Inhalt die Viehzucht. 1. Neuheit des Stoffes 3: nach dessen Vollendung der mantuanische Sänger sein Vaterland und seinen Beschützer Cäsar durch ein Heldengedicht zu ehren verheißt 10. Anrufung des Mäcenas 40. I. Von Pferden und Rindern 49. a) Der Zuchtkuh Gestalt 51, und Alter 60. b) Des Hengstes Eigenschaften 72, als Füllen 75, erwachsen 83: vorzüglich Jugend und Feuer 95, Tauglichkeit zum Wagenrennen 102, und zum Reiten 115. c) Pflege vor der Begattung: der Väter 123, der Mütter 129. d) Pflege der Trächtigen 138: Vermeidung der Bremse 146. e) Sorge für die Kälber 157. Füllen 179. f) Abwehrung der Brunst 209; Stierkampf 217. g) Wut der Liebe bei Tieren und Menschen 242; besonders bei Stuten 266; Windempfängnis 271 bis 285. II. Von Schafen und Ziegen. Einleitung 286. a) Winterpflege der Schafe 294; der Ziegen 300; Nutzen dieser 306. b) Sommerweide 322. c) Hirtenleben der Libyer 339, der Szythen 349. d) Ertrag der Wolle 384, und der Milch 394. e) Schutz der Hunde 404. f) Vertreibung der Schlangen 414. g) Behandlung der Räude 440, der Seuche 464 bis 473. III. Beschreibung der norischen Viehseuche. a) Ursprung und Art 478. b) Behaftung einzelner Geschlechter: der schwächeren Schafe, Kälber, Hunde, Schweine 486; dann der stärkeren Pferde 498, und Rinder 515; dann des Wildes 537; ja der Wassertiere, Schlagen und Vögel 541. c) Eitelkeit der Mittel 548; steigende Heftigkeit der Pest 551; Vergiftung der Häute und der Wolle 559 bis 566.
Dich auch, Herrscherin
Pales1), und dich,
Ruhmvoller, besing' ich,
Anderes, was im Gesange des Ruhenden Seele gefesselt, | |
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Grausamkeit, nicht die Altäre des nicht preiswerten Busiris? Wem nicht klangst du, Hylas4), o Knab', und latonische Delos5)? Wem Hippodame6) nicht, und mit elfenbeinener Schulter Pelops, der reisige Held? Ich versuche die Bahn, die mich selber Hebe vom Staub', im Triumphe dem Volk auf den Lippen zu schweben. |
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Ich will zuerst, wenn ich kehre zurück, und das Leben mir ausreicht, |
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Mincius und die Gestade mit zartem Rohre verbrämet. Cäsar soll, in die Mitte gestellt, mir den Tempel beherrschen. Ihm will ich als Sieger, umstaunt in tyrischem Purpur, Hundert Viergespanne zum Kampf an die Strömungen treiben. Sämtlich zu mir vom Alpheos9) gewandt und den Hainen Molorchus', |
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Eifere Hellas im Laufen und dem Schwung stierlederner Binden. Selber, das Haupt mit Laube gekrönt des geschnittenen Ölzweigs, Bring' ich Geschenk'. Schon jetzt, o Wonne mir, führ' ich zum Tempel Stolz das Feiergepräng' und schaue die blutenden Stiere; Dann wie die Szen' abweicht mit gedrehten Stirnen, und aufwärts |
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Purpurne Vorhäng' heben die eingewirkten
Britanner10). Hell an den Pforten aus Gold und Elfenbeine mir bild ich Gangaridengefecht11) und die Waffen des Siegers Quirinus12), Auch wie zunächst aufwoget mit Krieg und mächtig einherströmt Nilus, und hoch in Säulen das Erz der Schnäbel emporsteigt, |
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Asiens dienende Städte zugleich und den scheuen
Niphates13). Und wir der Parther auf Flucht und gewendete Pfeile vertraute14), Und zwei Trophäen, entrissen den Feinden im Osten und Westen, Und zwiefachen Triumph von beiderlei Rande des Weltmeers. Auch aus parischem Fels ringsher in atmenden Bildern15) |
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Steh' Assarakus' Stamm und das Heldengeschlecht des erhabnen Jupiter, Tros auch der Ahn und Trojas Gründer Apollo16). Der unselige Neid17) soll Furien und des Cocytus Drohenden Strom mir scheun, und Ixions Schlangengewickel Samt dem entsetzlichen Rad' und dem unbezwingbaren Felsblock. |
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Kühn indes der
Dryaden18) Gehölz und
Schlüfte durchwall' ich, |
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Daß antwortend der Forst die verdoppelten Halle zurückbrüllt. Aber dann rüst' ich mich bald, die heißen Schlachten zu singen Cäsars, daß sein Name so viele Jahre durchtöne, Als von Tithonus21) an bis herab auf Cäsar er zählet. Ob ein Mann, von dem Preis der olympischen Palme beseligt, |
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Rosse sich hält, ob einer am Pflug ausharrende Stiere, Sorgsam wähl' er den Leib der Gebärerin. Trotzigen Ansehns Sei die Kuh, unzierlich ihr Kopf und mächtig der Nacken, Der auch tief zu den Beinen vom Kinn die Wampe herabhängt; Lang die Seite gestreckt, die unendliche, alles gewaltig, |
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Fuß auch, und zottige Ohren an eingebogenen Hörnern. Auch mißfalle mir nicht, die mit sprenkelnder Weiße hervorscheint, Oder dem Joche sich sträubt und manchmal droht mit dem Horne, Nicht unähnlich dem Stier an Gestalt und erhabenen Wuchses, Und die im Gang die Spuren mit niederem Schweife zerfeget. |
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Ihre Zeit, die Lucina22)
und Hymens Recht zu erdulden, Höret auf vor dem zehnten, beginnt nach dem vierten der Jahre23), Drüber hinaus ist sie weder zur Zucht noch zum Pfluge dir brauchbar. Unterdes, weil blühet die Herd' in üppiger Jugend, Löse den Stier, und eile, die brünstige Trift zu vermählen, |
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Daß du Geschlecht auf Geschlecht durch Zeugung immer ergänzest. Jeder bessere Tag in der armen Sterblichen Leben Fliehet gar schnell, es erfolgt Krankheit und trauriges Alter, Mühsal rafft und Strenge des unbarmherzigen Todes. Immer sind, die du gern um stärkere Mütter vertauschtest, |
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Immer ersetzt sie dann, und daß du Verlust nicht bereuest, Komm zuvor und verjünge die Herd' in jährlichem Nachwuchs.
Auch der Schwarm des Gestütes bedarf nicht minder der Auswahl. |
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Jugendlich trabt ein Füllen aus edlerem Blut in den Feldern Höheren Ganges einher und hebt die geschmeidigen Schenkel. Vorzurennen im Weg' und den drohenden Strom zu versuchen Wagt es kühn und vertraut sich der betretenen Brücke, Unerschreckt vor leerem Geräusch. Hochragenden Halses |
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Ist es und feineren Haupts, dünnbäuchig mit fleischigem Rücken; Und vollmuskelig strotzt ihm die mutige Brust. Der begehrteren Farbe ist braun und geapfeltes Grau, der schlechteren gelblich Oder weiß. Dann, wenn ein Getön fern hallte von Waffen, Unstet stampfet es, spitzet das Ohr und erbebt an den Gliedern, |
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Schnaubend auch rollt's aus den Nüstern den Dampf des gesammelten Feuers. Dicht ist die Mähn', und sinket geweht auf die rechte der Schultern, Doppelt läuft durch die Lenden der Rückgrat hin, in die Erd' auch Höhlet es und laut schallt mit gediegenem Horne der Hufschlag. Also prangte, von Pollux dem Amykläer24) gebändigt, |
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Cyllarus, und, die der Grieche im Heldenliede gefeiert, Mars' zweispännige Ross', und der Zug des großen Achilles. Also schüttelte selber die Mähn' um den Nacken des Rosses Rasch, von der kommenden Gattin gescheucht, Saturnus, und ringsum Füllt er Pelions Höh'n im Entfliehn mit hellem Gewieher25). |
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Den auch, haben ihn Seuch' und trägeres Alter entkräftet, |
| 100 | Tobt er machtlos. Darum den Mut und die Frische des
Alters Merke zumeist; dann andre Dinge, den Stammbaum der Tiere, Auch wie gekränkt der Besiegte, wie stolz der Palm' er einherging. Schauest du nicht, wann hastig im Flug wetteifernde Wagen Über den Plan hinstürzen, geöffneten Schranken entrollend, |
| 105 | Wann die Hoffnung gespannt in der Jünglinge
klopfenden Herzen Wühlt und pochende Angst? Vorwärts mit geschwungener Geißel Drohn sie, die Zügel gelöst; mit Gewalt rast glühend die Achse. Jetzo gesenkt, und jetzo erhöht, auf scheinen sie schwebend Wie durch Öde der Luft und emporgetragen zum Himmel. |
| 110 | Nirgendwo Rast noch Verzug. Ein Gewölk des
gelblichen Sandes Steigt, sie feuchtet der Schaum und dampfender Hauch der Verfolger. So ist die Liebe zum Ruhm, so brennend der Durst des Triumphes. Erichthonius26) fügte zuerst Rennwagen und Vierspann Kühneren Muts und betrat siegreich die eilenden Räder. |
| 115 | Zäum' erfand der Lapith
pelethronischer27) Tal',
und die Kreisung, Fest auf den Rücken geschmiegt, daß wohl der gewappnete Reiter Durch das Gefild' hintrabt und in stolzerem Schritte sich tummelt. Gleich ist beiderlei Müh und gleich an Jugend erfordern Züchter das Roß, so feurig an Mut, wie im Laufen gewaltig: |
| 120 | Wenn auch oft er in Flucht die gewendeten Feinde
gejaget, Auch aus Epirus entsprossen sich rühmt und dem tapfren Mycenä28), Ja von Neptunus sogar ableitet die Ahnen des Stammes29). Ward dies alles beachtet, und kommt die geeignete Zeit, wird Jegliche Sorge verwendet, mit kräftigem Futter zu mästen |
| 125 | Ihn, den zum Führer erwählt und der Herde zum
Gatten bestimmt ward. Schneid' ihm saftiges Kraut und reich' ihm kühlendes Wasser, Spelt auch, daß nicht mangle die Kraft zur schmeichelnden Arbeit, Und nicht schwächliche Kinder die Nüchternheit künden des Vaters. Aber die weibliche Trift laß magerer werden mit Vorsatz; |
| 130 | Und sobald nach Vermählung die schon bekanntere
Wollust Brünstig verlangt, dann weigre das Laub, dann wehre dem Bade. Laß auch erschütternden Lauf und Sonnenglut sie ermüden, Wenn von gedroschenem Korne die Tenne dröhnt, und dem Worfler Schon die nichtige Spreu30) im steigenden Weste verwehet. |
| 135 | Solches tu', daß nicht zu üppiger Wuchs die
Empfängnis Raube dem Fruchtgefild', untätige Furchen verschlämmend; Sondern mit Gier es raffe die Lust und im Inneren berge.
Jetzo weicht die Sorge des Manns, und die Pflege der Mutter |
| 140 | Nie lass' einer sie schwer in dem Joch fortziehen die
Lastfuhr, Oder im Sprung durchrennen den Weg, noch in hitziger Flucht hin Toben die Wiesen entlang und reißende Ströme durchschwimmen. Still im buschigen Tal und an vollwallenden Bächen Weide sie, wo Moos31) grünet, und frisch von Grase der Bord ist, |
| 145 | Wo Felsgrotte bedeckt, und Geklipp vorhänget mit
Schatten.
Um des Silarus32) Hain'
und eichenbelaubten Alburnus |
| 150 | Flieht die verwilderte Herd'; es rast vom Gebrülle
der Äther Weit durchbebt, Bergwaldung und Ufer des trocknen Tanagrus. Durch dies Scheusal übte vordem Grauntaten des Zornes An der inachischen Kuh34) die unheilsinnende Juno. Vor ihm, denn in des Tages Entflammungen stürmt es mit Wut an, |
| 155 | Schütze das trächtige Vieh im Geheg' und weide
die Rinder, Wenn aufstrahlte die Sonn' und wenn mit Sternen die Nacht kommt.
Nach der Geburt wird gänzlich die Sorg' auf die Kälber verwendet, |
| 160 | Oder dem Opferaltare geweiht sein, oder dem Feldbau, Daß sie die Flur aufbrechen, die rauh von Schollen emporstarrt, Aber er übrige Schwarm durchweide die grünenden Triften.
Welche du aber zu Fleiß und Landarbeiten bestimmest, |
| 165 | Weil noch bildsam das junge Gemüt, noch biegsam das
Alter. Knüpfe zuerst um den Hals von der Weide dünnem Gesprosse Weitgebogene Reif', und ward ihr freierer Nacken Nun zum Dienste gewöhnt, dann füg', an den Banden vereinigt, Gleiche Paar' und zwinge den Schritt zu gesellen die Stiere. |
| 170 | Oft nunmehr heiß jene dir ziehn und beladene
Wagen Durch das Gefild' und oben den Staub mit dem Gleise bezeichnen; Bis von mächtiger Last die buchene Achse beschweret Knarrt, und die eherne Deichsel verbundene Räder einherrollt. Reich' ungebändigter Jugend indes nicht Gräser allein dar, |
| 175 | Oder der Weide magres Gesproß und sumpfiges
Teichschilf, Raufe auch grünes Getreid' in der Hand. Auch müsse die Melkkuh Nicht nach der Väter Gebrauch weißschäumende Kübel dir füllen; Ganz auf die trautesten Kinder verwandt sei die Fülle des Euters. Doch wenn Kriege vielmehr du begehrst und stolze Geschwader, |
| 180 | Oder am Strom des
Alpheus35) vorbeizurollen
um Pisa, Und in Jupiters Haine das rasche Gespann zu beflügeln, Früh sei des Rosses Geschäft, auf Mut und Waffen zu schauen Kämpfender, auch zu ertragen die Zink' und seufzender Räder Zug zu bestehn und im Stalle die klirrenden Zäume zu hören; |
| 185 | Dann je mehr und mehr am schmeichelnden Lobe des
Zähmers Sich zu erfreun und sanftes Geklatsch des Halses zu lieben. Solches bereits, wenn kaum er der Mutterbrust sich entwöhnet, Wag' er, und biet' ums andre das Haupt der weicheren Halfter, Kraftlos noch und zitternd und noch unkundig der Jugend. |
| 190 | Aber nachdem drei Sommer entflohn, und der vierte
herannaht, Lern' er sofort den Tanz in die Rund und geordneter Schritte Tönenden Takt, und erhebe die wechselnde Krümme der Schenkel, Gleich wie schwer arbeitend dem Blick; dann ruf' er zum Wettlauf Jetzo die Wind', und im Fluge durch offenes Feld, wie entzügelt, |
| 195 | Renn' er, nur kaum mit dem Huf die sandige Fläche
berührend; Wie wenn Aquilo dicht von hyperborischen36) Küsten Tobt', und Szythiens Winter umher und trockene Wolken Tummelte. Siehe, die Saaten des Tals und die wallenden Felder Schauern sanft vom Hauche gestreift, doch die Wipfel des Bergwalds |
| 200 | Rauschen zerwühlt, und es rollt fernher zum Gestade
die Meerflut. Jener fliegt, wie die Fluren in Hast, so die Wasser durchwühlend. Der wird einst vor Elis37) am Ziel und im mächtigen Umlauf Triefen vor Schweiß und sprühen den blutigen Schaum aus dem Rachen, Der wird belgische Wagen am biegsamen Halse daherziehn. |
| 205 | Jetzo zuerst laß groß von derbem Gemisch des
Getreides Wachsen den mächtigen Leib der gebändigten; vor der Bezähmung Werden sie hoch erheben den Mut und, gefangen, sich weigern, Schwanke Streich' und die Härte des Wolfsgebisses38) zu dulden. Doch kein emsiger Fleiß erhöhet die Kräfte so mächtig, |
| 210 | Als wenn du Venus' Gelüst und blinde
Betörungen abwehrst, Ob nun der Ross', ob mehr der Rinder Gebrauch dir erwünscht ist. Drum verbannt man ferne die Stier' in einsame Weiden, Hinter versperrenden Berg, jenseits breitströmender Flüsse, Oder man hält sie daheim an vollen Krippen gebunden. |
| 215 | Denn es verzehrt allmählich des Weibes
entflammender Anblick Jede Kraft und verbeut an Gebüsch zu denken und Grasung. Reizt doch jene sogar durch süße Bezauberung oftmals Trotzige Buhler, den Kampf grimmvoll zu entscheiden mit Hörnern. Jugendlich schön durchweidet die Kuh den gewaltigen Sila39); |
| 220 | Jene nahn feindselig in Kraft und Stärke zum
Angriff, Wunde mit Wund' abwechselnd, und schwarz rinnt Blut um die Glieder; Dort ringt gegen und dort ihr strebendes Horn mit des Eisers Dumpfem Gebrumm, laut hallen die Forst' und der hohe Olympus. Auch nicht dulden die Kämpfer gemeinsame Hürde; hinweg geht |
| 225 | Einer besiegt, in der Ferne die Fremdlingsflur zu
durchwandern; Denn er beseufzt unmutig die Schmach und die Wunden vom stolzen Sieger gebohrt, auch die Buhlin, die ungeahndet er einbüßt. Und nach der Hürde umschauend, verläßt er sein väterlich Erbreich. Jetzt nun übt er mit Sorgfalt der Kräft' Anstrengung und zwischen |
| 230 | Hartem Geklipp ausdauernd auf ungestreuetem Lager Ruht er, von stachligem Laube genährt und schneidendem Riedgras; Auch versucht er sich selbst und lernt in die Hörner zu wüten, Gegen den Stamm anstrebend des Baums, und trotzet den Winden, Stoß auf Stoß, vorspielend der Schlacht mit gesprengetem Sande. |
| 235 | Bald, wenn Kraft er von neuem und frischere Stärke
gesammelt, Zieht er zum Kampf und stürzt auf den sorglos weidenden Gegner, So wie die Wog' in der Mitte des Meers weißschäumend emporwallt, Fernher, und aus der Tiefe sich hohl zieht, jetzo gewälzet Gegen den Strand, unermeßlich die Felsen durchrauscht und an Größe |
| 240 | Gleich dem Gebirg' hinkracht; nun drehn sich die
untersten Wasser Brandend empor und strudelnden schwärzlichen Sand aus dem Abgrund.
Alles Geschlecht auf Erden, der Menschen sowohl wie des Wildes, |
| 245 | Nie zu anderer Zeit hat der Brut vergessend die
Löwin Grimmiger Blacheinöden durchschweift; nie streckten so viele Leichname rings durch alle Gehölz' unförmige Bären Mörderisch. Dann sind Eber erbost, dann raset der Tiger; Ach, dann irrt man traurig in Libyens einsamen Feldern. |
| 250 | Sahest du nicht, wie den Hengsten der Leib von
erschütternder Sehnsucht Schauerte, wenn der Geruch bekanntere Lüfte herantrug? Wie kein Zaum der Männer sie mehr, noch die strafende Geißel, Felsen nicht und hohles Geklüft, noch begegnende Ströme Bändigten, die im Gewog' abschüssige Berge daherdrehn? |
| 255 | Zorniger rennt und wetzet den Zahn der sabellische
Keiler, Malmt mit dem Fuße den Grund und reibt am Baume die Rippen Rechts und links und härtet die Schulter auch gegen Verwundung. Was der Jüngling40) zumal, dem wühlt die Marke das Feuer Grausamer Lieb'? O schau, durch zuckender Stürme Gestrudel |
| 260 | Schwimmt er in dunkler Nacht, der verspätete:
über ihm donnert Hoch die ätherische Pfort', und es brüllt, an die Klippen geschmettert, Brandende Flut; nicht hemmt ihn das Bild unglücklicher Eltern, Nicht die auf kläglicher Leich' ihm bald hinsterbende Jungfrau. Was des Bacchus gesprenkelte Luchse41), erbitterter Wölfe |
| 265 | Oder der Hunde Geschlecht, und der Hirsch unkriegerisch
kämpfend?
Siehe, vor allen erhebt sich die rasende Liebe der Stuten. |
| 270 | Sehnende Brunst; sie ersteigen die Höh'n und
schwimmen den Strom durch. Gleich, wenn nur eben gezündet im gierigen Mark die Entflammung, Mehr noch im Lenz, da von neuem die Glut sie bewältiget, steh'n sie Alle den Mund zum Weste gewandt, auf zackigen Berghöh'n, Einzuatmen der Lüfte Wehn, und ohne Begattung44) |
| 275 | Oft vom schwängernden Hauche gefüllt, o
wunderbar klingend, Felsen hindurch und Geklüft und Bergwindung talabwärts Fliehen sie rasch, nicht, Eurus, zu dir, noch zur östlichen Sonne, Nein, dem Caurus und Boreas zu, und von wannen sich Auster Schwarz aufrafft und den Himmel mit kaltem Regen verdüstert. |
| 280 | Hieraus entsteht zuletzt, was richtig der Hirte die
Roßwut Nennet; langsam enttropft das Gift dem Leibe der Stuten, Roßwut, welche sich oft stiefmütterlich grausame Weiber Suchen und Kraut einmischen und unheilbringende Worte. Doch es entfliehen indes, es entfliehn unersetzlichen Stunden, |
| 285 | Weil wir, gereizt von Liebe, das Einzelne säumend durchwandern. |