sync = 31.5kHz # Timing: H=(0.95us, 3.81us, 1.59us), V=(0.35ms, 0.064ms, 1.02ms) # # name clock horizontal timing vertical timing flags "640x480" 25.175 640 664 760 800 480 491 493 525

Dies sind die VESA-Standardwerte für die Auflösung 640x480. Die Dot-Clock ist 25 175 MHz, die auch von Ihrer Grafikkarte unterstützt werden muß, damit Sie in diesem Videomodus arbeiten können (mehr dazu später).

Wenn Sie diesen Modus benutzen möchten, müssen Sie die Zeile

ModeLine "640x480" 25.175 640 664 760 800 480 491 493 525

in XF86Config eintragen.

Beachten Sie, daß der Name in der ModeLine-Zeile (in diesem Beispiel "640x480") frei wählbar ist - üblicherweise wird der Modus nach der Auflösung benannt, aber Sie können einen beliebigen, aussagekräftigen Namen wählen.

Der Server wird jede ModeLine-Zeile daraufhin überprüfen, ob die angegebenen Werte innerhalb der Werte liegen, die durch Horiz-Werte und Vertik-Werte vorgegeben sind. Falls das nicht der Fall ist, wird der Server beim Start von X eine Fehlermeldung ausgeben (mehr dazu später).

Für den Fall, daß Sie mit den Werten für den VESA-Standard nicht zurechtkommen (Sie werden das beim Ausprobieren feststellen, wenn das Bild instabil oder verschneit ist oder flackert), finden Sie in den Dateien modeDB.txt und Monitors die genauen Werte für eine ganze Reihe von Monitoren. Sie können Ihre Einträge in den ModeLine-Zeilen auch aus den Daten in diesen beiden Dateien erzeugen. Benutzen Sie nur die Werte, die sich genau auf Ihren Monitor beziehen. Beachten Sie, daß viele 14- und 15-Zoll-Monitore keine höheren Auflösungen und Auflösungen von 1024x768 oft nur bei einer niedrigen Pixelfrequenz (oder gar nicht) unterstützen. Das bedeutet: Falls Sie in diesen Dateien keine Modi mit höheren Auflösungen finden, kann es sein, daß Ihr Monitor solche Modi nicht unterstützt.

Wenn Sie für Ihren Monitor absolut keine passenden ModeLine-Werte finden können, haben Sie noch die Möglichkeit, aus den Unterlagen zu Ihrem Monitor diese Werte anhand der Beschreibung in VideoModes.doc zu ermitteln; diese Datei ist Bestandteil der XFree86-Distribution. Sie können mehr oder weniger Glück dabei haben, wenn Sie die Werte für ModeLine von Hand ermitteln, aber solange Sie keine fertigen Einträge vorfinden, sollten Sie auf jeden Fall einen Blick in diese Datei werfen. In VideoModes.doc finden Sie auch eine Beschreibung der ModeLine-Anweisung sowie weiterer Aspekte des XFree86-Servers in überwältigendem Detailreichtum.

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xvidtune(1)

Hier noch ein Hinweis: Wenn Sie ModeLine-Werte finden, die fast, aber nicht ganz passen, kommen Sie vielleicht ans Ziel, indem Sie diese Werte ein wenig anpassen. Falls zum Beispiel bei der Arbeit mit XFree86 der Bildschirminhalt leicht verschoben ist oder das Bild zu »rollen« scheint, können Sie mit Hilfe der Anleitung in der Datei VideoModes.doc versuchen, dies zu beheben. Überprüfen Sie auch einmal die Einstellungen am Monitor selbst! Häufig muß nach dem Start von XFree86 die horizontale oder vertikale Bildlage angepaßt werden, damit der Bildschirminhalt weiterhin in der richtigen Größe und Lage erscheint. Hierbei zeigt sich, welche Vorteile ein Monitor hat, dessen Bedienelemente an der Vorderseite angebracht sind. Alternativ können Sie die Einstellungen auch mit dem Programm xvidtune vornehmen. Lesen Sie dazu die zugehörige Manpage.

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Sie sollten Ihren Monitor niemals mit den Frequenz- oder ModeLine-Werten anderer Geräte betreiben. Es kann sein, daß Sie ihn beschädigen oder gar zerstören, wenn Sie versuchen, ihn mit einer ungeeigneten Frequenz laufen zu lassen.

Der nächste Abschnitt der Datei XF86Config heißt Device; hier werden Parameter für Ihre Grafikkarte gesetzt. Ein Beispiel:

Section "Device" Ideier "#9 GXE 64" # Nothing yet; we fill in these values later. EndSection

Dieser Abschnitt gibt die Werte für eine bestimmte Grafikkarte an. Der Ideier ist eine beliebige Zeichenfolge zur Benennung der Karte; später werden Sie sich unter diesem Namen auf die Karte beziehen.

Wir werden außer dem Eintrag Ideier keinerlei Einträge im Abschnitt Device vornehmen, weil der X-Server die meisten Daten selbst ermitteln kann.

Jetzt müssen wir allerdings noch die Datei XF86Config komplettieren. Der nächste Abschnitt heißt Screen; hier wird die Kombination aus Monitor und Grafikkarte festgelegt, die für einen bestimmten Server benutzt werden soll.

Section "Screen" Driver "Accel" Device "#9 GXE 64" Monitor "CTX 5468 NI" Subsection "Display" Depth 16 Modes "1024x768" "800x600" "640x480" ViewPort 0 0 Virtual 1024 768 EndSection

Die Zeile Driver gibt an, welchen X-Server Sie benutzen werden. Driver kann folgende Werte annehmen:

Accel
Für die Server XF86_S3, XF86_S3V, XF86_Mach64, XF86_Mach32, XF86_Mach8, XF86_8514, XF86_P9000, XF86_AGX, XF86_I128, XF86_TGA und XF86_W32
SVGA
Für den Server XF86_SVGA
VGA16
Für den Server XF86_VGA16
VGA2
Für den Server XF86_Mono
Mono
Für die monochromen Nicht-VGA-Treiber in den Servern XF86_Mono und XF86_VGA16

Achten Sie darauf, daß /usr/X11R6/bin/X ein symbolischer Link auf Ihren Server ist; möglicherweise müssen Sie diesen Link noch selbst erzeugen, wenn Sie XFree86 zum erstenmal installieren. Das geschieht mit einem Befehl wie dem folgenden:

ln -s /usr/X11R6/bin/XF86_SVGA /usr/X11R6/bin/X

Natürlich müssen Sie den ersten Pfadnamen durch den eines anderen Server-Binärprogramms ersetzen, wenn Sie nicht den SVGA-Server verwenden.

Die Zeile Device enthält den Ideier aus dem Abschnitt Device. Weiter oben haben wir den Device-Abschnitt mit der Zeile

Ideier "#9 GXE 64"

erstellt. Deshalb wird "#9 GXE 64" hier in die Device-Zeile eingetragen.

In ähnlicher Weise enthält die Zeile Monitor den Namen des Monitor-Abschnitts, der mit diesem Server benutzt werden soll. In diesem Beispiel ist "CTX 5468 NI" der Ideier aus dem weiter oben erstellten Abschnitt Monitor.

Im Abschnitt »Display« werden einige Eigenschaften des XFree86-Servers für Ihre Kombination aus Monitor und Grafikkarte beschrieben. All diese Optionen werden in der Manpage von XF86Config im Detail beschrieben; die meisten davon sind quasi die Sahne im Kaffee und für das Funktionieren des Systems nicht unbedingt notwendig.

Folgende Optionen sollten Sie kennen:

DefaultColorDepth
Gibt die zu verwendende Farbtiefe an, wenn der X-Server mehrere Farbtiefen unterstützt.
Depth
Definiert die Anzahl der Farbebenen, also die Anzahl der Bits pro Pixel. Normalerweise wird Depth auf 8 gesetzt. Für den VGA16-Server würden Sie 4 verwenden, für den monochromen Server 1. Wenn Sie eine beschleunigte Grafikkarte oder eine der besseren SVGA-Karten - die genug Speicher haben, um mehr Bits pro Pixel zu unterstützen - besitzen, können Sie Depth auch auf 16, 24 oder 32 setzen. Wenn Sie mit größeren Tiefen als 8 Probleme haben, dann gehen Sie auf 8 zurück und untersuchen Sie das Problem später.
Modes
Hier steht eine Liste der Modus-Namen, die wir im Abschnitt Monitor mit der Anweisung ModeLine definiert haben. Weiter oben haben wir die ModeLines-Zeilen "1024x768", "800x600" und "640x480" eingetragen, deshalb enthält die Zeile Modes die Werte:
Modes "1024x768" "800x600" "640x480"
Der erste hier eingetragene Modus wird von XFree86 als Voreinstellung benutzt. Nach dem Start von XFree86 können Sie mit den Tastenkombinationen STRG-ALT und + (Pluszeichen auf dem numerischen Tastenblock) bzw. STRG-ALT und - (Minuszeichen auf dem numerischen Tastenblock) zwischen den hier aufgeführten Modi hin- und herschalten.
Vielleicht ist es eine gute Idee, XFree86 zunächst mit einer niedrigen Auflösung zu konfigurieren, etwa 640x480 - diese Auflösung funktioniert auf den meisten Systemen. Wenn Sie dann eine funktionierende Konfiguration gefunden haben, können Sie XF86Config so anpassen, daß auch höhere Auflösungen unterstützt werden.
Virtual
Hier wird die Größe der virtuellen Arbeitsfläche eingestellt. XFree86 ist in der Lage, den gesamten Speicher Ihrer Grafikkarte zu nutzen, um die Arbeitsfläche zu vergrößern. Wenn Sie bei der Arbeit dann den Cursor an den Rand des Bildschirms bewegen, wird die Anzeige gescrollt, so daß der Rest der Arbeitsfläche ins Blickfeld kommt. Das gibt Ihnen die Möglichkeit, Virtual auf den größten Wert einzustellen, den Ihre Grafikkarte unterstützt, auch wenn Sie nur mit einer niedrigen Auflösung von 800 x 600 arbeiten. Eine Grafikkarte mit einem MB Speicher unterstützt bei Farbtiefe 8 bis zu 1152 x 910 Pixel; eine Zwei-MB-Karte unterstützt 1280 x 1024 oder mehr Pixel bei Farbtiefe 8 oder 1152 x 910 Pixel bei Farbtiefe 16. Natürlich können Sie zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht die komplette Arbeitsfläche einsehen, aber Sie können trotzdem auf der ganzen Fläche arbeiten.
Mit Virtual können Sie zwar den Speicher Ihrer Grafikkarte ausnutzen, aber die Möglichkeiten sind doch irgendwie eingeschränkt. Wenn Sie mit einer richtigen virtuellen Arbeitsfläche arbeiten möchten, sollten Sie statt dessen einen Fenster-Manager wie kwm oder fvwm2 benutzen. Mit diesen steht Ihnen eine ziemlich große virtuelle Arbeitsfläche zur Verfügung (die beispielsweise durch versteckte Fenster realisiert wird, statt den kompletten Inhalt der Arbeitsfläche im Bildschirmspeicher zu halten). Im nächsten Kapitel finden Sie Details zu diesem Punkt; die meisten Linux-Systeme benutzen kwm, den Fenster-Manager aus dem K Desktop Environment, als Voreinstellung.
ViewPort
Wenn Sie mit der Option Virtual arbeiten, die wir oben beschrieben haben, stellen Sie mit ViewPort ein, welche Koordinaten die linke obere Ecke der virtuellen Arbeitsfläche beim Start von XFree86 haben soll. Normalerweise wird ViewPort 0 0 eingestellt - damit zeigt der Bildschirmausschnitt die obere linke Ecke der virtuellen Arbeitsfläche. Wenn Sie ViewPort nicht definieren, wird die Mitte der Arbeitsfläche angezeigt (was Sie vielleicht nicht haben wollen).

Es gibt viele weitere Optionen für diesen Abschnitt; in der Manpage zu XF86Config finden Sie eine vollständige Beschreibung. Allerdings brauchen Sie diese Optionen nicht, um XFree86 überhaupt zu starten.



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