17.17 Tag-Libraries   Unsere bisherigen Web-Seiten bestanden hauptsächlich aus Visualisierung, eingestreut mit Stücken von Java-Quellcode. Haben wir unsere Arbeit gut gemacht, dann haben wir ausgiebig Beans benutzt, die das Datenmodell beinhalten. Doch leider bleibt dann immer noch das Problem, dass zu viel Java-Quellcode in der JSP verbleiben kann. Das liegt auch daran, dass die Beans kein HTML erzeugen sollen, damit sie universell wiederverwendbar sind - Beans sollen mit JSPs direkt nichts zu tun haben. Erzeugen jedoch die Beans kein HTML, und die JSP soll es auch nicht machen, dann bleibt die Frage, wer denn dann HTML-Ausgaben erzeugen soll.
Die Antwort liegt in speziellen benutzerdefinierten Tags (engl. custom tag libraries). Diese Tags sind in XML formuliert, so dass es mit ihnen erstmals möglich wird, eine Web-Seite ganz ohne Scriptlets zu formulieren. Ein XML-Prozessor kann eine generierte Datei mit Tags dann als korrektes XML validieren.
Der Autor der Tags definiert nach außen eine Funktionalität ähnlich der der Beans. Den Nutzer hat es nicht zu interessieren, wie die Tags implementiert sind. Mittlerweise gibt es auch eine ganze Reihe von freien Tag-Bibliotheken, vorneweg die Standard Tag Library (JSTL) der Apache-Gruppe.
17.17.1 Standard Tag Library (JSTL) der Apache-Gruppe  
Unter den vielen schon existierenden Tag-Libraries (kurz Taglibs) standardisiert die JSR-052 Expert Group eine Taglib unter dem Namen JSTL-Tags (http://jakarta.apache.org/taglibs/doc/standard-doc). Diese Taglib definiert eine Reihe von Pakten für alle Aufgaben, mit denen es JSP-Entwickler aufnehmen müssen. Darunter fallen etwa Datenbankverbindungen, Zeichenkettenverarbeitung, Iterationen oder Datumsformatierungen. Neben dieser Standard-Taglib bietet die Apache-Gruppe eine Reihe weiterer Taglibs an. Die folgende Tabelle gibt eine Kurzbeschreibung der Taglibs.
Taglib
Beschreibung
Application
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Gibt Zugriff auf das ServletContext-Objekt.
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Benchmark
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Möglichkeiten zur Messung der Performance
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BSF
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Das Bean Scripting Framework (BSF) erlaubt das Einbetten von Scipt-Sprachen wie JavaScript, VBScript, Perl, Tcl, Python in Java.
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DateTime
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Formatieren von Datumsausgaben, Lokalisierung, Eingabe aus HTML-Formularen
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DBTags
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Zugriff aus SQL-Datenbanken
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I18N
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Hilfe bei der Internationalisierung
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Input
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Repräsentiert FORM-Elemente.
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IO
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Ermöglicht HTTP, HTTPS, FTP, XML-RPC oder SOAP Anfragen aus der JSP, um externe Daten einzubinden.
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JNDI
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Erzeugt einen javax.naming.Context.
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Log
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Logging mit log4j in Dateien, JMS, RPC ...
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Mailer
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E-Mail-Versand
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Page
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Zugriff auf den PageContext
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Random
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Generiert zufällige Zeichenketten und Zahlen.
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Regexp
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Reguläre Ausdrücke
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Request
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Zugriff auf den HTTP-Request der JSP
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Response
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Zugriff auf den HTTP-Response
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Scrape
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Entnimmt Teile aus Web-Seiten und bindet sie in die eigene JSP ein.
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Session
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Zugriff auf HttpSession
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Standard
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Die Standard-Taglib, die im Java Community Process JSR-052 beschrieben ist
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String
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Verarbeitung von Zeichenketten
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Utility
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Utilities (Hallo-Tag grüßt die Welt, Validierung eines FORMs, Quellcode anzeigen)
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XSL
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Erlaubt XSL Transformations.
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XTags
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XSLT und Verweise mit XPath
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 17.17.2 Beispiel mit einer Taglib-Direktive 
Bevor wir uns ins Vergnügen mit eigenen Tags stürzen, wollen wir ein Beispiel mit der JSTL formulieren.
Listing 17.19 FirstTagDemo.jsp
<%@ taglib prefix="c" uri="http://java.sun.com/jstl/ea/core" %>
<% request.setAttribute( "jt", "Java-Tutor" ); %>
<% request.setAttribute( "end", "4" ); %>
<% request.setAttribute( "number", "12.03.1973. Das ist mein Geburtstag" ); %>
<c:expr value="$jt"/> <br>
<c:expr value="$jt.big()"/> <br>
<c:expr value="$jt.charAt(end)"/> <br>
<c:expr value="$jt.fontcolor('gray')"/> <br>
<c:expr value="$jt.link('http://java-tutor.com/')"/> <br>
<c:expr value="$jt.slice(0, end)"/> <br>
<c:expr value="$parseInt(number)"/> <br>
<c:expr value="$escape(number)"/>
Unsere JSP soll einige Funktionen der Zeichenketten verwenden, etwa um eine Zeichenkette größer darzustellen oder die Farbe zu ändern.
Mit der Direktive taglib lassen sich selbst definierte Tags in einer Web-Seite einbinden. Die Direktive schreibt die Attribute uri und tagPrefix zwingend vor.
<%@ taglib prefix="c" uri="http://java.sun.com/jstl/ea/core" %>
Die URI gibt den Tag-Deskriptor an, der die benutzerdefinierten Tags eindeutig bezeichnet. Das Präfix definiert einen Namensraum, unter dem in der JSP die Tags angesprochen werden. Bestimmte Präfixe sind verboten, da sie von Sun reserviert sind: jsp, jspx, java, javax, servlet, sun, sunw.
Installationen
Um das Ergebnis der JSP lokal zum Laufen zu bringen, benötigen wir auf der Client-Seite die JSTL-Bibliotheken. Wir können sie unter http://jakarta.apache.org/builds/jakarta-taglibs/ beziehen. Nach dem Entpacken kopieren wir die .lib-Dateien in das Unterverzeichnis lib unseres WEB-INF-Verzeichnisses. Damit ergibt sich folgende Verzeichnisstruktur:
<BASE>\jt\WEB-INF\lib\js.jar
<BASE>\jt\WEB-INF\lib\jstl.jar
<BASE>\jt\WEB-INF\lib\standard.jar.
Die Ausgabe ist

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Das Dilemma bei der Sache ist nur, dass zwar die Bibliothek auf der Client-Seite installiert ist, es aber für eigene Versuche ungünstig ist, dass für die TLDs, also nur für die Beschreibung, eine Internet-Verbindung bestehen muss. Daher sollten wir alle TLD-Dateien ebenfalls in unser WEB-INF-Verzeichnis kopieren.

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Wenn wir nun die Taglib-Direktive anpassen und uns als URI auf das eigene WEB-INF-Verzeichnis beziehen, dann werden alle Informationen über die Tag-Bibliothek vom eigenen Rechner bezogen.
<%@ taglib prefix="c" uri="/WEB-INF/c.tld" %>
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